Ich bin in Kamerun geboren und aufgewachsen. Das Land liegt in Zentralafrika, östlich von Nigeria. Im Mai 2007 kam ich nach Deutschland zum Studieren. Das Flugzeug hat mich hier in Hamburg abgesetzt. Ich habe mich in diese Perle verliebt und bin bei ihr geblieben!
Nach einem Bachelor in Marketing an der HAW Hamburg, habe ich mich für ein Masterstudium im Nachhaltigkeitsmanagement an der Uni Hamburg entschieden. Derzeit bin ich scheinfrei und schreibe meine Masterarbeit. Dieses Jahres bin ich dem Referat für internationale Studierende(RiS) Uni Hamburg beigetreten. Es ist für mich die passende und die engagierteste Hochschulgruppe für die Vertretung ausländischer Studenten.
Beti, Césaire und Senghor
Schon in der Schule habe ich mich für Poesie interessiert und einiges auswendig gelernt. Es ging um schwarze Poeten wie Mongo Beti, Aimé Césaire oder Sédar Senghor. Ich hatte eine große Begeisterung für ihre Texte über die schwarze Identität, auch wenn ich damals die Essenz nicht wirklich verstanden habe. Ich fing an mit der Poesie über Liebe und Kummer. Erst in Deutschland hat sich mein Interesse geändert. In der Fremde habe ich verstanden, was Césaire und Co meinten.
Schreiben für das Theater
2010 habe ich zusammen mit vier anderen Personen afrikanischer Herkunft ein Theaterstück geschrieben und im alternativen Theater N.N. im Eimsbüttel aufgeführt. Dabei ging es um das Leben von AfrikanerInnen in Deutschland und ihre Lebensrealitäten. Zum Stück gehört ein Gedicht „Wo ich herkomme!“, das viel Aufmerksamkeit gewonnen hat. Das hat mir Vertrauen gegeben, auch auf Deutsch zu schreiben.
Gesellschaftskritische Botschaften
Hamburg hat eine der größten Poetry-Slam Szenen in Deutschland, vielleicht sogar die Nr. 1. Ich durfte 2013 und 2014 an einigen Orten wie NachtAsyl, Grüner Jäger, Hunting words oder Zeise-Kino auftreten. Aber ich verstehe mich nicht als Poetry-Slamer, sondern als Poet. Das Wort „Slam“ steht für Schlacht oder Wettbewerb und es geht dort meistens eher um witzige Texte als um gesellschaftskritische Botschaften. Mich interessieren aber grade solche appellierende Texte. Daher trete ich eher in kontextspezifischem Rahmen auf, beispielsweise mit meinem Text „Prokrastination“. Jedes Jahr nehme ich an dem offiziellen Präsidiumsempfang für Erstsemester teil und kläre mit meiner Poetry die neue Studierenden über die Steine im Weg zum Studienerfolg auf.
Um weitere Interessierte zu erreichen, plane ich bis Ende des Jahres, eine CD und kleines Buch heraus zu bringen. Ein Youtube-Kanal kommt auch in Frage. Derzeit bin ich noch am Prokrastinieren!
Hier mein Gedicht „Prokrastination“:
Morgen, morgen, nur nicht heute
Das ist das Motto für faule Leute
Heute möchte ich ein Geständnis ablegen
Heute werde ich meine Hand aufs Herz legen
Ihr habt bestimmt schon den Braten gerochen
Mein Schweigen wird heute und jetzt gebrochen
Ich leide an einer schlimmen Krankheit
Immer mehr gewinnt Sie an Bekanntheit
Viele von euch waren, sind
oder werden noch ahnungslose Patienten
von ihr. Mir hat sie längst ihren Namen verraten.
Sie nennt sich Pro-Kras-Ti-Nation.
Prokrass Was?
Pro: Sie ist eine Profin, verübt Sabotage an Projekten,
stellt auf den Kopf unzählige Programme
Kras(s): Ja sie ist echt krass!
Verschmilzt sich in der Masse.
Für den Eintritt in deine Welt,
braucht sie weder Geld noch Pass
Ti: Sie steht auf Partys, erfindet Alibis,
lehrt die Spaß-Philosophie,
verkuppelt sich mit dem Gesetz Murphys
Nation: sie lebt in jeder Nation,
bemächtigt sich alle einzelne Generationen,
verwirrt jede Vision
und verführt dich fort von deiner Mission.
In der Wissenschaft hat sie einen hervorragenden
Eintritt erzielt.
Eine vollständige Begriffserklärung wird
so ungefähr zitiert:
Nichtzeitmangelvorausgesetztes pathologisches
Aufschiebsverhalten, dringlicher und hochwichtiger
Arbeiten, unter Inkaufnahme vorhersehbarer
und dramatischer Folgen.
Könnt ihr mir noch folgen?
