Mit Spenden aus Deutschland werden u. a. die gemeinnützige deutsche Schule in Jounieh, die Universität und ein privates Krankenhaus in Jounieh unterstützt. Maßgeblich hat sich die leider in diesem Jahr verstorbene Künstlerin Lotti Adiami aus der Familie engagiert, einen regen Kulturaustausch zwischen Deutschland und dem Libanon zu fördern .
Wirtschaftskrise
Es gibt eine Wirtschaftskrise mit drohendem Staatsbankrott:
Durch Misswirtschaft, Korruption der politischen Führung sowie Maßnahmen aus dem Ausland gegen den Iran und Libanon, steht das Land vor einem Bankrott.
Die libanesische Währung ist um 80 % abgewertet worden. Von den Banken bekommt man seit Monaten keine Dollar mehr (Capital Control). Alles basiert hier aber auf Dollarwährung, die man nur auf dem Schwarzmarkt zu Wucherpreisen bekommt.
Die Situation in den Krankenhäusern
Das Gesundheitsministerium gehört der Hisbollah Partei an. Daher fließen leider bisher alle Hilfsgelder, die an das Gesundheitssystem gezahlt wurden, an die Hisbollah Institutionen oder an korrupte Politiker.
80 Prozent der Krankenhäuser sind hier aber private Institutionen. Der Staat legt den Krankenhaustarif fest und passte ihn der Inflation nicht an.
Für einen Patienten lag der Tagessatz stationär früher bei 60 Dollar, heute sind es 11 Dollar.
Das System hier ist so, dass die Krankenhäuser für die Leistungen immer in Vorkasse treten. Der Staat zahlt dann frühestens nach 1 bis 2 Jahren. Das macht 80 Prozent der Patienten aus.
Alle Produkte für das Krankenhaus müssen importiert und in Dollar bezahlt werden. Diese Situation wird zwangsläufig dazu führen, dass diejenigen Krankenhäuser – und das sind die meisten – die keine Unterstützung aus dem Ausland erhalten, Insolvenz werden anmelden müssen.
Während der COVID-19-Pandemie gab es Materialspenden, die ausschließlich an die wenigen staatlichen Krankenhäuser bzw. der Hisbollah nahe stehenden verteilt wurden. Ein Teil der Hilfsgüter sowie Weizen und Diesel wurden sogar über die geschlossene Grenze nach Syrien geschmuggelt und dort noch teurer und mit Gewinn verkauft
Die Explosion am 4.8.2020
Am 4.8. war dann die Explosion, die alles noch in den Schatten stellte. Es scheint alles so irreal – wie ein Sciene Fiction Film, der aber leider die Realität ist.
Die Explosion soll die drittstärkste Sprengkraft gehabt haben, die es je auf der Welt gab, also nach den beiden in Japan. Man konnte sie bis nach Zypern, 160 km entfernt hören. Das haben uns deutsche Marinesoldaten berichtet.
Ich bin gerade nach Hause gekommen und habe es erst in den Social Medien als Feuer gesehen, als Info der Deutschen Botschaft, dann kamen kurz danach die Explosionen …
Dominik, unser Ältester, war bei mir und sah es. Er sagte: „Jetzt fängt der Krieg an!“
Wie es dazu kam, weiß man ja offiziell noch nicht genau.
Der Präsident Aoun sagt, dass man keine internationale Untersuchung möchte. Das wäre ein „waste of time“. Dies zeigt, dass die Sache irgendwie „stinkt“.
Tatsache ist, dass das Nachbarland hier sehr hilfsbereit war, sogar ein Gebäude in den Farben des Libanon begleitet hat und dass die Hisbollah auffällig ruhig war.
Mal sehen, ob man mehr erfährt.
Das nutzt den betroffenen Toten und Verletzten aber nichts. Auch nicht, dass man sie als Märtyrer bezeichnet. Viele Leute, die in der Nähe des Hafens wohnten oder in Autos fuhren, wurden verletzt oder getötet.
Schrecklich!
Die aktuelle Situation
Die Menschen hier im Libanon haben immense Probleme und auch wir sind betroffen.
Die Schule und das Krankenhaus haben große finanzielle Schwierigkeiten. Wenn es keine politische Lösung durch Druck aus dem Ausland gibt, werden wir das Krankenhaus in einigen Monaten schließen müssen. Im Krankenhaus mussten 100 von 300 Mitarbeitern entlassen werden. Es fehlen Schutzkleidung, Desinfektionsmittel und Masken zur Behandlung der jetzt neu aufgetretenen 2. COVID-19-Welle
Die Schule ist eine gemeinnützige Einrichtung. 10 % unserer Schüler zahlen gar kein Schulgeld, 50 % haben eine Ermäßigung, weil sie aus sozial schwachen Familien kommen.
Die Situation im Krankenhaus am 4.8.
Am 4.8. füllte sich ab 19 Uhr die Ambulanz des Krankenhauses. Bis 24 Uhr kamen ca. 200 Verletzte, fast alle aus Beirut. Dort waren die Krankenhäuser überfüllt oder teilweise zerstört.
Es kam auch Personal in Arbeitskleidung aus den Krankenhäusern aus Beirut, die verletzt waren.
In einem Krankenhaus dort starben vier Krankenschwestern, zwölf Patienten und ein Arzt. Zwei Ärzte befinden sich noch im kritischen Zustand auf der Intensivstation.
Im Krankenhaus bei uns wurde überall – meist chirurgisch – versorgt, sogar auf den Fluren.
Die Mitarbeiter sind aus ihrer Freizeit gekommen, teilweise sogar welche, die pensioniert waren.
Materialmäßig sind wir an unsere Grenzen gestoßen.
Es waren apokalyptische Zustände. Die Patienten kamen aus allen Ländern: Libanon, Syrien, Irak, Europa und asiatischen Ländern.
In der Nacht zum Donnerstag erhielten wir einen Anruf vom THW aus Deutschland, die mit fünfzig Leuten am Frankfurter Flughafen waren und anfragten, ob wir Platz für sie in der Schule hätten.
Natürlich haben wir dies bejaht, so dass diese fünfzig Helfer mit drei Hunden und später noch einige Helfer von freiwilligen Feuerwehren in der Schule untergebracht wurden.
Die waren 8 Tage hier und haben in Beirut hervorragende Arbeit geleistet.
Und dann die vielen Verletzten oder Toten.
Die Regionalärztin der deutschen Botschaft wurde selber verletzt und traumatisiert, so dass wir ihre Arbeit übernommen haben.
Es hörte nicht auf.
Jetzt ist etwas Ruhe eingetreten.
Bitte um Spenden
Soweit der sehr persönliche und erschütternde Bericht von Volker Baumgarten, vielleicht können wir alle ja etwas unterstützen.
Volker bittet um Spenden, damit die Schule und das Krankenhaus weiter bestehen und ihre so wichtige Arbeit fortsetzen können. Das Konto des Vereins in Deutschland ist DE22 3601 0043 0106 1794 32 Dr. Clausen für die Deutsch-Libanesiche Gesellschaft e. V. Das Geld kommt direkt bei Volker an und damit direkt bei denen, die es brauchen