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Im Museum

In Berlin erlebte Zeina Shaheen, was es heißt, die eigene Kultur im Museum kennenzulernen. Sie ist fasziniert davon, was sie über ihre Herkunftsregion erfährt, aber auch über Deutschland und den Wiederaufbau nach dem Krieg. Was kann man daraus lernen, fragt sie sich. Unser zweiter Artikel der Reihe "Frieden zwischen Hier und Dort".

Die Berliner Museumsinsel. Foto: Thomas Wolf via Wikimedia Commons unter CC BY-SA 3.0

Berlin ist meine Stadt. Merken Sie, dass ich „meine Stadt“ sage? Ja, also meine eigene Stadt, sie gehört mir. Denn seitdem ich in dieser Stadt bin, fühle ich mich nicht fremd. Ich fühle mich als Teil dieser Gesellschaft und eine von den vielen unterschiedlichen Menschen in dieser Stadt.

In Berlin besuchte ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Museum!

Ich bin ziemlich überrascht, von dem was ich hier gesehen habe. Für mich ist das etwas Neues. In meinem Land Syrien hatte ich nicht die Gelegenheit, die Zivilisation, der ich angehöre, anzuschauen.

Das eigene Land in der Fremde erkunden

Während des Besuches im Museum für Islamische Kunst habe ich erfahren, dass schon Hunderte von Menschen aus vielen Teilen der Erde dieses Museum aufsuchten, um die ruhmreiche Zivilisation, der ich angehöre, zu erkunden. In dem Museum für Deutsche Geschichte habe ich die Gelegenheit erhalten, die Kultur und die Geschichte eines Volkes zu erfahren, das ein erfolgreiches Land aufgebaut hat, obgleich es durch den Krieg stark zerstört wurde.

In diesem Land, das viele Flüchtlinge und mich aufnahm, wurde ich neugierig und wissensbegierig, mehr über die Geschichte und das Kulturerbe und die Zivilisation durch die Geschichte hindurch zu erfahren.

Aufbau nach dem Krieg

Ich frage mich, wie Deutschland vor dem Krieg war und wie es zerstört wurde. Vor mir sehe ich Bilder, Zeichnungen, Gemälde, Dokumente, Kriegsgeräte. Es ist faszinierend, was dieses Land und seine Menschen heute nach weniger als einem Jahrhundert erreicht haben. Es ist faszinierend, wie es dem deutschen Volk gelungen ist, sein Land wieder aufzubauen. Die Rolle der Trümmerfrauen nach dem Krieg fasziniert mich ganz besonders. Die deutschen Frauen verdienen es, Vorbilder für die Frauen auf der ganzen Welt zu sein. Sie dürften ein Ansporn für Frauen aus den von Krieg heimgesuchten Ländern sein. Besonders für uns syrische Frauen dürfte dies von hoher Bedeutung sein.

Nach einem Rundgang im Museum für Deutsche Geschichte frage ich mich: Wie lange brauchen wir in Syrien um nach einem 7-jährigen Krieg alle Ereignisse zu dokumentieren? Wie können wir, die junge Generation, aus den Erfahrungen der Deutschen Nutzen ziehen? Wie können wir die Instrumente des Wiederaufbaus in unseren Ländern, die vom Krieg heimgesucht wurden, einsetzen? Was können wir tun, damit diese Heimat uns alle aufnimmt und dass eine Rechtstaatlichkeit, Demokratie und Gleichheit für alle gelten?

„Frieden zwischen Hier und Dort“ ist ein Schreibworkshop-Projekt des Friedenskreis Syrien. Der Verein tritt für einen friedlichen und kooperativen Austausch zwischen Menschen ein und schafft Austauschplattformen für einen konstruktiven Dialog.

Die Texte sind bereits in veränderter Form in der taz erschienen. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Bi´bak, Start with a Friend (SwaF) und Multaka (Treffpunkt Museum) in Berlin durchgeführt und ist durch das Frauen ID Projekt im Rahmen des Kultur macht Stark Förderprogramms / PB und BMBF gefördert.

In sieben Workshop-Tagen setzten sich die Teilnehmerinnen unter Leitung der syrischen Autorin Kefah Ali Deeb mit der Methode des Schreibens auseinander. Teil des Projekts waren Besuche in einigen Berliner Museen, die sich teilweise in den Geschichten der Frauen widerspiegeln. Entstanden sind Texte über das neue Lebensumfeld Berlin, über Heimat und eben über den “Frieden zwischen Hier und Dort”. Wir veröffentlichen sie nach und nach hier.

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