Das ist für alle nicht einfach – nicht für die Deutschen, nicht für die Geflüchteten oder andere Ausländer – weil wir uns leicht missverstehen können, weil wir unterschiedliche Kulturen haben, weil wir unterschiedliche Meinungen haben, weil wir Menschen sind.
Missverständnisse sind normal unter Menschen, die unterschiedliche Kulturen haben. Aber wie können wir mehr und ein besseres Verständnis untereinander erreichen?
Kultur ist nicht nur Essen und Musik. Unsere Gedanken sind ebenfalls Teil der Kultur. Kultur bedeutet auch, dass wir – wie alle anderen – unterschiedliche Meinungen verstehen können und dürfen und sogar müssen, wenn wir in dieser Kultur leben möchten.
Ja, es gibt Menschen, die dieselbe Kultur haben, aber nicht denselben Charakter. Aber das ist es nicht allein. Ich denke dabei an den Unterschied, ob ich als einzelne Person in einer Gemeinschaft nur für mich spreche, oder ob ich als Mitglied einer Gruppe spreche. Das ist ein großer Unterschied.
Wenn du meine Kultur kritisierst, dann rede ich mit dir sowohl als Mitglied als auch Vertreter und Verteidiger meiner Kultur und fühle mich angegriffen. Ich möchte dir nicht zuhören oder mit dir diskutieren. Das gilt genauso für dich und deine Kultur.
Aber wenn du Respekt für meine Kultur hast, kann ich mit dir über meine oder deine Kultur diskutieren und reden.
Danach können wir uns gut miteinander verstehen.
Die verschiedenen Kulturen haben sich mit der Zeit aufgebaut und natürlich können wir nichts für andere Kulturkritiken, aber wir können Respekt für jede Kultur aufbringen und versuchen, mit der Zeit die Kultur mitzuentwickeln.
Wir Menschen wollen alles immer schnell entwickeln und verändern, aber Kultur braucht viel Zeit dafür. Die Veränderung entsteht von innen heraus, nicht von außen. Ich kann mich aber als Mensch schnell verändern, wenn ich in einer anderen Kultur lebe – als Person selbst und nicht als Mitglied der neuen Kultur. Jedoch können und müssen wir Respekt für unsere jeweiligen Kulturen haben.
Wir können in Kontakt miteinander treten: Menschen mit Menschen- und nicht Kultur mit Kultur oder Religion mit Religion. Wenn wir aber gegenseitigen Respekt für die jeweilige Kultur haben, können wir über alles diskutieren, damit wir uns als Mitglieder verschiedener Kulturkreise besser verstehen (lernen).
Wir brauchen Zeit, um unsere Kulturen mit neuen Erfahrungen weiterzuentwickeln, aber das ist normal. Kultur baut sich langsam auf und verändert sich ständig. Die Menschen müssen sich schnell anpassen, wenn sich ihre Lebensumstände ändern.
Wir sollten nie vergessen, dass jeder Mensch zwei Menschen gleichzeitig ist: Der Mensch, der vom ersten Atemzug an von der Kultur seiner Heimat und Familie geprägt worden ist, bewusst und/oder unbewusst, und der Mensch, der sich ganz bewusst dafür entscheidet, in und mit einer Kultur zu leben.
Wir müssen uns gegenseitig als Menschen respektieren. Dann können wir mit Respekt über Kultur, Religion und andere Themen, die unser Leben beeinflussen, diskutieren, uns kennenlernen und austauschen.
Wir können unsere Kulturen gegenseitig kennenlernen. Der Austausch sollte von Respekt geprägt sein, nicht von Kritik.
Lasst uns gegenseitig kennenlernen, so können wir zusammen in einer Gemeinschaft leben und von unseren unterschiedlichen Kulturen lernen.
4 Antworten
Nach meiner Auffassung wäre das deutsche Grundgesetz die „Leitkultur“ aus der sich kulturelle Werte ableiten lassen. Mir persönlich ist es aber gleich, ob jemand ein deutsches Mittelgebirge nennen kann; die Gebrüder Grimm, Goethe oder Grass kennt, oder weiß, wann der alte Fritz regiert hat. Das Grundgesetz von Artikel 1- 19 sollte jeder aber mal gelesen und darüber nachgedacht haben und natürlich auch respektieren. Das gilt übrigens auch für Deutsche. Es enthält Werte aber auch Grundrechte, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben und entsprechend wichtig sind. Aber auch das GG ist noch nicht fertig geschrieben. Es fehlt nach Auffassung vieler ein ausdrückliches Verbot der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität. Ich persönlich würde nicht in einem Land leben wollen, in dem Haftstrafen oder sogar die Todesstrafe für Homosexuelle Handlungen bestehen. Das Grundgesetz ist auch ein rechtlicher Schutzraum für Minderheiten. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, dass Demokratie eben nicht die Herrschaft der Mehrheit über eine Minderheit ist.
Zitat: „Das Grundgesetz ist auch ein rechtlicher Schutzraum für Minderheiten.“
Ich würde es eher so formulieren, dass das Grundgesetz den Rahmen eines gerechten, gleichberechtigten Zusammenlebens aller Menschen im Geltungsbereich des Grundgesetzes definiert. Und an das sich nicht nur die Menschen im Land halten müssen, sondern auch die Legislative, die Judikative und die Exekutive dafür Sorge tragen, das jeder sich daran hält, indem weitere Rechtsnormen basierend auf den Grundnormen des Grundgesetzes geschaffen, durchgeführt und bei Verstößen für eine Ahndung gesorgt wird.
Denn lediglich einen rechtlichen Schutzraum vorzugeben würde nur in einer perfekten Welt genügen, in dem sich alle Menschen daran halten, was dem Wohle aller Menschen dient, ohne dass sich jemand bereichern will, oder sich für etwas Besseres hält usw. usf.
Sehr schöner und nachdenkenswerter Text.
Es wäre schön, wenn es eine regelmäßige Kolumne gäbe, mit erlebten Beispielen kultureller Missverständnisse und deren Folgen.
Neues lernen sollte Spaß machen. 😉