Ich spreche hier ganz bewusst vom Herzen, weil mir das als Wort und Umschreibung so oft begegnet für alles, was mit einer tiefen Sehnsucht verbunden ist. Verbunden mit einer Sehnsucht nach Ruhe und Sicherheit, die es vielleicht einmal gab, in der frühen Kindheit, und an die sich vielleicht irgendwann wieder anknüpfen lässt: hier, an einem Ort ohne Krieg. Vielleicht mit neuen Menschen, vielleicht irgendwann mit einer eigenen Familie.
Fäden, die zu den Müttern führen
Die zarten Fäden, die zurück in die Kindheit führen, zu den Müttern, sie erweisen sich beim Erzählen als stark und verlässlich. Oft sind sie verbunden mit ganz realen Alltagserfahrungen in den Herkunftsländern, in Afghanistan oder in Syrien. Und oft spielt dabei ganz konkret die Arbeit an der Nähmaschine eine wichtige Rolle, die zur Sicherung des Unterhalts für die Familie von großer Bedeutung war.
So manches von Hand genähte Kleidungsstück ist als Fluchtgepäck mit auf die lange Reise nach Deutschland gegangen. Als Erinnerung an Menschen, die nicht mehr am Leben sind. Vielleicht auch als Vergewisserung für das Gefühl der Verbundenheit und der Geborgenheit, das sich viele Geflüchtete in ihren Herzen bewahrt haben.
Ihnen ist folgendes Gedicht gewidmet:
Zärtliche Schleifen
Mit der Hand
gab deine Mutter
dem Rad seinen Schwung
immer wieder,
dass die Nähmaschine im Rhythmus surrte,
im Rhythmus von Sorge und Mut.
Mit dem Mund
gab sie Worte
für all ihre Kinder,
viel Zeit blieb nie,
doch genug
für die kleinen zärtliche Schleifen
an jedem Namen,
wenn sie nach euch rief.
Immer noch
lebt die Stimme in dir,
lässt den Faden
nicht reißen.