Kim Thanh Vo kommt aus Vietnam, ist zweisprachig hier in Deutschland aufgewachsen und hat an der Universität Hamburg Südostasienwissenschaften studiert. 2017 begann er, ehrenamtlich als Sprachmittler für Vietnamesisch bei Triaphon zu arbeiten. Mittlerweile ist er als Projektmanager und Assistent der Geschäftsführung fest in das Unternehmen integriert. In einem Gespräch hat er für das Flüchtling Magazin erklärt, wie es zur Gründung von Triaphon kam, wie deren Arbeit im Detail aussieht und was beim Dolmetschen sonst noch wichtig ist:
Meine Eltern kommen aus Vietnam. Ich bin hier in Deutschland zweisprachig aufgewachsen, mit der deutschen und der vietnamesischen Sprache. Während meines ersten Studiums habe ich schon als Dolmetscher am Verwaltungsgericht Trier gearbeitet. Jetzt bin ich für Triaphon tätig. Das Unternehmen gibt es seit Oktober 2017. Die Gründerin, Lisanne Knop, ist Ärztin in einer Kinderklinik in Berlin. Sie hatte ein Praktikum in einem Krankenhaus in New York absolviert. Dort hat sie mitbekommen, dass in den USA schon seit Jahrzehnten ein Dolmetscherdienst verfügbar ist. Es kann also ein Dolmetscher jederzeit über das Telefon angerufen werden, sollte es Verständigungsprobleme geben. Dieses Angebot ist in New York fest etabliert. Als Lisanne Knop zurück nach Deutschland gekommen ist, hat sie eine Stelle als Assistenzärztin im Sana Klinikum in Lichtenberg begonnen. Dort sind ihr viele Patienten begegnet, die kein oder kaum Deutsch beziehungsweise Englisch sprechen, so dass eine Verständigung kaum möglich gewesen ist. Also hat sie zusammen mit einem Kollegen aus der Allgemeinmedizin, Korbinian Fischer, ein Konzept ausgearbeitet und dann Triaphon gegründet. Angefangen hat es mit den Sprachen Arabisch, Persisch, Russisch und Vietnamesisch.
Sprachliche „Erste Hilfe“ unkompliziert per Telefon
Triaphon ist ein telefonischer Dolmetscherservice für Kliniken und Krankenhäuser, der 24 Stunden erreichbar ist. Triaphon ist sehr einfach zu bedienen, man braucht keine komplizierten, technischen Mittel, weder Tablet noch Smartphone, ein normales Telefon ist völlig ausreichend. Man wählt die Nummer der Hotline und wird daraufhin mit einer Person verbunden, die gerade auf Schicht ist und bei Anruf dolmetscht. Triaphon ist in ganz Deutschland vertreten. Unsere Sprachmittler*nnen sitzen bundesweit und auch in Österreich gibt es zwei Kliniken die Triaphon nutzen.
So ein Telefonat ist in der Regel sehr kurz, es dauert im Schnitt sieben Minuten. Triaphon möchte nicht den professionellen Dolmetscher vor Ort ersetzen. Wir sehen uns als Ergänzung zu diesem und wollen in der Situation hilfreich zur Seite stehen, in der eine Verständigung nur mit Händen und Füßen möglich ist. Es geht also darum, eine erste Diagnose zu stellen, beispielsweise zu fragen, was den Patienten überhaupt zum Arzt führt, was für Beschwerden er hat und wie lange schon. Oder um zu klären, was als nächstes passiert und welche Medikamente genommen werden müssen.
Unsere Sprachmittler*innen werden vor ihrem ersten Einsatz geschult, es werden Dolmetschertechniken vermittelt und Triaphon-Regeln erläutert. Es sind großenteils Laiendolmetscher*innen, die beide Sprachen auf sehr hohem Niveau beherrschen. Die Schulungen finden direkt in den Kliniken statt, denn es muss klar sein, dass mit den Sprachmittler*innen genauso gesprochen wird, wie mit einem deutschen Patienten. Sollte für einen deutschen Patienten etwas unklar sein oder für den Fall, dass er etwas nicht versteht, dann muss der behandelnde Arzt hier in einer einfachen Sprache sprechen und Fachbegriffe näher erläutern. So soll das Klinikpersonal auch mit den Sprachmittler*innen von Triaphon umgehen.
