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Kein Flüchtlingsdokument auf zwei Beinen!

Fast drei Jahre lang war ich in Frankreich ein Flüchtling. Und obwohl Asyl ein Menschenrecht ist, wird es von Menschen verletzt und abgewertet. Dabei sehnte ich mich einfach nach Normalität. Und ich feierte sie. Es mag auf den ersten Blick undankbar erscheinen, aber was ist so schlimm daran, meinen Erfolg zu feiern? Dieser Artikel ist der Versuch, diese Frage zu beantworten.

Foto:Rostyslav Savchyn via Unsplash unter CC BY-SA 3.0-Lizenz.

Bevormundung statt Mitbestimmung

Obwohl eine Studentin dort schon seit sechs Jahren mit Flüchtlingen arbeitete, bestand die Chefin darauf, dass sie die einzige sei, die entscheiden könne, was in ihrem Interesse sei. Sie beruhigte sich erst, als wir sie an den Namen unserer Universität erinnerten, die zu den angesehensten Unis gehört. Erst dann legte sich ihr feindseliger Ton. Sie begann über eine Partnerschaft mit der Universität zu sprechen, in der sie den Studenten die Möglichkeiten geben könnte, in Kontakt mit ihren Flüchtlingen zu treten. Sie ging sogar noch weiter: Sie ermutigte uns, mit unseren Kollegen über das Zentrum zu sprechen und lud uns ein, es zu besuchen.

Zunächst hatte ich vor, das im guten Glauben anzunehmen. Doch dann besuchte ich einen Freund im Hauptquartier desselben Vereins und hörte ein sehr interessantes Gespräch. Sie bat dort einen Freund von mir, sich dort am nächsten Morgen zu treffen und zwar zur gleichen Zeit, wie der Besuch eines Geldgebers geplant war. Sie erklärte, wie wichtig es sei, den Verein lebendig und überfüllt darzustellen. Und sie bestand darauf, dass er es akzeptiere, obwohl er es mehrmals ablehnte. Schließlich lehnte er es ab, ein Flüchtlingskünstler zu sein. Er bestand auf seinen Wunsch, seine Kunst von seinem Rechtsstatus zu trennen. Bevormundung und Monopol präsentieren sich auf unterschiedliche Art und Weise. Sie drehen sich jedoch in der selben Sphäre.

Der Superflüchtling: Der neue Stereotyp der Flüchtlinge

Das Phänomen des sprechenden Affen und wie es als Stereotyp verwendet wird: Evaluierung wird von dem Gegenüber meist mit Skepsis aufgenommen. Und das, obwohl Evaluierung eigentlich bedeutet, dass man die Natur des anderen respektiert. Doch die Realität zeigt genau das Gegenteil. In Wahrheit ist die übertriebene Wertschätzung eher wie eine Beleidigung. Das ist sehr gut in der Beziehung des Flüchtlings mit der Gastgesellschaft zu beobachten. Denn er findet sich dabei in vielen Situationen wieder, in denen er zum sprechenden Affen wird. Das geschieht nicht im philosophischen oder evolutionären Sinne, sondern eher in der amüsanten Bedeutung des Wortes. So stellt jede Aktion, in der der Flüchtling sich befindet, eine Quelle der Beeindruckung dar: Wie kann ein Flüchtling eine Fremdsprache sprechen, einen Universitätsabschluss haben oder ordentliche Kleidung tragen?

In einer Facebook-Gruppe, zu der auch junge syrische Einwanderer gehören, stellte ein Mitglied eine Frage zu Vorurteilen, denen Syrer im Ausland ausgesetzt sind. Einige der Antworten erschienen verständlich durch die Wahrnehmung, die erläutert werden kann. Die anderen Antworten jedoch waren merkwürdig. Schnell könnte man, wenn man sich die Antworten anschaut, sie als Ignoranz abtun. Ignoranz gegenüber der Gemeinschaften, aus denen die Flüchtlinge kommen.

Wenig Interesse an den Hintergründen

Auffällig ist auch auf die starke Bereitschaft zur Verallgemeinerung. Wir können lange und intensiv über einzelne Geschichten und ihre Gefahren sprechen. Doch die Wirklichkeit ist, dass die Gastgesellschaften nicht genug tun, um die Hintergründe der Neuankömmlinge zu verstehen. Und hier spielt wieder die Zivilgesellschaft eine große Rolle, die für Bewusstsein sorgen sollte.

