Im August 2016 habe ich einen Syrer kennen gelernt. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch. Es gab mehrere Treffen, bei denen viel geredet wurde. Die seelische Not, die er litt in seiner Unterkunft, habe ich fast körperlich gespürt. Keine Privatsphäre. Keine Ruhe, wie auch, wenn 140 Menschen in einer Turnhalle zusammen leben. Die Erinnerungen an den Krieg, immer präsent und allgegenwärtig. Heimweh nach der Familie, den Freunden, der Stadt in der man lebte. Ich habe mir die traurigen Geschichten angehört, oft ohne Worte, da ich nichts sagen konnte. Keinen Trost hatte für all die Gräueltaten von denen ich gehört habe.
Da mein Sohn schon erwachsen ist und nicht mehr bei mir lebt, war bei mir Platz genug und so kam schnell der Gedanke auf, warum nicht eine WG gründen. Nach vielen kleinen und großen Schwierigkeiten hat es dann auch geklappt. Er konnte bei mir sein Zimmer beziehen. Seitdem leben wir in einem Haushalt und es geht uns sehr gut damit. Beiden. Wir kochen zusammen, manchmal Deutsch, dann wieder Arabisch und alles was es sonst noch so gibt und gut schmeckt. Sich gegenseitig unter die Arme greifen, dem anderen zuhören, einfach da sein, wenn man gebraucht wird, oder jemanden braucht. Es ist für uns beide eine Bereicherung. Gemeinsam statt einsam, das tut so gut.
Was mich fasziniert, ist die Lebensfreude, die ausgestrahlt wir. Trotz allem Druck der auf ihm lastet, lachen wir sehr oft miteinander. Dazu habe ich sehr viel über Syrien gelernt, den Lebensstil dort und den Gepflogenheiten, was mir vieles einfacher und verständlicher macht. Der Einblick lohnt sich für jeden.
Inzwischen sind wir ein eingespieltes Team und wir beide bereuen unseren Entschluss keine Minute.