Vielleicht ist Warten unser Krieg
Ich war 15 Jahre alt und ging zur Schule, als der Krieg anfing. In dieser Zeit hörte mein Leben, so wie es kannte, auf. In der Schule war ich Handballspieler. Doch im Krieg, kann man nichts machen – nur auf seinen Tod warten oder um sein Überleben kämpfen.
Vielleicht ist Warten unser persönlicher Krieg und auch im Krieg selbst muss man warten. Ich zog in den Libanon um. Dort musste ich arbeiten, um leben zu können. Ich war ein Junge und alles, was mir blieb war Arbeiten, dem Heute danken. Meine Träume musste ich vergessen, meine Zukunft war mein Brot. Ein halbes Jahr blieb ich im Libanon und fühlte mich wie eine Maschine: Arbeit, Essen, Schlafen. An etwas anderes durfte ich nicht denken und auch nicht erleben, weil ich ein Flüchtling war. Weil in meinem Land Krieg war. Weil ich ein Junge war.
Sport eint Menschen und hilft bei der Integration
Als ich hier das erste Mal in einem Aufnahmelager unterkam, suchte ich einen Sportverein, um etwas in meinem Leben zu machen. So fand ich die 4. Herren SG Altona. Wir trainierten ab September 2016 zusammen, erreichten in der Kreisklassen-Liga den zweiten Platz und inzwischen spielen wir in der 1. Gruppe der Kreisliga. Ich spiele sehr gerne mit meinen Freunden und möchte, dass wir gemeinsame Erfolge erreichen, um in der ersten Liga spielen zu können.
Durch den Sport ist es sehr einfach, sich zu integrieren. Ich habe ganz viele Freunde gefunden und mit ihnen Deutsch gelernt. Auch besuchte ich den Deutschkurs, kann nun gut Deutsch sprechen und Dank meiner Freunde lernte ich die deutsche Kultur kennen. Mit Freunden kann man Integration schaffen.
Erste Schritte zu einem selbstbestimmten Leben
Erst nach einem Jahr des Wartens erhielt ich subsidiären Schutz. Doch das ist egal für mich, weil ich den ersten Schritt in meinem Leben geschafft habe, keine bloße Nummer im bürokratischen System zu sein.
Im Sport vereint sich für mich Ehrgeiz und ein Ziel zu haben. Doch leider weiß ich noch nicht, wie ich Sport und Arbeit zu einem gemeinsamen Ziel führen kann. Aktuell suche ich selbstständig nach einem Job. Ich möchte nicht vom Jobcenter abhängig sein, sondern mich auf mich selbst verlassen können.
Leben und fühlen als freier Mensch
Was ich mir wünsche?
Ich möchte ein Mensch sein, der sein Leben genießen kann und nicht ein Mensch, der unter dem Leben leidet.
Meine Kindheits- und Teenagerzeit habe ich nicht wirklich erlebt. Sieben Jahre in diesem Krieg sind eine sehr lange Zeit. Ich würde so gerne meine Jugend (er)leben dürfen.
Bis jetzt habe in meinem Leben nicht viel mehr erreicht, als Deutsch sprechen zu können. Und jetzt suche nach einem kleinen Erfolg – mit dem ich mich wie ein normaler Mensch fühle.
6 Antworten
Du hast schon sehr viel erreicht, wenn Du in so kurzer Zeit die deutsche Sprache erlernt und Freunde gefunden hast. Nimm Dir Zeit, damit Du eine Ausbildung oder Arbeit findest, die Dir Spaß macht. Alles Gute für Dich und viel Erfolg bei Deiner Jobsuche und mit Deinem Fußballverein.
Alles gute für deine zukunft. Du hast viel geschafft und eine ausbildung/arbeit findest du bestimmt auch noch.
Sei stolz auf dich!
Viele grüße und viel glück!
Ich finde auch, dass du schon sehr viel erreicht hast. Mehr als viele andere. Gib dir Zeit. Alles Gute für die Jobsuche.
Super was du erreicht hast ist etwas worauf Du stolz sein kannst. Über den Sport findest du auch Förderung für den Beruf. Finde heraus was dir liegt und du willst dann findest du auch noch eine Ausbildung.
Ich drücke Dir die Daumen.
Gibt es die Artikel nicht auf Arabisch?
Hallo, meine liebe Carina, ich bin der Trainer von Maher und kann nur bestätigen, was für ein toller Typ Maher ist. Nur auf eines möchte ich hinweisen: Fußball ist zwar ein schöner Sport, aber unser Sportverein, die SG Altona, ist ein Handballverein. Maher hat sich übrigens in der kurzen Zeit schon richtig gut in unsere leicht verrückte Mannschaft integriert. Wir lieben ihn!