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Hilfreiche Tipps für den Alltag mit Corona

Tipps für den Alltag mit Corona: Corona ist in aller Munde, es gilt ein bundesweites Kontaktverbot. Von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich wurden mehr oder weniger strikte Aiusgangsbeschränkungen verhängt, Arbeitgeber steigen auf Home Office oder Kurzarbeit um, die Deutschen hamstern Klopapier und beklagen schon nach einer Woche die mangelnde Freiheit. Doch was macht diese Situation mit geflüchteten Menschen, die hier in Gemeinschaftsunterkünften zu 500 unter Quarantäne gestellt werden, oder aber allein in der Enge einer 20-m²-Wohnung ausharren müssen?

Foto: Jonas Jacobsson on Unsplash

Beides ist, vor allem aus psychologischer Sicht, hoch problematisch. Während in Gemeinschaftsunterkünften die oft beengten Lebensumstände, die kaum vorhandene Privatsphäre, zu denen auch noch Ausgangsverbote hinzukommen, ist es für andere genau das Gegenteil, das es ihnen schwermacht:

Wenn auf einmal der gewohnte Tagesablauf wegbricht, weil man nicht mehr zur Arbeit gehen kann, wenn man völlig allein in den eigenen vier Wänden sitzt und viel zu viel Zeit zum Nachdenken hat, wenn persönliche Kontakte von heute auf morgen plötzlich aufhören, wenn der Sorge um die Familie im Heimatland plötzlich nichts anderes mehr entgegensteht, wenn Unsicherheit dazu führt, die Wohnung überhaupt nicht mehr zu verlassen – dann ist das, zusammen mit all den kaum oder gar nicht aufgearbeiteten Erlebnissen aus der Vergangenheit, eine gefährliche Mischung, die zu Depressionen mit all ihren teils zerstörerischen Folgen prädestiniert.

Hinzu kommen mehr oder weniger mangelhafte muttersprachliche Informationen.

Hier sind ein paar Tipps, die helfen, um den Alltag zu bewältigen

Was nun? Was tun! – Tipps für Betroffene und Unterstützer

Ich kenne und begleite Menschen, deren mühsam errungenes, labiles Gleichgewicht gerade völlig zusammenbricht. Kontakte in die „Außenwelt“ sind gerade jetzt umso wichtiger – haltet Kontakt, wann und wie immer es möglich ist, auch wenn ihr gerade mit euch selbst beschäftigt seid.

Es ist keine Schande, sich die eigenen psychischen Probleme einzugestehen. Es ist auch keine Schande, aktiv um Hilfe zu bitten und Hilfe anzunehmen, wenn man sie angeboten bekommt. Hilfe kann in dieser Situation schon ein Chat oder Telefonat mit einem Freund oder Kollegen sein.

Trotz allem: Struktur im Tagesablauf

Struktur ist wichtig. Sorgt mit regelmäßigen Kontakten für eine Struktur im Tagesablauf: Zum Beispiel früh eine Textnachricht, abends ein Telefonat, wenn möglich immer zur selben Zeit – fragen wie es geht, sich erzählen, was man gemacht hat (auch, wenn es nur ganz banale Dinge sind wie Wäsche waschen). Macht einen Plan für den nächsten Tag – auch hier wieder dürfen es ganz normale Dinge sein: Putzen oder Blumen gießen oder Schrank aufräumen oder etwas kochen. Damit hat man einen Aufhänger für morgen: „Hast du heute aufgeräumt?“ „Was hast du gegessen? Kannst du mir das Rezept geben?“ Und natürlich darf man sich auch jederzeit melden, bevor die tägliche Telefonzeit herangekommen ist.

Auch wenn es schwerfällt: Positiv denken!

Schafft positive Gedanken. Was habe ich (bzw. was hast du) heute gemacht, was mich zufrieden gemacht hat? Worüber konnte ich mich freuen? Was hat jemand anders gemacht, worüber ich (bzw. du) zufrieden war? Was habe ich (bzw. was hast du) dabei empfunden? Was sehe, höre, rieche, schmecke usw. ich (bzw. du), worüber ich mich gefreut habe?

Trotz Ausgangsbeschränkung: Rausgehen erlaubt!

Geht raus! Ihr dürft die Wohnung verlassen, auch, wenn euer Wohnort unter Ausgangsbeschränkung oder sogar unter verschärfter Ausgangbeschränkung steht. Ein komplettes Verbot, die Wohnung oder Unterkunft zu verlassen, besteht nur, wenn ihr unter Quarantäne steht. Quarantäne wird vom Gesundheitsamt angeordnet. Ansonsten dürft ihr in der Nähe eurer Wohnung spazieren gehen und auch Sport treiben. Ihr dürft euch auch draußen treffen, aber nur zu zweit – mehr Personen sind nur erlaubt, wenn sie zu euer Familie oder eurer Wohngemeinschaft gehören!