Um von Verwunderung zu Beeindruckung zu gelangen, beginnen einige Flüchtlingshelfer, das Image des Flüchtlings zu polieren und seine Integration in die neue Gesellschaft hervorzuheben. Auch hierbei verwenden sie die Strategie des sprechenden Affen. Jedes kleine Detail wird als Errungenschaft gedeutet, und das nur, weil sie von einem Flüchtling kommt. Die Errungenschaften, die ausgewählt werden, passen in die neue Gesellschaft. Diversität wird hier nicht gefeiert und so gelangt der Flüchtling in einen Teufelskreis von Stereotypen und ihren Gegensätzen.

Wie sieht das Leben eines Superflüchtlings hinter den Kulissen aus?

Natürlich sind die positiven Auswirkungen, die die Erfolgsgeschichten auf einen erfolgreichen Menschen haben, nicht zu übersehen. In seinem Buch “Status Anxiety” schreibt Alan Button, dass das Interesse der anderen uns wichtig sei, da wir uns unserer eigenen Werte nicht gewiss seien. Button schreibt über Menschen, über alle Menschen. Ganz zu schweigen von jenem Menschen, der alles verloren hat und sich an einem neuen, fremden Ort wiederfindet und kämpfen muss, um akzeptiert zu werden

Diese positiven Effekte sind besonders wichtig im Leben eines Flüchtlings, der in einem Land ankommt, in dem er hauptsächlich ein Niemand ist. Das kann für ihn aufgrund seiner früheren Situation schockierend sein. Denn er hat in seinem Land ein Minimum an sozialen Beziehungen und wenig Verständnis für seine Umgebung – zumindest auf sprachlicher Ebene. Diese positiven Effekte ermöglichen dem Superflüchtling, das Trauma des sprachlichen und sozialen Analphabetismus zu lindern. Dieses erhöhte Interesse an dem Flüchtling geht einher mit der Steigerung seines Selbstbewusstseins. Schließlich steigt das Selbstbewusstsein eines jeden, der von seiner Umgebung wertgeschätzt wird. Dieses Selbstbewusstsein öffnet ihm auch Türen, um ein soziales Sicherheitsnetz zu bilden und hilft ihm auch Chancen auf verschiedenen Ebenen zu erhalten. Manchmal kann es sogar von materiellem Nutzen sein.

Doch geschieht das alles ohne einen Preis? Um diese Frage zu beantworten, konsultierte ich einige meiner Freunde, dessen Geschichten von den begleitenden Vereinen als Erfolgsgeschichten projeziert wurden. Was passiert mit den Flüchtlingen, nachdem sie ihren 15 Minuten langen Ruhm hatten? Einer von ihnen sagt, dass er erst ein geringes Selbstwertgefühl hatte. Dann aber verbesserte es sich und er war sogar zufrieden. Schließlich schämte er sich aber, nach Hilfe zu fragen, war er doch ein erfolgreicher, inspirierender Mensch.

Zwischen schwindender Motivation und Erschöpfung

Eine andere Freundin bestätigte, dass sie unerwartet die Motivation zum Arbeiten verlor. Ihre Ambitionen sanken, als sie sah, was als Erfolg bezeichnet wurde. Seit zwei Jahren versucht sie nun diese Lücke zu schließen, die durch ihr Untätigkeit entstanden ist. Eine andere Freundin widerspricht dieser Meinung. Sie war vollkommen erschöpft, weil sie versuchte, das Image des Superflüchtlings zu bewahren und einen Erfolg nach dem anderen zu haben. Denn sie sah sich als Repräsentantin der Flüchtlingsgemeinschaft. Jetzt weiß sie nicht mehr, was sie will. Inzwischen verheimlicht sie auch nicht mehr, dass sie sich manchmal falsch fühlt. Besonders dann, wenn sie gezwungen ist, etwas zu sagen oder zu tun, was der Situation entspricht, nicht aber ihrer eigenen Reaktion.

