Von der Fürbitte zum Gruselspaß
Doch auch immer mehr Erwachsene feiern mit Gruselpartys diesen besonderen Abend. Sicherlich dient der Anlass auch dem Handel mit Requisiten, Kleidern und Kürbissen. Doch der Ursprung des Festes liegt viel weiter zurück – soweit dokumentiert, im 11. Jahrhundert. Am so genannten „All Hollows‘ Eve“, dem Abend der Allerheiligen, verteilten christliche Iren kleine Brote mit Johannisbeeren (Seelenkuchen) an Bettler und diese wiederum versprachen, für die Seelen der verstorbenen Heiligen zu beten.
Der Abend des Winteranfangs und seine Geister
Andere Wurzeln dieses Brauches führen uns zurück in die keltische Gesellschaft, zum Beispiel nach Wales: Dort feierte man den Winteranfang mit einem Opferfest, dem Samhain, eines der vier wichtigsten keltischen Feste. Jener Abend öffnete das Tor zu den Wesen der anderen Welt und es galt, eine Begegnung möglichst zu vermeiden. Dafür boten die Menschen dem Herrscher der Unterwelt, Cenn Crúach, Blutopfer dar, um von ihm und seinen Untergebenen Fruchtbarkeit zu erflehen. Eine mehr als verständliche Geste, wenn der Winter in dieser kargen Landschaft vor der Tür stand.
Wie ein Ritual um die Welt ging
Die sich daraus entwickelnden irischen Bräuche nahmen zwischen 1845 und 1852 ihren Weg in die USA, als etwa zwei Millionen Iren ihre Heimat verlassen mussten, um der Hungersnot zu entkommen. Einseitige Landwirtschaft und verheerende Umwelteinflüssen führten zur Kartoffelfäule und vernichteten das Hauptnahrungsmittel der Iren – 12% der Bevölkerung wurden durch den Hungertod dahingerafft.
Den Brauch des Abends der Allerheiligen nahmen die Auswanderer mit und feierten ihn in den Vereinigten Staaten weiter.
Das Fest wurde stetig populärer und auch von anderen Volksgruppen übernommen. Am Ende des zweiten Weltkrieges kamen immer mehr nordamerikanische Soldaten nach Europa – vor allem nach Deutschland. Es war nur eine Frage der Zeit, ehe das Halloween-Fest auch hier irgendwann Fuß fassen würde. Der Kommerz tat sein Übriges hinzu und schließlich war die Geisterfeier in den 90er-Jahren fest in Deutschland etabliert.
Die Legende im Vorgarten
Bleibt noch die Frage nach den Kürbissen: In Irland erzählt man sich die Geschichte von Jack OLatern. Er konnte durch eine List zwar der Hölle entkommen, doch die Tür zum Himmel blieb ihm verschlossen. So wurde der „arme Deibel“* dazu verdonnert, auf Ewig zwischen Himmel und Hölle zu wandeln. In der Finsternis trug er eine Kerze in einer ausgehöhlten Rübe mit sich, um den Weg zu erhellen. So erklärt sich der Brauch, Fratzen in Kürbisse zu schneiden und zu beleuchten. Der alte Jack hätte sicher nicht gedacht, dass seine improvisierte Laterne irgendwann die Welt erobern würde.
In diesem Sinne: Süßes oder Saures? Auf jeden Fall: Happy Halloween!
*Umgangssprache: Der arme Teufel – jemand, dem etwas gründlich misslang und fortan mit den Folgen seines Handelns leben muss.
Eine Antwort
Tja … eines der Negativbeispiele für den (kommerzbedingten) Kulturwandel.
Mal ganz davon ab was ein ursprünglich irisch-katholischer und dann amerikanisierter Brauch hier zu schaffen haben und der Pervertierung desselben …
Müssen wir denn alle den Jack Olatern mimen?
Und – wenn wir doch so [be]gierig drauf sind, derartigen Unsinn aus einer so unzivilisierten wie der us-amerikanischen Kultur zu übernehmen, was sträuben wir und dann eigentlich gegen einen muslimischen und auch gleich einen jüdischen Feiertag?