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Online-Theater – neue Chancen in der Krise

Aufgrund der aktuellen Situation versuchen Theater-Häuser nun online zu gehen. Auf Facebook sowie auf YouTube können die Zuschauer nicht nur die Vorstellung miterleben, sondern auch Kommentare schreiben und so direkt auf das Geschehen reagieren und miteinander kommunizieren. Eine neue Chance in und nach der Krise?

Die Fußball-Komödie "Ronaldo & Julia" ist bis 30 April auf YouTube zu sehen. Foto: Bettina Engel-Albustin

Als ich mich 2008 am Higher Institute of Dramatic Art in Damaskus bewarb, um Theaterkritik zu studieren, wurde ich gefragt, was der unterschied zwischen Theater und Fußball sei und welche Ähnlichkeiten es gibt.

Meine Antwort war klar und zwar: Beide sind interaktive Shows, die direkt vor Publikum im Stadion oder im Theater präsentiert werden. Davor müssen sich die Spieler gut vor der Vorstellung bzw. dem Spiel vorbereiten. Und vieles mehr. Allerdings war aus meiner Sicht dazwischen der einzige Unterschied, dass die Theatervorstellung ein bekanntes Ende hat. Die Fußballer aber wissen nicht, ob sie gewinnen oder verlieren bis zum Ende des Spiels.

Fußball und Theater sind zwei der stärksten betroffenen Bereiche in dieser Corona-Krise. Weil viele Theater-Vorstellungen und Fußballspiele abgesagt wurden, was in beiden Bereichen zu einer finanziellen Krise führt.

Theater hat keine Broadcast-Plattform

Am 15. April hatte die Bundesregierung nach einem Corona-Gipfel beschlossen, das Verbot der großen Versammlungen bis Ende August zu verlängern. Da trotz der Entscheidung nicht klar war, was mit „große Veranstaltungen“ genau gemeint ist, waren deswegen einerseits viele enttäuscht, dass in diesem Sommer keine Sport-, Kultur- und Freizeitaktivitäten organisiert werden könnten. Andererseits haben Fußballfans immer noch die Hoffnung, dass der Ball wieder in leeren Stadien rollt.  Denn sie können die Geisterspiele im Fernsehen zuhause anschauen.

Das Gegenteil ist die Situation für das Theater und sein Publikum. Die Theater-Gäste müssen warten bis das Leben zu seinem normalen Rhythmus zurück findet. Denn das Theater hat kein Broadcast-Plattform wie Kinos oder Fußball, um seine Vorstellungen zu übertragen.

Vor kurzem hat der Prinzipal des Mondpalasts Christian Stratmann die Entscheidung getroffen, die erfolgreichste Komödie des Mondpalasts von Wanne-Eickel „Ronaldo & Julia“ auf dem YouTube-Kanal für das Publikum kostenlos zur Verfügung zu stellen, um die Kommunikation mit der Öffentlichkeit aufrechtzuerhalten und den Druck der Menschen in dieser schwierigen Zeit zu verringern.

Trotz der technischen Probleme bekam die Vorstellung auf YouTube in zwei Tagen mehr als 4000 Zuschauer. Von denen haben viele schon die Komödie im Theater gesehen. Außerdem hatten andere die Möglichkeit, die Komödie zum ersten Mal anzuschauen. Daher ist es notwendig, über den Tellerrand hinaus zu denken, um dieser Herausforderung zu begegnen: durch mehr Online-Übertragungen von Theater-Vorstellungen.

Neue Orte und andere Menschen erreichen

Um die Theater nicht in finanzielle Krisen zu führen, könnten die Vorstellungen gegen einen günstigen Ticket-Preis über eine Plattform übertragen werden, um die Chance zu behalten, dass die Theater-Häuser nach der Corona-Krise wieder auf ihren Beinen stehen.

Inzwischen wäre das auch eine Möglichkeit, neue Gäste für das Theater zu gewinnen, die niemals die Chance hatten, ins Theater zu gehen. Außerdem kann beispielsweise ein*e Hamburger*in mehr über das Ruhrgebiet erfahren.

Bekanntlich ist das Publikum im Theater nur wenige Meter von den Schauspielern entfernt. Alle leben ihre Gefühle in großer Nähe zueinander, und das Publikum wendet sich jeder Bewegung und jedem spontanen Moment zu. Dies ist  in der online Präsentation schwierig. Die Online-Zuschauer könnten aber sofort ihre Kommentare schreiben und ihre Meinungen zur Aufführung äußern.

Gegenwärtig lohnt es sich also, mit dieser Idee zu experimentieren. Vielleicht kann sie das Theater zu neuen Orten führen, die das Theater zuvor noch nicht erreicht hat.

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Autorengruppe
Ahmad Shihabi
Als Praktikant bei einem Verlag fing Ahmad mit seiner Arbeit im Journalismus an. Danach arbeitete er als Redakteur im Politik- und Kulturbereich bei dem palästinensischen Magazin „Al-Hourriah“. Seit Februar 2019 unterstützt er das Team des JournalistenBüro Herne als Redaktionsassistent.

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