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Performing Embassy of Hope: rasant, atemlos, eindringlich!

„Die Technik ist bereit, oder?“ Mit dieser Frage von Regisseur Gernot Grünewald beginnt die Generalprobe seiner aktuellen Inszenierung Performing Embassy of Hope. Grünewald ist lässig gekleidet, ein dünnes, weißes Shirt mit schwarzen Streifen, eine dunkle Jogginghose kombiniert mit Sneakern und eine Mütze runden seinen Look ab.

Foto von Thalia Theater ©Krafft Angerer

Der 40-Jährige war zunächst selbst Schauspieler am Staatstheater Stuttgart, später am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, bevor er 2007 angefangen hat, Regie an der renommierten Hamburger Theaterakademie zu studieren. Seitdem arbeitet er als Regisseur und Dramaturg. Mehrere seiner Inszenierungen wurden bereits ausgezeichnet und haben wichtige Preise gewonnen.

Grünewald verlässt die Bühne, begibt sich in die hinteren Reihen, setzt sich auf einen der Stühle, leise, ohne viel Lärm zu machen. Das Stück beginnt. Der Raum ist abgedunkelt. Nur einige Scheinwerfer spenden ein wenig Licht, beleuchten das Rednerpult in der Mitte der Bühne. Es riecht nach Holz und Farbe.

Politiker versus Geflüchtete

Im hinteren Bereich der Bühne befindet sich eine Art Podest, auf dessen Rückseite auf einer Leinwand Filmsequenzen eingeblendet werden.

Dann ertönt über die Lautsprecher die erste Debatte aus dem Bundestag. Abwechselnd sprechen nun die CDU, die CSU, die Grünen und die Linke. Die Diskussionen sind hitzig, zum Teil sehr emotional, immer aber authentisch und eins zu eins wiedergegeben. Thema aller Debatten ist die deutsche Flüchtlingspolitik.
Das Stück spiegelt die sich zum Teil stark voneinander unterscheidenden Auffassungen der einzelnen Parteien wider. Und es zeigt, wie gespalten die deutsche Politik in Bezug auf Flüchtlings- und Asylfragen ist. Grenzen auf oder zu? Abschiebungen ja oder nein? Familiennachzug bewilligen oder ablehnen?

Im Kontrast zu diesen laut und zum Teil auch leicht aggressiv vorgetragenen Zitaten aus dem Deutschen Bundestag kommen Geflüchtete zu Wort – leiser, tiefgründiger, sanfter, aber nicht weniger eindringlich. Sie berichten von ihrem Alltag hier in Deutschland. Sie erzählen vom Ankommen, aber auch von ihrer Angst vor Abschiebungen und rechter Gewalt, von ihren Schwierigkeiten beim Lernen der deutschen Sprache und von ihrem Heimweh, von der Sehnsucht nach der eigenen Familie.

Authentizität als Grundlage für Performing Embassy of Hope

Grünewald schafft es, Authentizität auf die Bühne zu bringen. Das liegt zum einen an der Wahl der Schauspieler, denn in Grünewalds Stück agieren Laien an der Seite von Profis. Hinzu kommt das Abspielen von Interview-Antworten über die Lautsprecher im Originalton, mit Akzent, mit Grammatik- und Aussprachefehlern, auf Deutsch, auf Englisch und eben auf Arabisch.

Omar aus Syrien ist einer der Laien-Schauspieler. Der studierte Innenarchitekt verließ seine Heimatstadt Aleppo und kam im Dezember 2014 nach Deutschland.
„Theater hat mich schon immer fasziniert“, beginnt der 22-Jährige zu erzählen, nippt an seinem Kaffeebecher, streicht sich durch sein kurzes, glattes Haar.
„Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich mir sehr viele, unterschiedliche Theaterstücke angeschaut, in Aleppo war so etwas nicht möglich, wegen dem Krieg, dem Terror des Regimes, der Bomben und der Gewalt.“

Omar arbeitet in dem Café Embassy of Hope schon seit dessen Start im November 2015. Hier hat er schnell Freunde gefunden, eine sinnvolle Aufgabe noch dazu und Menschen, die ihm mit der deutschen Sprache behilflich sind. Als er von dem Theaterprojekt Performing Embassy of Hope gehört hat, war ihm sofort klar, dass er da mitmachen möchte.

Foto von Thalia Theater ©Krafft Angerer
Foto von Thalia Theater ©Krafft Angerer

Omar: „Unser aktuelles Stück kritisiert, rüttelt wach“

„Mir gefällt das Thema, ich mag den politischen Aspekt. Wissen Sie, die deutschen Politiker reden sehr viel über uns Geflüchtete, bestimmen über uns, treffen Entscheidungen über uns. Dabei kennen sie uns gar nicht, wissen nicht auch nur ansatzweise, wie es sich anfühlt, auf der Flucht zu sein, plötzlich ohne Heimat dazustehen, entwurzelt zu sein, ganz alleine, nur auf sich gestellt. Unser aktuelles Stück kritisiert, rüttelt wach. Und das ist wichtig und gut so!“, äußert sich Omar mit Nachdruck.
Und er lobt eine der Schlüsselszenen des gesamten Stückes: „Einer der Geflüchteten geht zu einem Politiker der CDU, nachdem dieser Afghanistan als ein sicheres Herkunftsland eingestuft hat, in das wieder abgeschoben werden darf. Der Flüchtling fordert ihn daher auch, zwei Flugtickets zu kaufen und morgen nach Kabul zu fliegen. Der CDU Politiker schaut zunächst irritiert, weiß dann nicht, was er sagen soll und druckst kleinlaut herum. Diese Szene verdeutlicht, wie wenig die deutschen Politiker überhaupt wissen, über die Fluchtländer und die Gefahren dort“, so Omar.

Performing Embassy of Hope zeigt also einen kritischen, längst überfälligen Blick auf die mehr als problematische Situation der Geflüchteten hier in Deutschland. Es ist Gernot Grünewald hervorragend gelungen, ein Stück weit die widersprüchliche Situation sowie die verschiedenen, konträren Meinungen zum Thema Flucht und Asyl zu bündeln, zusammenzufassen und wiederzugeben. Peforming Embassy of Hope ist einmal rasant und atemlos, dann wieder leise und eindringlich, regt aber immer zum Nachdenken an. Der Zuschauer beginnt, seine eigene Haltung zu hinterfragen, wird zur Reflexion angeregt. Grünewalds Inszenierung in fünf Akten fesselt von Beginn an, zieht einen in ihren Bann, bleibt spannend bis zum Ende.
Fazit: Unbedingt anschauen!

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