Es war fünf Uhr morgens und ich konnte nicht mehr schlafen. So früh morgens ist der Moment, wenn unser Gehirn erst angeschaltet wird und anfängt zu analysieren; genau wie ein Kind aus seinem Mutterleib geboren wird – noch ohne Gedanken, was alles „wichtig“ scheint und womit wir uns täglich beschäftigen. Diesen Satz von Nelson Mandela über Bildung, dass sie die mächtigste Waffe ist, um die Welt zu ändern, hatte ich im Internet gelesen. Nicht jedem ist vielleicht klar, wie bedeutend dieser Satz ist, aber gerade mir ist er der Schlüssel zu meiner Traumwelt.
Menschen unterscheiden sich durch Kultur
Was macht einen Menschen aus? Dass es verschiedene Nationen gibt, hängt nicht nur von den Grenzen ab, sondern Kultur ist das, was die Menschen voneinander unterscheidet. Ich denke, Kultur ist nichts anderes, als die Art, wie Menschen denken. Das Gehirn führt den Denkprozess, aber es ist kein Schachcomputer, der ständig auf der höchsten Schwierigkeitsstufe eingestellt ist und immer nach der besten Lösung sucht. Meistens läuft das Gehirn auf einem unteren Niveau, denn es ist immer einfacher in bekannten Spuren zu bleiben und nicht selber zu denken.
Nichts in der Welt bleibt immer gleich
Damit reiht sich der Mensch ein in die Kette seiner Vorfahren und entwickelt nichts Neues. So erklärt es Richard David Precht in seinem Buch über Philosophie „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“. Man kann aber auch die Kette zerbrechen und selber anfangen zu denken, wozu Immanuel Kant in seinem bekannten Satz „sapere aude“ („Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“) aufgerufen hat. So wird man das Vergnügen von Veränderung genießen dürfen, was auch lebenswichtig ist. Alles ist in Bewegung und Veränderung, nichts in der Welt bleibt immer gleich – und unser Denken sollte genauso bewegen und verändern. Als ich nach Deutschland kam, sah ich, wie groß die Menge ist, von dem, was es zu wissen und zu verstehen gibt und wie kurz unser Leben dafür ist.
Wissen und Mut
Ich habe erkannt wie spannend der Weg ist, wenn ich allein durch mein eigenes WISSEN und MUT, das Unmögliche möglich mache. Ich bin ein afghanisches Mädchen, das gerade seinen 16. Geburtstag gefeiert hat. Ich habe mir meine Herkunft und Geschichte nicht ausgesucht: dass ich ein Mädchen bin, dass ich als Afghanin im Iran geboren bin. Jetzt bin ich so neugierig und habe die Möglichkeit, mit Bildung zu zeigen, dass ich die Kraft habe, mein eigenes Leben zu führen und meine eigenen Entscheidungen zu fällen, die Welt zu entdecken und meine Welt in eine positive Richtung zu ändern, da ich der Meinung bin, um die Welt zu ändern, muss man erst mal bei sich selbst anfangen.
Träume verwirklichen
Mein Vater sagt immer wieder, wenn er mich motivieren will, dass wir in unserer Kultur nicht gelernt haben zu fliegen. Damit meint er, dass wir nur in unseren Träumen frei sind und den Mut haben sollten, sie zu verwirklichen. Sein Satz hilft mir in jedem Bereich und bei jedem Schritt. Ich wünsche mir, dass wir alle fliegen lernen und den Mut haben, Neues zu entwickeln.
Diese Artikel wurde zuerst in der Zeitung NeuLand veröffentlicht.
Eine Antwort
Eine beeindruckende junge Frau. Ich habe viel Respekt vor solchen Menschen.