Ich fragte einen Freund, der mit seinem Studium zu kämpfen hatte, nach dem Verein, der ihn begleitet hatte, bevor er zur Universität ging. Er erzählte, dass er versuchte, den für ihn verantwortlichen Ehrenamtlichen zu kontaktieren. Dieser aber meldete sich nie zurück. Als er dann nach den Gründen fragte, erfuhr er, dass dem Ehrenamtlichen seine freiwillige Arbeit aufgezwungen worden war, um Punkte in einem Kurs zu bekommen. Nachdem seine Blase des Erfolgs geplatzt war, erhielt er keine weitere Unterstützung mehr von anderen Begleitpersonen. Die Geschichte dieses Freundes war keine beeindruckende Erfolgsgeschichte, die es Wert war,  monopolisiert zu werden. Sie war lediglich eine Geschichte, die für den schnellen Konsum konzipiert wurde, um daraus Zahlen zu machen. Zahlen, die dazu beitragen, neue Mittel für den Verein zu bekommen.

Hier möchte ich noch einen Punkt über Identität hinzufügen. Nicht immer wollen Flüchtlinge als Flüchtlinge vorgestellt werden. Und obwohl Asyl ein Recht ist und sein rechtlicher Status nicht beschämend ist, sollte jeder Mensch das Recht haben zu entscheiden, was ihn definiert. Vor allem dann, wenn sein rechtlicher Status einem gesellschaftlichen Stigma entspricht.

Und was ist mit den Normalen und ihrem Recht zu existieren?

Was ist mit der Flüchtlingsgemeinschaft? Was ist mit den Normalen, dessen Fotos wir nicht auf Websites oder Bildschirmen sehen?  Über die wir keine Interviews lesen, die wir nicht im Radio hören? Was passiert, wenn es tatsächlich gelingen würde, das negative Stereotyp eines Flüchtlings in einen neuen Stereotyp zu verwandeln und zwar in den eines Superflüchtlings? Dieser Wandel würde positive Auswirkungen auf die Flüchtlingsgemeinschaft haben. Schließlich würde das bedeuten, dass die Vereine höhere Fördermittel erhalten und dass das Interesse und die Akzeptanz steigen würden. Zudem würde das positive Auswirkungen haben auf das Existenzrecht der Flüchtlinge. Dieses Recht ist einerseits durch den Aufstieg der Rechtsextremen bedroht. Andererseits auch durch die Ausnutzung des Flüchtlings bei den Wahlen, wo er als Trumpfkarte eingesetzt wird.

Nochmal: Nichts ist umsonst. Wie bei der Freundin, die ausgebrannt ist, weil sie das Image des Superflüchtlings bewahren wollte. Vielen Flüchtlingen passiert das, weil sie auch diesen Status erreichen wollen. Vor knapp einem Monat las ich Prospekt von einer Gruppe Flüchtlinge in Frankreich. Darin stand, dass ein Fernsehsender nach erfolgreichen Personen sucht, um ihre Geschichten im Fernsehen zu zeigen. Auf die Anzeige kamen unglaublich viele Reaktionen. Ich persönlich kannte einige der freiwilligen Bewerber, unter denen Studenten und Angestellte waren. Sie waren entweder in einer sehr schlechten psychologischen Verfassung, in einer nicht beneidenswerten finanziellen Situation oder bewegten sich seit Jahren nicht von ihrer Stelle.  Mit großer Mühe versuchten sie, etwas zu erreichen. Einer von ihnen informierte sich sogar über eine freiwillige Rückkehr nach Syrien. Trotzdem sind sie wirklich entschlossen, sich als Erfolgsgeschichte darzustellen.

Druck von verschiedenen Seiten

Diese Personen haben keine Schuld.  Sie leiden unter dem gesellschaftlichen Druck, der entweder von der Flüchtlingsgemeinschaft ausgeübt wird oder von außerhalb kommt. Schließlich erwarten die Familien und die Freunde diesen Erfolg. Auch die, die darauf wetten. Und leider auch die, die darauf wetten, dass sie scheitern werden. Daher versuchen sie oft, eine Erfolgsgeschichte zu produzieren und veröffentlichen ihr Erreichtes in den sozialen Medien. Oft übertreiben sie dabei. Dies ist nur eines der Effekte, die diese Besessenheit, Erfolgsgeschichten zu präsentieren, auslöst.

