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Ich gehöre zu dieser Stadt

Issam Alnajm wurde 1984 in Alsuayda, im Süden Syriens geboren. Seit seiner Kindheit schreibt er Gedichte, die er nun in Deutschland auch veröffentlicht - und das mit Erfolg! Es folgten Publikationen, Nominierungen und Preise. Seine Gedichte handeln von Flucht, Heimat, Sehnsucht, Liebe, Menschlichkeit und dem Leben. Wir stellen euch einen Menschen vor mit einer ganz besonderen Passion, Mut zur Herausforderung und einem inspiriernden Blick in eine neue Zukunft. 

Issam Alnajm. Foto: Sami Omar

Issam Alnajm, ist mein Name und ich wurde 1984 in Alsuayda, in Syrien geboren. Alsuayda ist eine Stadt im Süden von Syrien, liegt auf einem Berg und hat eine vulkanische und steinige Landschaft. Die Stadt wird zum größten Teil von Drusen bewohnt, die eine Minderheit in Syrien sind, und hat viele römische Ruinen. 

In Syrien habe ich eine zweijährige Ausbildung als Elektrotechniker absolviert und ein paar Jahre habe ich gekellnert. Seit meinem 10. Lebensjahr schreibe ich literarische Texte, zunächst in meiner Muttersprache Arabisch. Auf Arabisch schrieb ich überwiegend Gedichte, aber hatte keine Gelegenheit, sie zu veröffentlichen. 

Mein Land musste ich wegen des Krieges verlassen. Seit 2015 lebe ich in Deutschland und wohne zurzeit in Bochum. Bochum ist mein neues Zuhause geworden und hier schrieb und schreibe ich weiter meine Gedichte. Das Gedicht an Bochum möchte ich an diese Stelle gerne mit euch teilen:

 

Ich gehöre zu dieser Stadt

„Ich gehöre zu dieser Stadt

Ich atme ihre Luft

Begegne ihren Kindern

Und schütze ihr Gesicht

 

Ich gehöre zu dieser Stadt

Obgleich ich anderswo geboren wurde

Nicht hier aufgewachsen bin

Ich bin stolz auf diese Stadt

Hier fand ich meine erste Liebe

Meine erste Freundschaft

Und die erste Freiheit.

 

Ich gehöre zu dieser Stadt

Ich kann mit ihr reden

Ich kann sie verstehen

Weil ich ihre Sprache kenne

Ich kenne ihre Straßen

Ihre Bäume

Ich respektiere ihre Kultur

Sie ist ein Teil der Erde

Die unsere Mutter ist

Ich gehöre zu dieser Stadt

Wo die Menschen

Sich zur Begrüßung umarmen

Wo die Erde mit Kohle gemischt wurde

Und wo meine Träume 

Auf dem Weg sind

Sich zu verwirklichen

 

Hier lebe ich seit drei Jahren

Wie ein Sohn dieser Stadt

Sie schützt mich

Und ich gebe ihr meinen Respekt.”

Mein Literarischer Werdegang

Meine Texte verfasse ich seit Ende 2016 in deutscher Sprache. Direkt auf Deutsch zu schreiben ist für mich eine Herausforderung, aber es ermöglicht, dass meine Botschaften und Worte auch Deutsche erreichen. Hinzu kommt, dass die deutsche Sprache eine literarische und bereicherte Sprache ist. 

Meine Gedichte handeln sich um unterschiedliche Themen, z.b Flucht, Heimat, Sehnsucht, Liebe, Menschlichkeit und das Leben. Ich trage sie seit 2017 auf unterschiedlichen Bühnen mit verschiedenen Ensembles vor. In Bochum schreibe ich seit Ende 2016 für die Zeitung „Neu in Deutschland“ (Deutscher Lespreis 2016) und 2018 wurde sie für den nationalen Integration Preis der Bundeskanzlerin nominiert und sie war unter den Top 10.

Die Arbeit für die Zeitung hat mir viele Türen geöffnet, mir zahlreiche Möglichkeiten gegeben, viele nette Menschen kennenzulernen und meine Gedichte weiter zu entwickeln. In diesem Zusammenhang bringe ich regelmäßig meine Gedichte in Lesungen auf die Bühne, unter anderem mit dem WDR Köln 2017, im Musikforum Ruhr und an verschiedenen Theatern. Zudem konnte ich meine Gedichte in verschiedenen Publikationen veröffentlichen und präsentieren z.b im Anthologie Buch „von Fluchten und Wiederfluchten“ herausgegeben 2017 von D. Artur Nickel. Im November 2018 erhielt ich den 1. Preis im Wettbewerb „Kurz und schmerzlos“ der Literarischen Gesellschaft Bochum.

 

Was die Zukunft bringt

Vor ein paar Monaten habe ich angefangen eine dreijährige Ausbildung als Altenpfleger bei der Diakonie in Bochum zu machen. Als Altenpfleger zu arbeiten, ist zum einen ein menschlicher Beruf, in dem ich mit Menschen umgehen kann und zum anderen ein sicherer und zukünftiger Job. Was ich noch gerne machen würde, ist meinen literarischen Weg weiter zu gehen und weiter zu entwickeln und etwas in diesem Leben zu bewirken. 

Ehrenamtlich zu arbeiten, bedeutet für mich ein Teil von dieser Gesellschaft zu sein und vielen Menschen nahe zu sein. Ich kann kann sagen, dass ich mich schon integriert habe und bin stolz darauf. Integration ist Geben und Nehmen, d.h ich lerne eine neue Kultur, neue Sprache und neues Leben kennen und nehme etwas davon, gleichzeitig gebe ich was Schönes und Gutes von unseren Kulturen. 

Zu den Deutschen würde ich sagen, dass wir als Menschen zusammen leben können miteinander und füreinander und das ist nicht schwierig glaube ich. 

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Hussam studierte in Damaskus Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen. Parallel dazu arbeitete er als schreibender Journalist. Seit 2015 lebt er in Deutschland. Er ist Gründer und Chefredakteur von kohero. „Das Magazin nicht nur mein Traum ist, sondern es macht mich aus. Wir sind eine Brücke zwischen unterschiedlichen Kulturen.“

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