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Freundschaft in Zeiten der Migration

Das Tolle an Freundschaft ist, dass sie vermutlich jeder anders definieren würde. Für die einen bedeutet sie, sich von Kindesbeinen an zu kennen, sich jeden Tag zu sehen und regelmäßig die intimsten Geheimnisse miteinander auszutauschen.

Die anderen können eine Freundschaft auch mit jemandem führen, den sie durch Zufall kennengelernt haben, dem sie ab und zu auf Facebook ein „like“ schenken und höchstens alle zwei Jahre sehen.

„Sobald man sich auf Augenhöhe begegnet, ist für mich eine Freundschaft geboren“

Für mich ist es egal, wie oft ich jemanden zu Gesicht bekomme oder wie lange ich jemanden kenne. In meinen Augen basiert eine Freundschaft vor allem auf Werten wie Sympathie, Verständnis, Toleranz, Akzeptanz und Loyalität. Sobald man sich auf Augenhöhe und mit diesem gemeinsamen Wertesystem begegnet, ist für mich eine Freundschaft geboren.
Ich persönlich führe verschiedene Arten von Freundschaften. Eine ganz neue Art ist dazugekommen, als ich 2015 nach einigen Jahren zurück nach Deutschland gezogen bin. Mein letztes Studienjahr führte mich zu dieser Zeit nach Hamburg.

Von der Masterarbeit zur Verbindung fürs Leben?!

Meine Heimat liegt etwa 800 km entfernt. Genau zur gleichen Zeit kamen zahlreiche andere junge Leute in die Stadt. Deren Heimat liegt allerdings ein paar Tausend Kilometer weg.
Für meine Masterarbeit suchte ich damals für Interviews vor allem SyrerInnen. Wie viel Hilfsbereitschaft ich da erfahren habe, ist wirklich unglaublich. Egal, wen ich in den so genannten „Flüchtlingscafés“ angesprochen habe – alle waren dazu bereit, meine Fragen zu beantworten und jeder Einzelne nahm sich viel Zeit dafür. Aus diesen Gesprächen sind unter anderem richtige Freundschaften entstanden.

Es passierte dann so viel Denkwürdiges, dass ich natürlich nicht alles in diesen Text packen kann. Als Erstes fällt mir ein, wie belustigt Mahmoud war, auf meiner Geburtstagsfeier einen Deutschen zu treffen, der die schlimmsten syrischen Slangwörter kannte. Oder wie Hameedi extra für mich kochte und wir danach Shisha geraucht und zu syrischer Musik getanzt haben.
Mit Aman war ich unter anderem im Museum für Kunst und Gewerbe – sein erster Museumsbesuch überhaupt. Wir beide wurden sogar mal vom Spiegel-Magazin interviewt. Da ging es vor allem um ehrenamtliches Engagement (bei mir) und Deutschlernen (bei ihm). Diese Stichwörter habe ich allerdings nie mit unserer Freundschaft in Verbindung gebracht.

Veränderungen und Unterschiede stellen kein Hindernis dar

Was ich außerdem aus dieser Zeit mitgenommen habe, ist die Erkenntnis, dass Freundschaften mit Menschen möglich sind, die nicht nur komplett anders aufgewachsen sind, sondern auch etwas durchgemacht haben, das ich mir nicht mal im Entferntesten vorstellen kann.
Nicht zuletzt sind diese Freundschaften also etwas Besonderes, weil sie von meiner Seite durchaus mit Bewunderung gespickt sind. Es geht also nicht zwingend darum, von vornherein möglichst viel mit dem Freund oder der Freundin gemeinsam zu haben, sondern trotz der Unterschiede befreundet zu sein und gut miteinander auszukommen.

Das Leben ist dynamisch. Ich wohne inzwischen woanders, arbeite und führe ein anderes Leben als zu Studienzeiten. Ebenso hat sich das Leben meiner FreundInnen verändert: Auch von ihnen sind nicht mehr alle in der Hansestadt. Zum Glück haben die meisten inzwischen weiter studieren oder beruflich Fuß fassen können.
Letztendlich bin ich unglaublich froh und dankbar, dass ich diese tollen Menschen kennenlernen durfte, wir uns gegenseitig geholfen haben, wenn es nötig war und so viel voneinander lernen konnten.
Und auch wenn es im Moment schwieriger ist, sich persönlich auszutauschen, werden wir Freunde bleiben. Vielleicht treffen wir uns ja erst in zwei Jahren wieder? Für unsere Freundschaft wird das keinen Unterschied machen.

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Autorengruppe
Franziska arbeitet in den Bereichen Marketing, Redaktion und Social Media in Berlin. Sie interessiert sich für interkulturelle Verständigung und für alles rund um die Themen Migration und Integration. „Das Tolle am Flüchtling-Magazin finde ich, dass es einen partizipativen Ansatz hat und einen Dialog schafft – für alle, die in Deutschland leben.“

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