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Wir können stolz sein. Was „Flüchtling“ bedeutet

Flüchtling sein - das ist nur eine Station, die wenige Menschen (63 Million auf der Welt) erleben müssen. Es meint nicht eine besondere Gruppe, sondern eine besondere Situation.

Vor mehr als einem Jahr habe ich mit und für euch dieses Magazin, das „Flüchtling-Magazin“, gegründet. Seither suchte ich immer den Austausch und diskutierte mit vielen Geflüchteten über dieses Magazin. Sie haben mich immer gefragt oder kritisiert: Warum hast du dieses Magazin „Flüchtling“ genannt? Warum willst du immer sagen, dass wir Flüchtlinge sind? Müssen wir immer Flüchtlinge sein?

Nein, wir sind nur Menschen, wie alle anderen auch. Wir sind nicht besonders oder anders. Wir gehören nicht zu einer besonderen Gruppe, sondern wir gehören nur uns und tragen unseren eigenen Name. Jeder von uns trägt einen eigenen Namen, auch wenn viele von uns fast die gleichen Namen haben wie Mohammed oder Ahmad. Wir haben unterschiedliche Kulturen, auch wenn viele von uns von der islamischen oder arabischen Kultur geprägt sind. Wir haben unterschiedliche Meinungen und möchten als Flüchtlinge nicht den Eindruck erwecken, als wären wir alle gleich.

Als Flüchtlinge sind wir Menschen wie andere auch

Viele fragen mich: Warum möchtest du immer „Flüchtling“ sagen? Du ordnest uns einer bestimmten Gruppe zu. Willst du damit sagen, dass wir nicht Menschen, sondern eine Gruppe sind?

Nein, wir sind nicht Flüchtlinge, sondern nur Menschen. Wir gehören nicht zu einer bestimmten Gruppe. Wenn jemand von uns etwas Schlimmes oder Inakzeptables gemacht hat, bedeutet das nicht dass wir seine Fehler mittragen müssen. Er allein ist für seine Fehler verantwortlich. Wenn ein Terrorist einen Terroranschlag hier oder an einem anderen Ort verübt, dann tut er das nicht, weil er Flüchtling ist, sondern weil er diese Welt hasst.

Liebe Freunde, Flüchtling bedeutet nichts Schlimmes, auch wenn es von manchen so verstanden wird. Flüchtling ist nicht gleichbedeutend mit „arme Menschen“. Flüchtling meint nicht eine Gruppe, sondern es beschreibt eine Situation, die viele Menschen erleben müssen: Wenn Unternehmer mit Waffenhandel viel Geld verdienen wollen, dann muss es in anderen Ländern Krieg geben. Das treibt viele Menschen in die Flucht.

Flüchtling bedeutet Herausforderung

Flüchtling bedeutet nicht Terror oder Islamismus oder Menschen, die Essen oder Hilfe brauchen. Flüchtlinge, das sind nicht nur Männer. Im März berichteten wir über geflüchtete Frauen, um zu vermitteln, dass Flüchtling nur von der Sprache her ein männliches Wort ist. In der Realität gibt es auch geflüchtete Frauen und geflüchtete Kinder und geflüchtete Familien.

Flüchtling bedeutet Herausforderung. Es bedeutet, auf seine Ziele zu bestehen. Flüchtling bedeutet Erfolg und jetzt, nach zwei Jahren mit multikulturellen Erfahrungen: mehr Sprache, mehr Kultur, mehr Öffnung, mehr …

Das ist es,  was das „Flüchtling-Magazin“ versucht mit seinem Anliegen zu erreichen.

Wir als „Flüchtling-Magazin“ geben dem Wort Flüchtling eine positive Bedeutung

Meine Freunde, wir als Menschen geben den Worten positive Bedeutung oder negative Bedeutung. Wir als „Flüchtling-Magazin“ geben dem Wort Flüchtling eine positive Bedeutung, weil es 60 Million Geflüchtete auf der Welt gibt und weil es immer neue Kriege gibt und immer neue Geflüchtete geben wird. Die Menschen brauchen Sicherheit und eine Willkommenskultur.  Wenn wir als alte Geflüchtete dem Wort “Flüchtling” eine gute und positive Bedeutung geben, dann können andere Geflüchtete ebenso gut empfangen werden. Wenn wir aber als Geflüchtete diesem Wort durch unser Verhalten eine negative Bedeutung geben, dann entsteht auch in anderen Ländern Angst vor den Geflüchteten. Und leider haben einige Geflüchtete die positive Bedeutung durch ihre Fehler beschädigt, z.B. bei den Belästigungen in Köln oder bei Terroranschlägen in Berlin oder Hamburg.

Sprachen lernen

Liebe Freunde, ich bin Flüchtling und ich bin stolz auf mich. Ich habe alle meine Träume, meine Familie, mein Land und meinen Besitz verloren, weil in meinem Land mit Beteiligung verschiedener Länder Krieg herrscht. Deshalb musste ich zu einem anderen Ort gehen und flüchten, um hier etwas Neues aufzubauen. Ich möchte studieren oder eine Ausbildung machen oder einen anderen Job finden, wenn ich die Deutschkenntnisse beherrsche. Die deutsche Sprache ist nicht einfach, aber ich habe das trotzdem geschafft. Ich möchte oder will (weil wollen mehr mit Umsetzung zu tun hat) hier meine neue Ziele und Träume umsetzen.

Ja ich bin stolz auf mich, weil ich jetzt zwei Sprache lernen kann. Als ich in meinem Land war, durfte ich keine andere Sprache lernen.

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Hussam studierte in Damaskus Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen. Parallel dazu arbeitete er als schreibender Journalist. Seit 2015 lebt er in Deutschland. Er ist Gründer und Chefredakteur von kohero. „Das Magazin nicht nur mein Traum ist, sondern es macht mich aus. Wir sind eine Brücke zwischen unterschiedlichen Kulturen.“

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