Du lebst allein und hast einen Freund, einen Kollegen, einen Paten, irgendeinen vertrauten Menschen, der in der Nähe wohnt und den du ohne öffentliche Verkehrsmittel erreichen kannst? Super! Geht gemeinsam spazieren oder joggen, fahrt ein Stück mit dem Fahrrad, spielt im Hof über die Wäscheleine Tennis oder Volleyball. Setzt euch auf eine Bank, redet und esst und trinkt etwas gemeinsam – zu zweit oder gemeinsam mit Familienmitgliedern, die bei euch im selben Haushalt leben, dürft ihr das. Stellt euch dabei die oben genannten Fragen (worüber konnte ich mich heute freuen, was habe ich dabei gefühlt, gesehen, gerochen, geschmeckt?). Und erzählt auch darüber, wenn ihr abends telefoniert!

Kleinigkeiten suchen und finden: Das Schöne im Alltag

Macht Fotos und Videos! Von der Blume am Straßenrand, von den Wolken am Himmel, von euch selbst in der Sonne, von eurem sauberen und aufgeräumten Zimmer – und teilt sie über soziale Medien mit euren Betreuern, eurer Familie, euren Freunden in der Ferme. Und erzählt davon bei euren täglichen Telefonaten und überlegt euch, welche positiven Gedanken und Gefühle ihr dabei hattet.

Etwas Neues ausprobieren

Ihr habt etwas, was ihr schon immer machen oder ausprobieren wolltet? Malen? Nähen? Stricken? Videoschnitt? Bildbearbeitung? Ein neues Kochrezept? Ein Online-Tutorial? Nur zu, legt los! Es ist nur für euch und nicht schlimm, wenn es nicht gelingt, außer, dass es ein guter Grund wäre, es noch einmal zu versuchen. Haltet kurz inne und überlegt euch, wie ihr euch dabei fühlt. Schreibt es auf, führt Tagebuch, schreibt auch über eure Gedanken und Gefühle (gute wie schlechte). Wenn ihr könnt, erzählt anderen darüber, aber auch das Aufschreiben für sich allein kann schon sehr helfen.

Und was, wenn gar nichts mehr geht?

Wenn keine Tipps helfen und es euch einmal richtig schlecht geht in der Isolation – nehmt aktiv Kontakt auf! Ruft jemanden an, schreibt eine Nachricht über Messenger oder WhatsApp und wartet auf eine Antwort. Vielleicht dauert es ein wenig, bis eine Antwort kommt – manche Leute, so wie ich, arbeiten auch jetzt ganz normal weiter. Seid sicher, trotzdem kommt eure Nachricht an und wird beantwortet. Ihr seid nicht allein, auch wenn ihr euch manchmal einsam und vergessen fühlt. Es gibt Menschen, die an euch denken und euch helfen.

Telefonseelsorge

Es gibt auch Menschen, mit denen ihr ohne euren Namen zu nennen über akute Probleme am Telefon oder per Chat sprechen könnt. Die Nummern dieser Telefonseelsorge sind 0800/111 0 111, 0800/111 0 222 oder 116 123 (weitere Infos im Link) und 24 Stunden am Tag erreichbar. Das gleiche gilt für das Muslimische Seelsorge-Telefon, das man unter der Telefonnummer 030/443 509 821 erreicht (nähere Informationen ebenfalls im Link).

 

Auch für Unterstützer gilt: Sucht immer wieder aktiv den Kontakt, seid aufmerksam, wenn irgendetwas anders ist oder euch komisch vorkommt. Nothilfe ist immer möglich, auch persönlich vor Ort (sofern derjenige oder die Einrichtung nicht unter Quarantäne steht – in dem Fall ist aber regelmäßiger telefonischer Kontakt umso wichtiger und das Wissen darum, wo es professionelle Hilfe gibt; informiert euch über konkrete Angebote vor Ort macht euch schon vorher eine Liste).

Passt auf euch auf und bleibt gesund!

Für Fragen stehe ich über das Flüchtling-Magazin und über Facebook jederzeit zur Verfügung.

 

(Ich danke meiner Freundin Elke Hommel-Oesterwitz für ihre Unterstützung in der Sache und für ihre hilfreichen Tipps, die ich im Alltag und freundlicherweise auch für diesen Text verwenden darf.)

 

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Cornelia ist Ärztin und leitete einige Jahre den Aufbau eines Krankenhauses in Kambodscha. Heute ist sie in einer Klinik in Sachsen angestellt. Seit 2015 engagiert sie sich für geflüchtete Menschen in Deutschland, indem sie unter anderem eine Ambulanz in einer Erstaufnahmeeinrichtung gründete. Für kohero schreibt sie über den alltäglichen Rassismus, den sie in dieser Arbeit erlebt, aber auch über kleine Lichtblicke.

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