Das Konzert vermittelte einen ersten Eindruck von TRIMUM, einem europaweit einmaligen Gemeinschaftsprojekt mit muslimischen, christlichen und jüdischen Musikerinnen und Musikern, Theologinnen und Kantoren, Wissenschaftlerinnen und Komponisten. Seit einigen Jahren entwickeln sie gemeinsam Konzepte und Veranstaltungsformate für ein friedliches und konstruktives Miteinander der Religionen.
„Wir glauben an die Schönheit und Kraft der Begegnung – auch und gerade dort, wo die Menschen unterschiedlich sind und Unterschiedliches glauben. Deshalb zelebrieren wir die Vielfalt und machen Musik für Gläubige und Andersgläubige.“
Mit Musik Ohren öffnen für das gemeinsame Friedenspotential
In einem zweiten Schritt wollte ich mehr von dem erfahren, was diese Menschen mit diesem Projekt verbinden und bewegen. Ein Seminar gab mir die Gelegenheit, mitzuerleben und mit anderen gemeinsam auszuprobieren wie das geht: spielerisch-experimentell mit dem umzugehen, was aus verschiedenen musikalischen und religiösen Traditionen und Erfahrungsräumen eingebracht werden kann. Viel lernen konnte ich dabei von der Islamwissenschaftlerin Serap Ermis. Alon Wallach vermittelte uns einen Eindruck von der Schönheit der Melodien aus dem sephardischen Judentum. Und Bernhard König versteht es in verschiedenen Praxisfeldern des Projekts immer wieder neu, die Ideen und den Geist von TRIMUM unter die Menschen zu bringen, andere mit der Lust am Lauschen, Staunen und Probieren anzustecken:
„Mit TRIMUM singen wir gegen die Lockrufe und Hassgesänge all derer an, die ihren Glauben oder Unglauben mit einem »Rechthaben um jeden Preis« verwechseln. Die Fremdheit für etwas Bedrohliches halten. Oder die nur noch das Gewaltpotential der Religionen sehen können und vor ihrem Friedenspotential, ihrer Schönheit und ihrem Reichtum die Ohren verschließen.“
Verschiedene Traditionen werden zur Inspiration für gemeinsames Neuland
Wenn es bei TRIMUM um eine interreligiöse Begegnung geht , suchen die Musikerinnen und Musiker nicht vorrangig nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Vielmehr werden religiöse Denk- und Wertesysteme zur Inspiration für Neuvertonungen und Sprachexperimente. Wechselseitig nehmen die Mitwirkenden Impulse auf. Sie loten das »Machbare« und »Erlaubte« neu aus, respektieren Grenzen und staunen über ungeahnte Erweiterungen des Repertoires.
Ein nächster Schritt zum Weitergehen ergibt sich nun durch die vielfältigen Umsetzungsmöglichkeiten mit dem neu erschienene interreligiösen Liederbuch von TRIMUM. Denn eine spannende Auswahl der gemeinsam gesammelten, arrangierten und erprobten Lieder für das gemeinsame Singen lässt sich damit nicht allein in Konzerten oder Seminaren entdecken. Die gedruckten Noten und Texte laden zum Ausprobieren und Weitergeben ein. Sie bieten etwas, was mit diesen spannenden Querverbindungen, hilfreichen Kommentaren und spielerischen Text- und Musikarrangements wirklich neu ist. Ausgezeichnet wurde das erste deutsche interreligiöse Liederbuch bereits mit dem Musikeditionspreis „Best Edition 2018“ des Deutschen Musikverlegerverbandes.
Die Homepage zum Liederbuch enthält ergänzend dazu eine Reihe von Ton- und Filmbeispielen zu den Liedern und Musikstücken:
TRIMUM in Hamburg: Musik für einen Stadtteil
Übrigens: Ein Beispiel für TRIMUM in der Praxis gibt es auch in Hamburg – in Form des Projekts Musik für einen Stadtteil, ausgezeichnet mit dem Preis „The power oft he Arts“, das seit 2016 mit Bewohnerinnen und Bewohnern in Hamburger-Mümmelmannsberg interkulturelle, interreligiöse und intergenerationelle Wege des gemeinsamen Singens und Musikmachens öffnet. .
Zum Projekt in Hamburg:
Weitere Infos und Quelle der Zitate