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Ist Syrien wirklich sicher, wie die AfD behauptet?

Mazen Hassoun ist ein syrischer Journalist aus Rakka, der seit 2016 in Dortmund lebt. Im Jahr 2014 musste er von Syrien fliehen und seitdem schreibt er über den syrischen Krieg. In diesem Text wirft er einen kritischen Blick auf den aktuellen Besuch einer Delegation von AfD-Politikern in Syrien und hinterfragt ihn, als Versuch, das Land als sicheres Herkunftsland zu demonstrieren. 

Carabo Spain. via Pixabay

Eine Delegation von AfD-Politikern ist in Syrien gelandet und hat sich mit Vertretern der syrischen Regierung getroffen. Das Ziel dieser Reise ist Syrien als sicheres Herkunftsland zu demonstrieren.

Das ist nicht das erste Mal, dass die AfD solche Dinge tut. Bereits im März 2018 hatten einige AfD-Politiker dasselbe getan. Sie waren in Damaskus, wo man keine Zerstörung sehen und keinen Umriss des Krieges bemerken kann. Sie haben schöne Bilder gepostet. Alles war toll und friedlich. Nun wollen sie das wieder tun. Diesmal nutzt die Partei die Bilder für eine neue Kampagne mit dem Ziel mehr Wähler zu gewinnen.

Ist der Krieg wirklich vorbei? Können wir endlich nach Syrien zurückkehren? Syrien als sicheres Herkunftsland anzukündigen, heißt, dass das ganze Land sicher ist. Es heißt, dass wir dort unser Leben weiterführen können, ohne dass wir am nächsten Tag erschossen, bombardiert oder verhaftet werden. Es heißt, dass man im ganzen Land reisen und sich frei bewegen kann.

Die wahre Situation in Syrien

Die AfD-Mitglieder, die nach Syrien reisen wollen, sollten dann unbedingt nach Idlib fahren, denn wenn das Land sicher ist, dann sollte ein Besuch in Idlib kein Problem darstellen. Zurzeit wird die Stadt Idlib täglich bombardiert. Dort sterben täglich Kinder, Frauen und Männer. Die Luftangriffe richten sich einfach gegen alles. Jedes Krankenhaus, jede Bildungseinrichtung und jedes Haus können zu einem Ziel dieser Anschläge werden. Erst kürzlich berichtete die Bild-Zeitung über ein neues Massaker. Bei dem Angriff starben zehn Kinder.

Vielleicht möchten die AfD-Mitglieder auch meine Heimatstadt Rakka besuchen. Wenn sie Bilder machen wollen, dann sollten sie das unbedingt in Rakka tun. In Rakka wurde fast die ganze Stadt zerstört. Es gibt keine Sicherheit. Dort leiden die Menschen jeden Tag unter den Bedingungen, bei denen sie versuchen an ihr tägliches Essen zu gelangen. Dort weiß man nicht, was morgen passieren wird, ob die Türkei in Rakka einmarschiert oder, ob das syrische Regime die Kontrolle über die Stadt zurückerobert.

Die AfD-Politiker verfolgen anscheinend keine Nachrichten über Syrien, ansonsten würden sie dort etwas über Nordsyrien erfahren. Der Angriff der Türkei gegen die Kurden wird grausamer. Hunderttausende Menschen wurden in den letzten Wochen vertrieben. Die Auseinandersetzungen finden täglich in allen Städten und Dörfern statt.

Sogar die von der Assad-Regierung regierten Gebiete sind unsicher. Wenn Tausende von Flüchtlingen nach Syrien zurückkehren, werden viele von ihnen vor der Gefahr des Militärdienstes stehen. Viele werden dann sofort zum Militärdienst eingezogen und müssen dann kämpfen, töten oder werden getötet.

Bilder für den Wahlkampf

Die AfD-Politiker werden ein paar Bilder aufnehmen, die nur eine Seite der Lage zeigen. Das ist ein Täuschungsversuch, um die deutschen Wähler zu manipulieren. Sie werden deutlich ein Bild der Sicherheit vermitteln, aber ist das wirklich die Realität?

Es gibt heutzutage viele, die solche rechtspopulistische Propaganda glauben. Sie werden durch Bilder, die nur eine Seite der Realität zeigen, manipuliert. Die AfD interessiert sich nicht für diese Menschen, sondern für ihre Wählerstimmen. Es ist der AfD egal, ob sie ein falsches Bild der Realität bekommen, Hauptsache ihre Stimme nützt der Partei, um an die Macht zu kommen.

Ist ein Wiederaufbau Syriens möglich?

Im Bundestag fordert die AfD Fraktion eine neue Syrien-Politik, vor allem die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen mit der Regierung Assads. Außerdem will die AfD, dass die EU-Sanktionen gegen Assad aufgehoben werden. Auch der Wiederaufbau Syriens ist Teil der Politik dieser Partei.

Aber kann die Welt der syrischen Regierung beim Wiederaufbau des Landes vertrauen? Ohne Zweifel ist der Wiederaufbau ein wichtiger Grund für die Rückkehr syrischer Flüchtlinge, aber wie kann man eine Regierung, die das Land zerstört und die Städte bombardiert hat, mit Geld unterstützen? Dieses Geld wird für die Finanzierung der militärischen Kampagnen gegen die Syrer eingesetzt. Es wird Assad dabei helfen, mehr Zerstörung anzurichten und mehr Syrer zu töten.

Die AfD fordert dazu auf, den Frieden in Syrien zu sichern. Das wird aber nie sein, denn solange Assad an der Macht bleibt, werden Menschen leiden. Wie kann man Frieden sichern, während derjenige, der die „ethnische Säuberung“ im Land angeführt hat noch an der Macht ist? Assad hat die Syrer mit Sarin und Chlorgas vergiftet und viele Menschen bis zum Tod gefoltert. Nun will die AfD mit ihm den Frieden sichern?

 

Es gibt nur eine Lösung für die Flüchtlingskrise, Assad muss abgesetzt werden. Nur so können die Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren und das Problem gelöst werden. Nur so wird Syrien ein sicheres Herkunftsland sein. Andernfalls werden die Flüchtlinge in ihren Tod geschickt, in die Hölle, vor der sie geflüchtet sind.

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Kategorie & Format
Autorengruppe
Hassoum Mazen
Mazen ist syrischer Journalist und Flüchtling in Deutschland. Er schreibt über Politik und Gesellschaft.

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