Die Millerntor Gallery lädt ein zu kreativer Kunst, Konzerten und Veranstaltungen. Die bekanntesten Street Art Künstler Hamburgs stellen aus und viele lokale und internationale Künstler wie Okuda, Andreas Preis, Katie Armstrong, MadC, Nychos und Pum Pum präsentieren ihre Werke.
RESTART ist mit 4 Künstler*innen während der Millerntor Gallery vertreten: Razan al Sabbagh, Heba, Meyhar und Bahar. Wir haben ein Interview mit RESTART Hamburg geführt.
Stephanie Goncalves Norberto ist Local Director von Restart:
Was ist Restart?
RESTART ist eine Organisation die versucht Kunstschaffenden, die erst kürzlich in Deutschland oder woanders in Europa ein neues Zuhause gefunden haben, bei Ihrem Neuanfang zu begleiten. Das Ziel ist es, diesen Personen den Einstieg in die Kunstbranche zu erleichtern und sie dabei aktiv zu unterstützen. Wir schlagen die Brücke zwischen Künstler*innen und Galerien, Ausstellungen, Workshops usw. Wir sind in Hamburg, Berlin, in den Niederlanden und Österreich vertreten.
Schaffen Sie Integration durch Kunst?
Integration ist sehr breit gefächert. In was sollen wir uns integrieren?
Es wird in der Kunst- und Kulturlandschaft Hamburgs ein Platz geschaffen: durch die Zusammenarbeit mit Galerien und verschiedenen Künstler*innen entwickeln sich neue Kontakte, Ideen und Projekte. Netzwerke werden geschaffen, die Künstler*innen können sich auf persönlicher aber auch auf beruflicher Ebene weiterentwickeln. Es ist eine andere Art von Integration. Die persönliche Integration, nicht eine Integration die von unserer Gesellschaft definiert wird.
Was macht RESTART bei der Millerntor Gallery?
Wir vertreten die Millerntor Gallery mit RESTART. Die Künstlerinnen Razan und Bahar bemalen eine neune Meter breite Wand, Hiba und Mehyar stellen ihre Werke aus. Wir vermitteln die Künstler und Künstlerinnen und stehen in Kontakt mit den Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen der Gallery. Wir betreuen die Künstler*innen und unterstützen sie bei allem so gut es geht. Anschließend ist es für RESTART auch einfach wichtig, sich zu connecten und Kontakte zu schaffen, um weitere Ehrenamtliche für RESTART Hamburg zu gewinnen.
Warum malen zwei Künstlerinnen an der Wand und die anderen zwei Künstler*innen stellen aus?
RESTART Hamburg gibt es erst seit ca. zwei Monaten. Die Künstlerinnen kennen sich untereinander noch nicht. Wir wollten da direkt eine Begegnung schaffen. An der Wand sind Razan und Bahar vertreten. Die Stile der beiden harmonierten miteinander. Ich konnte mir direkt eine Kooperation vorstellen. Zwischenmenschlich und künstlerisch findet ein Zusammenspiel statt, welches beide in ihrer Arbeit inspiriert. Meyhar und Hiba stellen ihre Kunstwerke aus. RESTART wollte einfach auf beiden Ebene vertreten sein.
Während der Millerntor Gallery wird die Wand von den beiden Künstler*innen mit Live-Musik untermalt. Warum und mit welchem Ziel?
Zuerst hatten beide Künstlerinnen die Idee alle Sinne der Besuche zu stimulieren. Mit der Wand das Sehen, mit den Blumen und den Pflanzen das Fühlen und mit der Musik das Hören. Danach haben wir weiter gedacht. Kunst ist und bleibt die universelle Sprache um Menschen miteinander zu verbinden. Gerade bei RESTART ist die sprachliche Barriere eine Herausforderung, umso mehr halten wir an Kunst fest, um uns zu verständigen. Wir wollten diverse Arten der Kunst einsetzen. Zufällig lernten wir iranische und syrische Musiker kennen. Das war einfach genial, die Herkunft beider Künstlerinnen wird widergespiegelt. Sie lassen sich nicht durch irgendeine Musik inspirieren, sondern durch die Klänge, Rhythmen und der Sprache ihrer Wurzeln. Sie schlagen die Brücke zur Heimat. Verschiedene Gefühle beeinflussen das Kunstwerk.
