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„Ich habe oft Heimweh nach Marokko“

Ich komme aus Marokko, aus der Stadt Tata, sie liegt ganz im Süden des Landes. Seit nun schon fünf Jahren bin ich hier in Deutschland. Ich lebe zusammen mit meiner kleinen Tochter, sie ist vier Jahre alt, in Hamburg, im Stadtteil St. Paul. Wir haben eine kleine Zweizimmerwohnung im Dachgeschoß, sie ist ganz gemütlich. Der Rest meiner Familie lebt jedoch noch in Marokko, einige in meiner Heimatstadt Tata, andere in anderen Teilen des Landes.

„Ich habe oft Heimweh nach Marokko“

„Mich hat Europa schon immer fasziniert“

Ich bin regelmäßig nach Deutschland geflogen, aber auch nach Spanien oder Frankreich. 2013 haben mein damaliger Lebensgefährte und ich dann beschlossen, in Deutschland zu bleiben, hier sesshaft zu werden. Ob das wirklich eine so gute Idee gewesen ist – ich weiß es nicht, bin mir da mittlerweile nicht mehr so sicher. In Marokko hatte ich einen tollen Job, der mir wirklich Spaß gemacht hat. Ich habe in einem großen Fünfsternehotel gearbeitet, mir hat es gefallen, dass ich zu so vielen unterschiedlichen Menschen Kontakt hatte, aus verschiedenen Länder und Kulturkreisen. Damals war ich allerdings auch noch nicht Mutter. Hier in Hamburg wird es für mich schwieriger, in der Hotelbranche Fuß zu fassen, denn man muss flexible sein, muss bereit sein, in Schichten und vor allem auch nachts zu arbeiten. Das geht jetzt nicht mehr, wegen meiner kleinen Tochter.

Und mir fehlt die Sonne! Hier in Deutschland regnet es nur und es ist so kalt und windig. In Marokko haben wir selbst im Winter noch Temperaturen an die 18, 19 Grad.
Aber nicht nur das Klima ist hier kälter, auch die Menschen sind es. In meiner Heimat sind alle irgendwie warmherziger, offener und freundlicher. Hier in Hamburg sind die Leute oft sehr kurz angebunden, im Umgang miteinander eher kühler, distanziert. Für Marokkaner ist die Familie sehr, sehr wichtig, wir sehen uns eigentlich jeden Tag. Viele Deutsche dagegen besuchen ihre Eltern nur mal im Monat. Bei uns ist der Familienzusammenhalt viel größer und ausgeprägter. Wir essen jeden Tag gemeinsam, danach sitzen wir beieinander, unterhalten uns, schauen einen Film oder machen Musik. Und wir Marokkaner haben ein anderes Verständnis für Zeit und Termine. Die Deutschen sind immer extrem pünktlich, in Marokko ist man da entspannter, lässiger.

„Für mich ist es hier als Frau sicherer“

Und trotzdem gefällt mir Deutschland auf seine ganz eigene Art und Weise. Für mich ist es hier als Frau sicherer. In Marokko muss man immer aufpassen, kann sich in der Öffentlichkeit nicht frei bewegen. Hier in Deutschland kann ich rausgehen, wann ich will, und ich kann die Klamotten tragen, die ich will.

Ich hoffe, dass ich bald einen Job in Hamburg finde. In Marokko hatte ich zunächst für ein Jahr Jura studiert. Dieses Fach hat mir jedoch nicht wirklich gut gefallen, also habe ich später eine Ausbildung zur Sekretärin absolviert. Während dieser Ausbildung habe ich ein Praktikum im oben erwähnten Hotel gemacht, dort bin ich dann für acht Jahre geblieben.

Meine Zeugnisse und Unterlagen haben ich bereits anerkennen lassen. Meine Ausbildung zur Sekretärin entspricht hier in Deutschland dem Beruf der Kauffrau für Büromanagement. Jetzt muss nur noch mein Deutsch besser werden. Leider habe ich nicht so viel Kontakt zu deutschen Muttersprachlern, eher zu anderen Ausländern. Zwar sprechen wir auch Deutsch miteinander, können uns aber bei Fehlern nicht korrigeren. Aber neben Deutsch spreche ich auch noch Englisch, Französisch und Arabisch. Das hilft mir sehr bei der Kommunikation.

„Ich habe hier in Hamburg mittlerweile auch Freunde gefunden“

Dennoch habe ich oft Heimweh nach Marokko. Dann telefoniere ich lange mit meinen Eltern über Skype. Und einmal im Jahr, meistens im Sommer, fliege ich nach Tata. Darauf freue ich mich jetzt schon! Und bis es wieder so weit ist, versuche ich mich in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. Und ich bereite mich auf den C1 Sprachkurs vor. Das lenkt von meinem Heimweh ab!

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Hussam studierte in Damaskus Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen. Parallel dazu arbeitete er als schreibender Journalist. Seit 2015 lebt er in Deutschland. Er ist Gründer und Chefredakteur von kohero. „Das Magazin nicht nur mein Traum ist, sondern es macht mich aus. Wir sind eine Brücke zwischen unterschiedlichen Kulturen.“

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