Am vereinbarten Mittwoch waren dann Hussam, Leonardo, ich und später auch noch Lilli anwesend. Es klingelte. Hussam ging zur Tür. Plötzlich standen nicht weitere zwei, sondern ein Dutzend Menschen im Raum. Hätte ich den Mailverlauf weiter studiert, hätte ich erfahren, dass uns das Forscher-Netzwerk „Helping Hands: Research Network on the everyday border work of european citizens“ um ein Treffen gebeten hatte.
Das Netzwerk besteht aus zwölf Kultur- und Sozialwissenschaftlerinnen aus ganz Europa, gesponsert vom Danish Research Council for Independent Research. Etwas überraschend (für mich) konnten wir also Menschen aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Deutschland, den Niederlanden und Schottland als Gäste begrüßen.
Wenn Menschen „helfende Hände“ reichen…
Nachdem jeder einen Platz gefunden hatte, stellten sich alle vor. Das Forscher-Netzwerk untersucht, wie in Europa Solidarität, Austausch und Hilfe stattfinden. Das besondere Interesse liegt auf kleinen Organisationen, die agil und eher lokal sowie informell arbeiten. Dabei geht es auch um die Wandlung der Tätigkeitsfelder und Strukturen in den letzten Jahren.
Die Wissenschaftlerinnen sind für ihre Studien bereits in Kopenhagen, Nijmegen (Niederlande) und Glasgow gewesen. In Hamburg haben sie außer uns innerhalb von drei Tagen auch noch Hanseatic Help, die Poliklinik auf der Veddel, die Al-Nour-Moschee und Westwind besucht. Dazu kam noch ein Stadtrundgang zum Thema „Refugee Struggles in Hamburg“ von „Perspektive Stadterkundung“.
Der Name des Netzwerkes entstand aus der Idee, Menschen des täglichen Lebens dabei zu begleiten, wie sie eine „helfende Hand reichen“. Wer hilft Geflüchteten wie? Durch die Untersuchung von Gründen, Ansprüchen und Erfahrungen privater Initiativen versucht das Netzwerk das Verständnis dafür zu fördern, wie der europäische Bürger in privaten Initiativen seine Rechte zu helfen wahrnimmt.
Auch wir erzählten: Warum und wofür gibt es uns?
Bald kamen wir auf das Wort ‚Flüchtling‘ zu sprechen. Viele der Wissenschaftlerinnen sprechen kein Deutsch und verstehen nicht die Bedeutung der Form des Wortes. Aus dem Geflüchteten wurde der Flüchtling, das Diminutiv. Im Englischen ist es nicht so einfach. „Little Refugee“ wäre die Übersetzung. Mir fällt zur Erklärung nur der Vergleich mit cat und kitten ein.
Weiter ging es mit Zahlen rund um das Magazin: Wie viele Besucher hat unsere Website? Wie viele Follower haben wir auf Facebook, Twitter, Instagram? Die Zahlen kennen wir – ungefähr. Passen mussten wir allerdings bei weitergehenden Fragen danach, welche Inhalte konkret aufgerufen werden oder aus welchen Bevölkerungsgruppen unsere Facebook-Fans kommen. Wir kennen nur das ungefähre Alter und die Herkunft unserer Leser. Besser kennen wir uns da schon im eigenen Team aus. Woher kommen die Redakteure, Autoren, Lektoren etc.
Worüber sollten wir uns mehr Gedanken machen?
Der wohl interessanteste Wandel, von dem wir berichten konnten, ist sicherlich unsere erste Printausgabe im Frühjahr 2018. Sie ist zum ersten Geburtstag des Online Magazins erschienen. Wir erreichten damit ganz neue Zielgruppen. Der Erfolg soll mit der zweiten Printausgabe fortgesetzt werden, die zum Zeitpunkt des Treffens auf Hochtouren produziert wurde. Ab jetzt – anders als die erste Ausgabe – auch mit exklusiven Inhalten, die nicht online verfügbar sind.
Auf nicht alle Fragen wussten wir Antworten. Aber wir konnten hoffentlich einen interessanten Beitrag zu einem wissenschaftlichen Projekt leisten. Auch uns hat der Austausch zum Nachdenken angeregt. Worüber sollten wir uns mehr Gedanken machen? Sollten wir beispielsweise mehr über unsere Leser wissen, um vielleicht unsere Beiträge mehr an unserer Leserschaft ausrichten zu können?
Wer mehr über das Projekt wissen möchte, kann sich hier informieren:
Informationen sind auch am Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie der Universität Hamburg erhältlich.