Zusätzlich zu dem Druck, den einige Superflüchtlinge ausüben, kann die Situation auch zu Wut unter den Flüchtlingen führen. Wut darüber, dass ihr Name in Verbindung gebracht wird mit jenen, die als Belastung betrachtet werden. Das führt dazu, dass sie von oben herab behandelt werden. Unzählige Male habe ich den Satz gehört: ”Diese Leute verzerren unser Bild”. Das hat natürlich Folgen. Angefangen mit verbalen Äußerungen, bis hin zur öffentlichen Forderung, keine neuen Flüchtlinge mehr aufzunehmen. Und die abzuschieben, die ihre Kriterien nicht erfülllen.

Natürlich kann man seine Überraschung nicht verbergen, wenn man Superflüchtlinge im normalen Leben trifft. Ich wollte einen jungen Mann treffen, dessen Buch über seine Lebensgeschichte ich gelesen hatte. Er hatte einen Platz an einer angesehenen Universität. Alle sprachen über seinen Erfolg. Als ich ihn dann traf, erfuhr ich, dass er seit zwei Jahren durchfiel. Das ist nicht unnormal. Es fallen ja auch viele französische Studenten in den ersten Jahren an der Uni durch. Er jedoch beschloss, die Universität abzubrechen und an einem Flüchtlingsprogramm teilzunehmen, wo er wie eine Berühmtheit behandelt wurde. Und seine Geschichte, die bietet ihm weiterhin ausreichend Selbstzufriedenheit.

Vereine und NGO’s tragen zur Verzerrung bei

Der normale Mensch fühlt sich minderwertig und faul. Er schaut nicht mehr zufrieden auf sein Leben. Auch dann nicht, wenn es stabil und komfortabel ist. Das polierte Image des Superflüchtlings bewirkt, dass der normale Flüchtling, sich unwürdig fühlt. Das Schlimmste an all dem ist jedoch die Verzerrung, die durch die Arbeit der Vereine und der NGOs entsteht.

Hier möchte ich über eine persönliche Erfahrung sprechen: Einmal arbeitete ich ehrenamtlich in einem Verein, in dem ich früher selbst Nutznieβer war. Als Ehrenamtlicher nahm ich an Interviews teil, durch die wir Bewerber für ein Programm finden sollten. Das Programm zielte darauf ab, eine Arbeitsstelle oder einen Studienplatz für den Bewerber zu finden, ohne ihm jedoch zu versprechen, dass er diesen erhält. Den Verlauf des Interviews fand ich amüsant. Wir befragten den Bewerber über seine Eignung für einen der begrenzten Plätze und über die Unterschiede zwischen ihm und den anderen Bewerbern. Das wäre ein logischer Prozess für die Einstellungsabteilung eines Unternehmens. Doch hier ist es anders.

Zahlen zählen

An einem Punkt des Interviews war die Verantwortliche von einem der Kandidaten sehr beeindruckt.  Er sprach fließend Französisch, besaß zwei Master-Abschlüsse aus Frankreich und hatte mehrere Jahre in seinem Studienbereich gearbeitet. Das ist alles schön, keine Frage. Doch warum sollten wir ihn in einem Programm akzeptieren, das sich zu 70 Prozent auf die Sprache konzentriert? Und warum sollten wir einen jungen Mann ablehnen, der Schafhirte war, oder ein Mädchen, das zwar alle Kriterien erfüllte, nach ihrem Antrag auf Asyl aber noch immer keinen Asylbescheid hatte? Oder ein anderes Mädchen, über das ich nichts erfahren hätte, würde ich kein Arabisch sprechen? Hätte ich ihr geglaubt, dass sie keine Qualifikationen hat, und nicht darauf bestanden, sie nach ihrer früheren Arbeit zu fragen, hätte ich nie herausgefunden, dass ihre Schüchternheit sie daran hinderte, berufliche Erfahrungen und persönliche Qualitäten zu erwähnen.  Diese führten schließlich dazu, dass sie in dem Programm aufgenommen wurde.

Zahlen. Das war die Antwort, die ich der Verantwortlichen entnommen habe. Schließlich müsse ein gewisser Prozentsatz des Erfolgs erreicht werden. Auf dieser Grundlage wurde der sichere Kandidat ausgewählt, der erfolgsversprechend ist und dessen Gesicht das Gesicht der Organisation werden könnte. Auf diese Weise werden auch die Fragebögen über Zufriedenheit angefertigt und später die Teilnehmer evaluiert.