Razan Sabbagh ist eine Künstlerin aus Damaskus. Sie wohnt seit über drei Jahren in Hamburg.
Du nimmst das zweite Mal an der Millerntor Gallery teil?
Genau, aber dieses Mal ist es anders, weil ich erstens eine 9 Meter Wand bemale. Ich hatte damals nur ausgestellt. Und zweitens ich es gemeinsam mit einer anderen Künstlerin mache und wir uns nicht kannten. Ich kriege den kompletten Prozess der Millerntor Gallery mit. Es ist ganz anders als nur ein Kunstwerk auszustellen. Man kommt mit so vielen Künster*innen in Kontakt. Man kriegt neue Inspirationen und tauscht sich aus. Es ist nicht einfach irgendeine Galerie. Es ist eine Galerie wo man sich wohl fühlt.
Was bedeuten Blumen für dich ?
Wir beschäftigen uns mit dem Thema “Utopie“. Utopie ist für mich die Natur, die Freude bedeutet. Die Blume ist ein Teil der Natur und mit den Farben der Blumen fühle ich die Fröhlichkeit und das Glück. Wir Menschen kommen aus der Natur. Ich habe das Gefühl, dass wir uns von der Natur distanzieren. Wir wollen immer mehr, die modernen Technologien entwickeln sich drastisch und gut. Aber wo bleibt die Natur? Wo bleiben wir ohne die Natur? Ich will mit unserem Bild die Schönheit der Natur zeigen.
Nimmst du auch an andere Ausstellungen teil?
Ich nehme am 13.07.2017 an der diesjährigen Jahresausstellung der HFBK teil. Danach geht es weiter in Köln im Kunsthaus am 9.08.2017.
Bahar Fahimi ist eine Teilnehmerin bei der diesjährigen Gallery. Sie kommt aus dem Iran und lebt seit 1,5 Jahren in Hamburg.
Wie funktioniert das,
wenn du mit anderen malst?
Es ist eine neue Erfahrung für mich. Erst hatte ich ein bisschen Angst davor. Wir kannten uns vorher nicht. Man hat sich auf etwas Neues eingelassen. Erst sollte jeder einen eigenen Bereich der Wand bekommen und wir wollten uns in der Mitte treffen. Aber wir merkten schnell, dass wir uns sehr gut verstehen. Wir haben viel nachgedacht und diskutiert über unsere Ideen. Vielleicht arbeiten wir in Zukunft mal wieder zusammen.
Blumen und Utopie, was bedeutet das für dich?
Jeder Mensch hat ein anderes Bild von Utopie. Die Natur ist für mich eine Utopie. Vor den Menschen kam die Natur, ohne Natur wären wir Menschen nicht hier. Die Blumen schaffen mein Bild der Menschheit: bunt, in allen Formen und Größen.
Und wenn man sie zu einem Strauß bindet, passt jede Blume zusammen. Momentan fokussiere ich mich sehr auf das Recht der Frauen. Ich komme aus dem Iran und kann aus Erfahrungen sprechen. Ich hatte keine Rechte in meinem Heimatland, es gibt keine Freiheit. Meine Bilder sind meine Befreiung und das Bild der Frauen, das Bild der Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann.
Kunst als Dialog, wie kannst du das schaffen?
Kunst ist die universelle Sprache. Diese Sprache hat keine Grenzen. Jeder kann sie verstehen und spüren, denn für mich ist es ein Gefühl. Aus meiner Kunst sprechen meine Gefühle und Gedanken.
Mehyar ist auch ein Künstler aus Syrien und stellt auf der diesjährigen Millerntor Gallery aus. In seiner Kunst spricht er über Liebe. „In meinem Land ist ein unbeschreiblich großer und gewaltiger Krieg.“ sagt er „Jetzt hilft nur noch Liebe. Die Liebe, um gegen diesen Krieg und für den Frieden zu kämpfen“.
Wie jedes Jahr hat die Millerntor Gallery einen Treffpunkt für Dialog und Kontakt zwischen Künstler*innen und Kulturschaffenden geschaffen. Gleichzeitig werden mit den Einnahmen die Wasserprojekte von der Organisation Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. unterstützt.