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Was kann ich machen? Vom Sorgen und Warten auf Familiennachzug.

Ich bin ein Flüchtling aus Syrien. Vor eineinhalb Jahren bekam ich subsidiären Schutz. Seit zweieinhalb Jahren bin ich in Deutschland. Ich habe versucht, meinen Kindern ein neues und gutes Leben in Deutschland zu ermöglichen. Ich hoffte auf ein besseres Leben.

Mein Familie lebt allein in Jordanien. Sie dürfen nicht nach Deutschland kommen, weil ich subsidiären Schutz bekommen habe. Das bedeutet, dass ich kein richtiger Flüchtling bin. So jedenfalls sagt es die deutsche Regierung.

Derzeit keine Chance, meine Familie auf deutschem Boden zu treffen

Vor einem Jahr bin ich nach Jordanien gefahren, um vielleicht etwas zu erreichen. Aber die jordanischen Behörden haben mich nicht nach Jordanien einreisen lassen. So habe ich meine Familie und meine Kinder nur hinter Glas gesehen.

In Syrien wohnte ich in Ghouta, und ich habe wie viele andere auch erfahren, dass die syrischen Behörden ein neues Gesetz erlassen haben, wonach man den Besitz eines Hauses bis Anfang Mai nachweisen muss. Ich denke daran, dass mein Haus das einzige ist, was mich noch mit Syrien verbindet. Wenn aber mein Haus bald weg ist – warum sollte ich dann noch nach Syrien zurückfahren!?

Noch ist offen, wie mein Antrag ausgehen wird. Noch hoffe ich auf eine positive Entscheidung des Richters. Was mache ich, wenn ich einen negativen Bescheid bekomme?

Momentan sehe ich keine Chance, meine Familie auf deutschem Boden zu treffen. Aber vielleicht kann ich nach zehn Jahre meine Familie nach Deutschland holen – ganz im Sinne des neuen deutschen Gesetzes, das pro Monat die Einreise von nur 2000 Geflüchteten erlaubt.  Weil die neue deutsche Regierung offenbar glaubt, dass es besser für Deutschland wäre, weniger Geflüchtete zu haben. Was aber zählt hier mein Recht? Oder habe ich als Flüchtling keine Rechte?  Oder ist die Sicherheit wichtiger als Recht, wenn meine Fimmele ist eine Bedrohung für deutsche Gesellschaft?

Wenn ich einen negativen Bescheid bekommen sollte, dann werde ich lange warten müssen, um meine Familie zu sehen, um meine Kinder nochmal zu sehen.

Meine Seele ist bei meiner Familie – nur mein Kopf ist hier

Ich gehe jeden Tag zum Unterricht, aber bis jetzt kann ich die Deutschen nicht gut verstehen. Denn meine Gedanken sind bei meiner Familie. Meine Seele auch, und ich auch. Nur mein Kopf ist hier.

Meine Familie braucht natürlich Geld. Sie lebt dort in einem kleinen Zimmer. Ich muss ihnen Geld schicken, aber weil ich so schlecht Deutsch spreche, kann ich nicht arbeiten.  Auch ich lebe in einem Asylcamp, das nicht gut ist für die Menschen. Ich bin in medizinischer Behandlung aufgrund von Stress. Ich erlebe hier keine Sicherheit. Stress entsteht für mich durch das Warten und durch schlechte Nachrichten, und schlechte neue Gesetze, und und und…Das Warten ist ein langsamer Tod.

Gesten bekam ich den negativen Bescheid von einer deutschen Behörde. Jetzt bleiben mir noch zwei Wege: hier bleibe und auf meine Familie warten – vielleicht. Oder ich nutze nun eine letzte Chance, um nochmal nach Syrien zu fahren. Und ich hoffe, dass ich von syrischen Behörde nicht verhaftet werde.

Vielleicht gelingt es mir wenigstens, eine Arbeit zu finden – auch ohne Sprache und ohne Ausbildung. Ich bin Schneider, und ich habe seit 28 Jahren als Schneider gearbeitet.

Die Geschichte steht exemplarisch für die Geschichte vieler Geflüchteter, die auf ihre Familien warten müssen. Sie erfahren die Ungerechtigkeit von Gesetzen, die in einem fortschrittlichen Land verabschiedet wurden.

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Hussam studierte in Damaskus Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen. Parallel dazu arbeitete er als schreibender Journalist. Seit 2015 lebt er in Deutschland. Er ist Gründer und Chefredakteur von kohero. „Das Magazin nicht nur mein Traum ist, sondern es macht mich aus. Wir sind eine Brücke zwischen unterschiedlichen Kulturen.“

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