Selbstverständlich ist es uns im Voraus bewusst,
dass die Tat ein böses Ende nehmen wird.
Dennoch ignorieren wir immer den Frust,
der uns nach dem Versagen total verwirrt.
Prokrastinieren bereitet ganz viel Spaß.
Aber nicht vergessen, Sie ist ganz schön krass!
Eine Befragung unter Studierenden einer Uni zeigt,
30 Prozent der Studierenden tragen das schwere Leid
So gilt an dieser Stelle zu wiederholen,
dass ich selbst über eine Ehrenmitgliedschaft
dort verfüge.
Mit der Brust hart geschwollen,
habe ich erzählen wollen
und das ist keine Lüge.
Lass uns die Welt eines Studenten entdecken,
der ich früher mal war.
Lass uns das Semester eines Prokrastinierers durchblicken.
Ich stelle mich einfach mal dar.
Es startet mit dem Vorlesungsbeginn,
Eine Orientierung ohne Hand und Fuß.
Ich drehe im Kreis, ich krieg den Wahnsinn.
Jeder Dozent sagt was und kommt nicht zum Abschluss.
Mann!
Gottlob! Steve Jobs hat mir was hinterlassen.
In meine Welt tauche ich ein, zwar ganz gelassen.
Es spielt sich im WhatsApp, YouTube und Facebook.
Ich check mal kurz wer auf mein Profil guckt.
Parallel laufen ein paar Blablabla im Studium
Ach egal, das erzählt man sicher noch am anderen Datum.
Irgendwann ist die Rede von Hausaufgaben.
Oh, ich besuche meine Eltern am Freitagabend.
Wie schaffe ich das nur?
Klar packe ich ganz ordentlich ein:
Bücher, Skripte und Mappen
Dort nehme ich mir Zeit
und erledige meine Arbeiten.
So wie eingepackt werden sie ausgepackt,
zwar am Sonntagabend.
Das Wetter war zu schön,
um die Zeit zu vergeuden.
Mutter hat mich mit dem Essen verwöhnt,
Man braucht ja auch viele Zeit zum Verdauen.
Allerdings, Aufgaben ohne Kreditpunkte?
Nein! Es ist gut so und Punkt!
Der Prof erklärt nicht so gut
Und erwartet, dass man selbst viel tut.
Die Vorlesung gar nicht so nachvollziehbar.
Vorhersehbar war, dass ich die Aufgaben
falsch bearbeiten würde, zu einem Punkt komme würde,
wo ich nicht weiterweiß?
Ich stelle mir vor, ich sitze Stunden lang
und ich überwinde keine Hürde und mein Zettel
bleibt ganz weiß! Also ich fing gar nicht damit an.
Nein nein! Ich strenge mich doch nicht umsonst an.
Weiter geht’s mit Parties, ich genieße mein Leben.
Eine Gute Philosophie! Carpe Diem bis zum Umkippen!
Leben mögen wer, wie er leben will
Aufschieben mögen wer,
was er nicht jetzt machen will.
Es ist einfach nicht die passende Zeit zum Lernen.
Die Zeit wird kommen, warum jetzt schon stressen?
Ein schlechtes Gewissen quält mich aber andauernd,
Ich lenke mich ab, zwischen uns setze ich eine Mauer.
Ich trage alle Arten Eule nach Athen.
Faul? Nein! Der Fleiß liegt mir doch im Gen
Ich bin Multitasking und bleibe im guten Timing.
Mich beschäftigen viele Themen,
und Ich habe ein abwechslungsreiches Leben
Alles hat seine Zeit.
Auch zum Lernen bietet sich noch die Möglichkeit.
Die Prüfungszeit kam dann schneller als ich mir dachte.
Nächste Woche ist die Klausur Mathe.
Das Skript klappe ich dann endlich mal auf.
Oh! ich bekam kalte Füße, Herzklopfen
und Bauchkrämpfe. Alles war mir fremd!
Der Druck steigt, wie ein Luftballon gehe ich auf
Wenn nichts passiert zerplatze ich und gehe drauf
Willkommen Koffein, Tein, Taurin, Nikotin!
Der Blutdruck dreht sich auf.
Ich werde ganz superaktiv
Die Stimmung schwankt, wackelt,
stachelt mich an, zum Tanzen.
Die letzten Minuten vergehen,
Ich guck auf die Uhr und kann nicht verstehen.
Sind das Sekunden oder Minuten?
Zeit bleibt mal stehen!!!!!!!!!!!!!!!!!
Tut sie nicht. Es bleibt mir nichts übrig.
Kurz vor der Prüfung melde ich mich ab
Somit schließe ich hier die Geschichte ab.
Dieser Artikel entstand in einem Schreibtandem. Steve schrieb mit Unterstützung von Eugenia.
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