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Jesus war auch Flüchtling

Im Dezember 2016 habe ich diesen ersten Artikel in Deutschland  in Harburger Blatt veröffentlicht. Jetzt nach einem Jahr hat sich einiges verändert

Und doch bleibt dieser Artikel aktuell – auch als Stimme für andere Geflüchtete. Wir haben nur unsere Kugelschreiber, um gegen Krieg für den Frieden zu kämpfen, um gut zusammen leben zu können.

 

Harburger Blatt

In diesen Tagen feiern wir den Geburtstag von Jesus, er ist Bote der Liebe und des Friedens. Jesus und seine Mutter flüchteten, um Sicherheit und Liebe zu finden. Jesus war ein Geflüchteter, wie ich.  

Ich bin geflüchtet vor dem Krieg, vor Hass und Mord, um Sicherheit zu finden, Liebe und Leben. Ja, ich komme aus Syrien, aus dem schönsten Land der Welt, aus Damaskus, aus einer der ältesten Städte der Welt. Damaskus nennt man Jasmin’s Stadt, weil es viel Jasmin in Damaskus gibt. Jasmin gehörte zu unserem Leben. Aber jetzt gibt es leider nur noch Krieg und Mord in Damaskus. Der Krieg zwingt uns zu fliehen. Jetzt sind wir Flüchtlinge. Wenn man Flüchtling ist, dann wird das Leben zu einem Leben ohne Seele, ohne Familie, ohne Freunde, ohne Träume – es bleiben nur die Schmerzen der Erinnerung. Das Land war unser Leben. Das Land gehört zu unserer Seele. Jetzt aber sind wir Flüchtlinge. Wir müssen Geduld und Hoffnung haben. Nur das brauchen wie jetzt.

Auf der Suche nach Frieden und Freiheit

Wir werden gefragt: Warum seid ihr nicht in eurem Land geblieben? Weil wir es hassen, Waffen zu tragen.  Weil wir nicht bereit sind, Waffen zu benutzen. Was wir tragen, ist die Kultur des Lebens. Wir erkennen unser Land nicht mehr, wenn in Syrien so viel getötet wird. Wenn nur noch Krieg herrscht, können wir dort nicht mehr leben.

Mit dem Krieg gibt es nur noch Mord und Hass. Hier in Deutschland hat es auch einen großen Krieg gegeben. Hier wissen die Menschen, was Krieg bedeutet.

Ich habe diesen Text vor einem Jahr geschrieben. Da war ich erst seit einem Jahr in Deutschland. Davor war ich ein Jahr in Istanbul. Istanbul ist eine traumhafte Stadt. Aber Istanbul ist auch eine harte Stadt. Ich musste dort 15 Stunden pro Tag arbeiten, 6 Tage in der Woche. Istanbul ist eine schöne Stadt, aber es ist schwer dort zu leben. 

Wir werden gefragt: Warum seid ihr nach Deutschland gekommen? Weil wir Sicherheit und Freiheit suchen. Wir sind Menschen, die ohne Freiheit  nicht leben können.

Kultur bedeutet Menschlichkeit

Wir danken Deutschland dafür, dass wir hier empfangen worden sind. Hier in Deutschland haben wir bekommen, was wir brauchen. Aber wir suchen noch etwas anderes: Wir haben Sehnsucht nach einem normalen Leben mit Frieden und Liebe und natürlich mit Arbeit.

Wir lernen hier eine neue Kultur kennen. Jetzt versuchen wir diese Kultur zu verstehen. Das ist nicht einfach, weil es Unterschiede zwischen unseren Kulturen gibt. Was wir aber verstehen: Kultur bedeutet Menschlichkeit. Mit Respekt kann uns das gelingen. Respekt gilt für beide Seiten: “Ich respektiere deine Kultur und du respektierst meine Kultur “. Nur mit Respekt verstehen wir einander. Mit Angst geht das nicht.

Angst entsteht, wenn wir nichts voneinander wissen, wenn wir uns nicht kennen und keinen Kontakt zueinander haben. Dass Menschen Angst vor uns haben, weil sie uns nicht kennen, ist normal. Aber wir können diese Angst überwinden, wenn wir uns kennen lernen, wenn wir miteinander in Kontakt kommen. Wir brauchen Kontakt, um miteinander zu reden und davon zu erzählen, was zu unserer Kultur gehört. 

Lasst uns unsere Kulturen mit Freude leben – und in diesen Tagen: Lasst uns zusammen feiern!

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Hussam studierte in Damaskus Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen. Parallel dazu arbeitete er als schreibender Journalist. Seit 2015 lebt er in Deutschland. Er ist Gründer und Chefredakteur von kohero. „Das Magazin nicht nur mein Traum ist, sondern es macht mich aus. Wir sind eine Brücke zwischen unterschiedlichen Kulturen.“

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