Neutral, objektiv und mit geschützten Daten
Bei Triaphon ist beim Dolmetschen wichtig, dass keine personenbezogenen Daten mitgeteilt werden. Man meldet sich also nicht mit Namen. Auch die Anrufer nennen weder ihren Namen, noch die Einrichtung. Beim Übersetzen an sich ist es von großer Bedeutung, dem Gesagten nichts hinzuzufügen und nichts wegzulassen. Die Sprachmittler*innen müssen neutral und objektiv bleiben, sie fungieren als Sprachrohr für beide Seiten.
Momentan kooperiert Triaphon mit etwa 20 Kunden. Triaphon gibt den Kliniken immer die Möglichkeit, Triaphon zunächst einmal kostenlos für einen Monat zu testen.
Die Anrufe können bewertet werden, zwischen 1 und 5, wobei 1 eine schlechte Bewertung ist, 5 dagegen eine sehr gute. Durch dieses Bewertungssystem kann Triaphon schauen, ob es Probleme gibt. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,8. Das Angebot wird also sehr gut angenommen.
Ich selber bin mittlerweile Projektmanager bei Triaphon. Ich bin für die Qualifizierung der Sprachmittler*innen zuständig sowie Assistent der Geschäftsführung. 2017, als ich mich noch in meinem Studium befand, hat Lisanne Knop unsere Fachschaft angeschrieben, um nach Unterstützung zu fragen. Damals habe ich die E-Mails unserer Fachschaft verwaltet und habe somit ihre E-Mail gelesen. Ich war sofort von der Idee begeistert und bin daraufhin zum Infotag gegangen. Ich habe dann ehrenamtlich als Sprachmittler für Vietnamesisch bei Triaphon angefangen, bis Februar 2018.
Seit März 2018 arbeite ich hauptamtlich für Triaphon. Mir war von Anfang an klar, dass ich dieses Projekt einfach unterstützen muss, denn die Problematik ist mir vertraut, da ich früher meine Mutter sehr oft zu Arztbesuchen begleiten musste und für sie gedolmetscht habe.
Hilfe in bislang sieben Sprachen
Mittlerweile bietet Triaphon insgesamt sieben Sprachen an: Arabisch, Persisch, Vietnamesisch, Türkisch, Rumänisch, Russisch und Polnisch. Bulgarisch soll in Kürze dazu kommen. Anfangs war es schon schwer, passende Sprachmittler*innen zu finden. Zunächst einmal schauen wir im Bekannten- und Freundeskreis, ob es dort jemanden gibt, der eine der Sprachen fließend beherrscht. Danach recherchieren wir im Internet nach Kulturvereinen oder Fachschaften, diese schreiben wir dann an. Aktuell haben wir an die 200 Dolmetscher*innen, die uns unterstützen.
Wir leisten mit Triaphon einen Beitrag zur Integration, denn wir ermöglichen den Patienten eine Teilhabe und wir geben ihnen die Möglichkeit, zu kommunizieren. Und auch die Sprachmittler*innen können sich durch ihr Engagement an der Gesellschaft beteiligen. Letztes Jahr haben wir beim Deutschen Integrationspreis den zweiten Platz belegt, Hierüber haben wir uns sehr gefreut.
Momentan haben wir eine Mischfinanzierung. Wir bekommen Spenden und Fördergelder. Außerdem zahlen die Kliniken monatlich eine Pauschale. Für die Zukunft wünschen wir uns, dass sich Triaphon eines Tages selber tragen kann und dass unser Dienst in allen Krankenhäusern, die den Bedarf haben, angeboten wird.