Das Flüchtling-Magazin interviewt zwei Mitarbeiter der Academy.
Frage
1.Was führte zum Aufbau und Umsetzung des Programms Impactx? Gab es auch Ideen oder Anfragen von anderen Initiativen, neben der SKala Initiative?
Antwort
Es gab ein Vorgängerprojekt, das Migration Ambassadors. Durch einzelne Workshops haben wir 2015 in der Organisation, bei der Teamentwicklung oder beim alltäglichen Troubleshooting unterstützt. Dabei hat unser Netzwerk aus Trainer*innen, Coaches und Mediator*innen geholfen. In 2017 entdeckten wir im Rahmen unserer Studienforschung, dass Flüchtlingsinitaitiven, Graswurzelorganisationen und Migrant*innenselbstorganisationen einen anderen Bedarf haben. Hierbei konnten unsere Workshops nicht unterstützen. Deshalb haben wir diesen Bedarf untersucht, indem wir mit Expert*innen und den Organisationen selbst gesprochen haben.
Dadurch entstand ein neues Programmkonzept. Die nachhaltige Entwicklung, die Professionalisierung und Organisationsentwicklung von Graswurzelorganisationen stehen nun im Mittelpunkt. Gleichzeitig sollte das Programm zivilgesellschaftliches Engagement und gesellschaftlichen Dialog stärken. Wir haben unseren Programmansatz mit unserer LEAD Community verbunden. Damit konnten wir engagierte Führungskräfte im Rahmen des Programmes als Coaches, Berater*innen und Mentor*innen gezielt weiterbilden. Dann haben wir das Konzept in der Ausschreibung der SKala Initiative eingereicht. Das Feedback fiel sehr positiv aus und wir erhielten eine Zusage für den Start in 2018.
Frage
2. Die Finanzierung des Programms erfolgt über die SKala Initiative. Diese hat Susanne Klatten (eine der reichsten Frauen Deutschlands) ins Leben gerufen. Gibt es andere Quellen zur zukünftigen Finanzierung des Programms? Werden Großunternehmer*innen angesprochen?
Antwort
Ein langfristiges Businessmodell haben wir bereits im Projektantrag berücksichtigt. In den ersten drei Jahren nutzen wir die Teilförderung der SKala Initiative gezielt. Damit bauen wir das Impactx Programm auf und bringen es auf den Markt. Das Programm braucht eine Mitfinanzierung durch Einnahmen der Teilnehmer*innen. Dadurch können wir uns zunächst mit einem Mix aus Spenden finanzieren. Jedoch wollen wir langfristig unabhängig von Spenden werden. Das LEAD Curriculum hat ein ähnliches Finanzierungsmodell. Indem wir Partnerschaften mit großen Organisationen nutzen, finanzieren wir Stipendien für Teilnehmende aus kleinen Organisationen.
Frage
3. Das Impactx Programm startete mit 33 Teilnehmenden. Darunter waren 11 Organisationen aus dem Bereich Flucht, Migration und Integration. Waren auch Geflüchtete bei der Organisation und Präsentation der einzelnen Projekte beteiligt?
Antwort
Das Impactx Programm konzentriert sich auf kleine bis mittelgroße Graswurzel- und Non-Profit Organisationen. Wir versuchen herauszufinden, was die wichtigste Herausforderung der Sozialorganisationen ist. Unsere Impact Teams bestehen aus einem Organisationsvertreter und zwei weiteren Berater*innen. Gemeinsam mit den Mitarbeiter*innen und Freiwilligenhelfer*innen untersuchen sie den Status Quo der Sozialorganisationen. Dadurch war es möglich, die Mitarbeiter*innen oder Freiwilligenhelfer*innen der Organisation intensiv in die Projekte miteinzubeziehen. Darunter sind auch Menschen, die selbst Geflüchtete sind und sich in den Sozialorganisationen engagieren.
Ziel war es, konkrete Lösungsansätze auszuarbeiten und direkt in der Praxis anzuwenden. Damit erreichten wir innerhalb von sechs Monaten sichtbare Ergebnisse in den Organisationen. Darüberhinaus konnten wir ihre Wirksamkeit erhöhen.
Frage
4. Werden die einzelnen Projekte weiterhin von Coaches der LEAD Academy begleitet?
Antwort
In unseren Weiterbildungen stärken wir die Teilnehmer*innen darin, Beziehungen untereinander aufzubauen. So können sie zu einer Community zusammenwachsen. Die Arbeit in verschiedenen Peer-Learning-Formaten fördert gezielt den regelmäßigen und engen Austausch und stärkt die Bindung der Teilnehmer*innen. Von Jahr zu Jahr entsteht so eine immer Community, die immer weiter wächst und aus erfahrenen Führungskräften besteht. Diese können sich gegenseitig unterstützen – auch über den Zeitraum des Programmes hinaus.
Wir veranstalten regelmäßige Events, wie z.B. dem Meet & LEAD. Damit bieten wir Netzwerkformate, über die unsere Community das ganze Jahr in Kontakt bleiben kann. Neben Begegnungsräumen bieten wir immer auch Führungsthemen in unterschiedlichen Formaten an. So vermitteln wir neben unseren Programmen zur Weiterbildung auch auf Netzwerkveranstaltungen unsere Vision von Führung und Haltung.
Frage
5. Der Verein inpeos aus Chemnitz hat den Wettbewerb gewonnen. Dieser Verein wird in 2020 die Familienbetreuung in Zusammenarbeit mit der Stadt Chemnitz ausbauen. Ist es in Zukunft für die LEAD Academy denkbar, in anderen ähnlichen Städten direkt mit den entsprechenden Initiativen zusammen zu arbeiten und zu fördern?
Antwort
Sozialorganisationen wie der inpeos e.V. wenden sich an uns, um an konkreten Problemstellungen und Herausforderungen zu arbeiten. Damit wollen sie sich gezielt weiterentwickeln. Als Leadership Academy sind wir Organisationsentwickler, die über einen bestimmten Zeitraum die Organisationen partnerschaftlich unterstützen. Wir vermitteln ihnen Tools und Methoden. Diese helfen ihnen, damit sie sich auch nach dem Programm erfolgreich weiterentwickeln können. Hierbei ist das Ökosystem wichti, das sich die teilnehmenden Führungskräfte aufbauen. Die Organisationsvertreter*innen tauschen sich mit anderen Sozialorganisationen aus und lernen neue Führungskräfte aus den verschiedenen Sektoren kennen. So finden sie nachhaltige Unterstützung. In einzelnen Fällen können wir auch über unsere Schwesterorganisation LEAD Mindsets & Capabilities gezielte Beratung anbieten. Neben privatwirtschaftlichen Organisationen unterstützen diese auch Organisationen wie “Zentrum Überleben” oder “SOS Kinderdörfer”.