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Katastrophale Zustände an Europas Außengrenzen

Mit der vollständigen Zerstörung des Geflüchtetenlagers Moria standen schlagartig tausende Menschen vor dem Nichts. Feuer verwüsteten in der Nacht zum 09. September 2020 das gesamte Camp auf der griechischen Insel Lesbos. Zeitnah entstand, als Provisorium angedacht, eine Zeltansammlung in der Nähe des bestehenden Lagers Kara Tepe. Stürme, Überschwemmungen, Kälte und Mangel an sanitären Einrichtungen verschlimmern die Lage der Bewohner*innen zusehends.

Katastrophale Zustände an Europas Außengrenzen

Stand 18.12.2020 harren mehr als 7.500 Geflüchtete in Kara Tepe aus, ein Drittel davon sind Kinder. Der ehemalige Militär-Übungsplatz liegt direkt an der Küste, Seewinde und Überschwemmungen fegen ungehindert über das Gelände. Dünne Zeltwände halten Kälte und Nässe nicht ab und provozieren Erkrankungen wie Lungenentzündungen. Trotzdem bleibt der Bau von Holzhütten den Menschen verwehrt. Kein warmes Wasser sowie nur wenige Toiletten und Duschen sorgten für den Ausbruch der Krätze. Die WDR-Journalistin Isabel Schayani besuchte mehrfach das Lager Moria. Zuletzt beleuchtete sie mit der Dokumentation „Die Story der Moria-Kinder“ das Schicksal junger Geflüchteter. „Ich bin mehrmals die Woche mit Bewohner*innen in Kontakt. Am meisten sorge ich mich um die Kinder. Wenn sie nicht mehr richtig essen und ständig einhalten, weil sie Angst haben, nachts zur Toilette zu gehen, gibt einem das eine Idee davon, wie ernst die Lage ist“.

Schutzlos Gefahren ausgeliefert

Die Angst vor der Nacht scheint nicht unbegründet: Mitte Dezember ging die Meldung einer mutmaßlichen Vergewaltigung eines dreijährigen Mädchens durch die Presse. Zudem hängt stets die Befürchtung über weitere Brände in der Luft. Bewohner*innen versuchen mit wackligen Gaskochern die Zelte notdürftig zu beheizen. An einen möglichen Covid-19-Ausbruch wagen die Wenigsten zu denken. Dazu Schayani: „Griechenland ist natürlich auch von Corona betroffen und es gibt Sorgen und Ängste der Bevölkerung. Die EU muss über Resettlement und Relocation nachdenken!“

Ungenügende Asylpolitik europäischer Staaten

Dass EU und zuständige Behörden handeln sollen, davon ist auch Erik Marquardt, Mitglied des EU-Parlaments als Teil der Fraktion Die Grünen/EFA, überzeugt. „Natürlich muss man die Zustände vor Ort verbessern. Dass man Ankommende gut versorgt, mit Wohncontainern und Angeboten für Schulbildung. Mittelfristig muss geschaut werden, welche EU-Staaten diese Menschen aufnehmen können, wenn sie an den Außengrenzen stranden. Es kann nicht von Solidarität in Europa gesprochen und gleichzeitig die Geflüchtetenaufnahme den Außenstaaten überlassen werden. Langfristig bräuchte man ein EU-weites System mit finanziellen Belohnungen für Mitgliedsstaaten, Bundesländer und Kommunen, die Menschen aufnehmen“. Die Europäische Union findet weiterhin keine Einigung in asylpolitischen Fragen. Im November bewilligte Brüssel fünf Millionen Euro für den Winterschutz und eine Verbesserung der Energie- und Wasserversorgung — Taten vor Ort folgten bislang nicht. Weitere Zahlungen stellen die Funktionär*innen nicht in Aussicht. Ein neues, sichereres Camp soll im September 2021 entstehen.

Ermüdendes Ringen um Lösungen

Deutschland sagte im September 2020 zu, 1.553 Geflüchtete sowie 150 Minderjährige von den griechischen Inseln aufzunehmen. Aus einer Anfrage der Grünen Anfang Dezember 2020 geht hervor: Lediglich 150 Kinder sowie weitere 150 Schutzberechtigte fanden bisher den Weg in die Bundesrepublik. Zahlreiche Kommunen erklärten sich im Vorfeld dazu bereit, deutlich mehr, nämlich 3.079 Menschen aufzunehmen, scheiterten aber auf Bundesebene. Wie angesichts dieser Zahlen die Zivilbevölkerung überhaupt helfen kann? Marquardt meint: „Es ist wichtig, weiter darauf aufmerksam zu machen, ob in seinem Umfeld oder direkt bei den Parlamentarierinnen und Parlamentariern. Das E-Mail-Tool von #leavenoonebehind ist dazu eine gute Möglichkeit“. Dies bleibt und die Hoffnung, dass sich die EU ihrer Verantwortung bewusst wird. Sie muss den menschenunwürdigen Zuständen auf den griechischen Inseln zeitnah ein Ende setzen.

 

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Marius arbeitet als Berater in der Öffentlichkeitsarbeit für verschiedene Kunden. Wenn er nach Feierabend genug vom Redaktionswahnsinn hat, entspannt er am liebsten bei einer tiefenbetonten Dub-Platte. Am Wochenende zieht er sich regelmäßig mit seiner Freundin in Hamburgs Wälder und menschenarme Gegenden. „Ich engagiere mich fürs Magazin, weil ich den Stimmen Geflüchteter mehr gesellschaftliche Beachtung verschaffen will.“

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