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„Ich fühle mich gut integriert.“

Mein Name ist Sediqheh Jafari. Ich bin 28 Jahre alt, floh vor 18 Jahren von Afghanistan nach Deutschland und fühle mich heute gut integriert. Ich erinnere mich nur schwach an die damalige Situation in meiner Heimatstadt Herat. Aber ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass meine zwei Schwestern und ich eine wundervolle Kindheit hatten.

Sophie Martien

Wenn die sichere Heimat nur noch Furcht sät

Wir sind sehr behütet aufgewachsen, meine Eltern und meine Großeltern haben sich immer gut um uns gekümmert. Wir besaßen ein großes Haus, in dem die ganze Familie zusammenlebte. Ein ganz besonderes Verhältnis hatte ich zu meinem Opa. Er hat uns immer beschützt, bei ihm habe ich mich sicher und geborgen gefühlt. Er arbeitete als Immobilienmakler und wir waren Inhaber einer Lederfirma. Finanziell ging es uns also gut. Doch dann kamen die Taliban und alles veränderte sich. Die Straßen in Herat wurden immer leerer, unsere Nachbarn haben sich nicht mehr hinaus getraut und wenn man aus dem Fenster schaute, dann sah man nur Panzer und bewaffnete Soldaten. Das hat mir Angst gemacht, es war unglaublich furchteinflößend.

Die Flucht durch einen erbarmungslosen Winter

Also sind wir geflohen. Meine Eltern, meine beiden Schwestern und ich. Eigentlich dachten wir, dass wir Deutschland innerhalb eines Monats erreichen würden – doch das war ein Trugschluss. Der Winter erwischte uns hart und erbarmungslos, wir waren schlussendlich ganze drei Monate unterwegs. Während der gesamten Flucht hatte ich wahnsinnige Angst. Ich war orientierungslos, wusste nicht, wo wir sind, wie ich mich verhalten soll oder wo wir die nächsten Tage verbringen werden. Für mich und meine Schwestern war das alles wirklich schlimm und traumatisch. Und doch haben meine Eltern ihr Bestmögliches gegeben, dass wir Kinder uns sicher fühlen und, dass all die Angst und Furcht nicht zu nahe an uns herankommt. Dafür bin ich meinen Eltern bis heute dankbar.

Als wir endlich in Deutschland ankamen, war ich erschöpft, müde, aber auch sehr erleichtert. Und trotzdem war mein erster Gedanke: Hey, ich will zurück nach Herat, nach Afghanistan, ich vermisse Oma und Opa so sehr! Aber mit der Zeit habe ich dann gemerkt, dass es Stück für Stück besser wurde.

Integration durch Sprache, Freunde und Familie

Und ich kann mich noch sehr gut an meinen ersten Schultag erinnern. Das war alles ganz aufregend und neu. In Afghanistan durfte ich die Schule nicht besuchen, weil ich ein Mädchen war. Die Schule war nur für Jungen offen. In der deutschen Schule habe ich mich recht schnell eingelebt und auch neue Freundinnen gefunden. Und auch das Erlernen der deutschen Sprache hat gar nicht so lange gedauert – ich war motiviert, wollte mich integrieren. Hinzu kam dass mein Vater sehr streng war. Er hat von mir und meinen Schwestern erwartet, dass wir schnell Fortschritte beim Erlernen der deutschen Sprache machen. Also haben wir auch zuhause nur noch Deutsch gesprochen. Denn in Deutschland ist nun unsere zweite Heimat. Und damit wir uns in die deutsche Gesellschaft integrieren können, müssen wir die Sprache unbedingt beherrschen. Das war der Ansatz meiner Eltern. Und sie hatten Recht!

Ein geliebtes Zuhause und eine Heimat im Herzen

Mittlerweile möchte ich nirgendwo anders mehr leben, als hier in Hamburg. Ich fühle mich gut integriert, habe eine Ausbildung zur Altenpflegerin absolviert und arbeite jetzt in einem Altenheim in Eppendorf. Der Beruf bringt mir wirklich viel Spaß. In meiner Freizeit treffe ich mich gerne mit meinen Freunden oder ich unternehme etwas mit der Familie. Selbstverständlich wird Afghanistan immer meine Heimat bleiben – ich war jetzt schon wirklich lange nicht mehr dort und habe oft Heimweh. Doch mein Zuhause ist mittlerweile hier in Deutschland.

Gelungene Integration und die Geschichte dahinter

All das thematisiere ich in meinem autobiographischen Buch „Sedi kam nach Deutschland – kämpfte-hoffte und fand eine neue Heimat.“ Mit diesem Buch möchte ich erreichen, dass die Lage der Flüchtlinge besser verstanden wird. Ich möchte die Hintergründe und die Zusammenhänge aufzeigen und verdeutlichen. Darüber hinaus beschreibt es meine eigene, erfolgreiche Integration in die deutsche Gesellschaft. Darauf bin ich sehr stolz!

Die Idee, dieses Buch zu schreiben, hatte ich schon vor etwa zwei Jahren. Doch dann hat ein guter Freund mich ermutigt, den Gedanken auch in die Tat umzusetzen. Ich habe also angefangen zu schreiben und innerhalb von drei Monaten war mein Buch schließlich fertig. Was für ein unglaubliches Gefühl! Ich habe mir alles von der Seele geschrieben, das war auf der einen Seite ungemein befreiend. Auf der anderen Seite hat es aber natürlich auch viel Kraft gekostet. Es kamen immer wieder schlechte Erinnerungen an traumatische Ereignisse hoch, die ich verdrängt, aber nicht vergessen hatte. Aber mit der Unterstützung meiner Familie und Freunde habe ich es geschafft, dieses Buch zu vollenden und zu veröffentlichen. Und das ist ein sehr gutes Gefühl!

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„Ich schreibe und fotografiere für das kohero Magazin, weil es durch seine unabhängige, kritische Berichterstattung einen wertvollen Beitrag zur Integration leistet. In der Redaktion arbeite ich mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern zusammen und dieser kulturelle Austausch motiviert und begeistert mich.“

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