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Ich will nicht ohne Bürgerrechte sterben

Ich lebe auf der Flucht, seit ich denken kann. Ich habe die Flucht von meinen Eltern geerbt. Sie fürchteten in unserem Heimatland um ihr Leben. Sie flohen.

Mohammad F.

 Damit endete für meine Familie ein Leben in Würde. Das Land ihrer Zuflucht verweigert ihnen Rechte, mit denen jeder Mensch geboren wird. Menschen mit Bürgerrechten gehen zur Schule, lernen Berufe, führen ein Leben, das diesen Namen verdient. Für mich ist das ein Traum. Mein Name ist Mohammed. Ich bin 22 Jahre alt. Und ich will nicht ohne Bürgerrechte sterben.  

Mein Traum hat mich tausende Kilometer weit geführt. Ich habe Grenzen überwunden, wurde um ein Haar erschossen, verwundete mich an Zäunen aus Natodraht, geriet in ein Kriegsgebiet und entkam nur knapp den Kämpfen. Wurde in ein überfülltes Boot gezwungen, marschierte Kilometer um Kilometer. Ich wollte nach England. Polizisten sagten mir, dass dieses Land Deutschland heißt.

Das Schicksal der Rohingya


Kennen die Deutschen meine Sprache Rohai? Es gab noch nie einen Dolmetscher, mit dem ich in meiner Muttersprache sprechen konnte, nicht einmal für meine Asylanhörung. Ich habe zugestimmt, diese wichtigste Sache für meine Zukunft in einer fremden Sprache anzugehen. Die Fragen auf Bengalisch waren schwer zu verstehen. Der Dolmetscher hat mich gedrängt, schnell zu machen.
Wen interessiert das Schicksal meiner drei Geschwister und meiner Eltern? Wer weiß von ihren Läden, von ihren Äckern in Myanmar? Vom Leid und der Vertreibung unserer muslimischen Gemeinschaft aus unserem Dorf in der Provinz Arkane? Vom Mut, meiner Eltern und anderer Familien, mit ihren Kindern in wackeligen Booten über das Wasser zu fliehen, von dem Beschuss der Boote, von den Toten in den Fluten des Golfs von Bengalen, von unserem Elend als Flüchtlinge in Bangladesch?
Aber die Menschen sollen meine ganze Geschichte erfahren. Deshalb bin ich zu einer Journalistin gegangen und habe ihr von mir erzählt. Sie hat alles für mich aufgeschrieben.

In Bangladesch erinnere ich mich an einen Slum. Das war kein Flüchtlingscamp, sondern eine wilde Siedlung in den Bergen der Provinz Chittagong. Die Hütten waren aus Bambus und anderen Materialien notdürftig zusammengezimmert. Wir lebten uns selbst überlassen, ohne jegliche Papiere. Nach sechs Jahren wurden wir endlich durch UNHCR registriert. Meine Familie zog ins Ramu-Camp bei Cox Bazar, einem berühmten Touristenstrand. Dort lebten wir in einem einzigen Raum. Duschen und Toiletten waren unhygienisch. Es gab keine medizinische Versorgung. Manchmal aßen wir nur jeden zweiten Tag.

Die Rohingya hatten nicht die gleichen Rechte wie die Menschen draußen. Meine Eltern schlichen sich manchmal aus dem Camp, um Geld zu verdienen, obwohl sie damit eine Strafe riskierten. Die Menschen in Cox Bazar verboten ihren Kindern, mit mir zu spielen. Einmal hat jemand der Polizei verraten, dass mein Vater arbeiten geht. Mein Vater wurde verhaftet.

Wir werden als Menschen nicht akzeptiert


Nur in der Camp-Schule fühlte ich mich angenommen. Ich besuchte diese Schule für ein Jahr. Im Jahr 2009 übersiedelten meine Eltern aus dem Camp in eine andere Gegend. Eine freundliche bengalische Familie dort gab ihnen Arbeit als Haushälter und Platz zum Schlafen. Auch ich habe mitgearbeitet und konnte bei ihnen essen. Meine Eltern und Geschwister sind von der Hilfsbereitschaft der bengalischen Nachbarn abhängig. Eine reguläre Arbeit ist ihnen verwehrt. Wir Rohingya sind Verdächtige. Einmal wurde ich durch die Polizei kontrolliert, ich trug keine Papiere bei mir. Deshalb sperrten sie mich tagelang ins Gefängnis. Manchmal bekam ich für meine Arbeit keinen Lohn. Ich wurde häufig beschimpft. Keine Regelschule nimmt Rohingya auf. Wir werden als Menschen nicht akzeptiert.

Von Kindheit an wurde ich beschimpft. Aber ich habe mir meine Träume bewahrt. Denn ich habe mein Leben riskiert, um nach Europa zu kommen.

Artikel von Mohammad F.

 

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