Effektiv, produktiv und zuverlässig

Diese Fragebögen sind nicht genau und enthalten lediglich Informationen, die zu guten Erfolgsquoten führen. Als Folge davon wird einer Person die Unterstützung vorenthalten, für die der Verein ursprünglich finanziert wurde. Das Resultat: Das totale Gegenteil von dem Prinzip des sprechenden Affen. Werden doch alle Probleme, unter die der Flüchtling leidet, ignoriert – die administrativen, die psychologischen, die Wohn- und Sprachprobleme und auch die Identitätsprobleme. Dem können sie noch hinzufügen, was sie mögen. Trotzdem wird von ihm erwartet, dass er effektiv, produktiv und zuverlässig ist.

Ist er auch noch gutaussehend, schadet das natürlich nicht, um seine Rechte als Flüchtling zu bekommen. Bei dem Versuch den Status des Superflüchtlings zu erlangen, Bildung und Arbeit zu finden, ist der Flüchtling gezwungen in die Hauptstadt oder in andere Großstädte zu ziehen, wo er den größten Teil seines Einkommens für Wohnraum ausgibt und die meiste Zeit in Transportmittel verbringt. Zu all dem sah ich mich gezwungen.

Was meine Erfahrung als Nutznießer angeht, war die ähnlich. Ich wurde befragt und beeindruckte sie mit allem was ich sagte. Bin ich doch ein Flüchtling, der nicht verschleiert ist, dialektlos französisch spricht und einen Universitätsabschluss hat. All das fanden sie bewundernswert. Als ich dann an der Universität angenommen wurde, um mein Master zu machen, wurde ich zu mehreren Veranstaltungen eingeladen, die der Verein organisierte und als Erfolgsgeschichte präsentiert. Ich war für ihre Arbeit auch wirklich dankbar – bis ich in ihrem Team anfing, und zur anderen Seite gehörte.

Die Gier nach Erfolgsgeschichten

Als ich meine Arbeit in der Abteilung für Evaluierung und der Messung von Effizienz anfing, erkundigte ich mich, warum meine Annahme an der Universität als Erfolgsgeschichte des Vereins gesehen wurde. Ich hatte mich ja an der Uni beworben, noch bevor ich überhaupt in dem Programm des Vereins aufgenommen wurde. Die Antwort dazu lautete, dass ich ohne dass Selbstvertrauen, das ich durch das Programm erhielt, wohl nie an der Universität angenommen worden wäre. Das ist eine durchdachte und diplomatische Antwort. Obwohl die Zulassung zu dem Master-Programm hauptsächlich von Unterlagen und Papierkram abhängt und nicht vom Selbstvertrauen.

Als mir die Aufgabe erteilt wurde, Erfolgsgeschichten vorzubereiten, da mich das sicherlich glücklich machen würde, zog ich mich von der Zusammenarbeit mit dem Verein zurück.  Ich lehnte die Anwesenheit an ihren Veranstaltungen über Erfolgsgeschichten ab.

Stell sicher, dass du auf dem Weg bist, den du gehen willst

Flüchtling zu sein ist nicht einfach: Plötzlich ist man auf der Suche nach Legitimität und Akzeptanz. Und das an Orte, die man selbst nicht unbedingt akzeptiert. Die Rechte und Pflichten, die mit der Staatsbürgerschaft einher gehen, werden in unseren Fällen komplizierter. Die Rechte verwandeln sich zu Stigmen, von denen man sich befreien möchte. Und die Pflichten werden zu unerträglichen Lasten.

Ich sage euch, woran ich mich selbst immer wieder erinnere: Atme tief durch. Schau dich um. Stell sicher, dass du auf dem Weg bist, den du wirklich gehen willst. Und verwandele dich nicht in ein Flüchtlingsdokument auf zwei Beinen.

Diese Artikel wurde auf arabisch auf Aljumhuriya veröffentlich und von Karin El Minawi übersetzt  mit Media Residents

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farah
Farah Youssef ist aus Syrien geflüchtet. Sie lebt in Paris und studiert an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS).  

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