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Die jesidische Gemeinde: Gezeichnet von Verfolgung, Ermordung und Misshandlung

Seit August 2014 sind Angehörige der jesidischen Gemeinde (auch Eziden genannt) die Opfer eines andauernden Genozids. Als im nahen Osten sogenannte „Ungläubige“ fliehen sie hauptsächlich im Norden des Iraks vor Verfolgung, Versklavung, Ermordung und Misshandlung durch die terroristisch agierende fundamentalistische Miliz Islamischer Staat.

Jesida hat nach dem Krieg mit dem Islamischen Staat das alte Haus in Shingal (Singar) ruiniert.

Die Jesid*nnen sind eine ethnisch-religiöse Minderheit unter der kurdischen Gemeinde. Sie werden im nahen Osten, also in dem Teil der Welt in dem sie verfolgt werden, nicht als religiöse Gemeinschaft anerkannt. Die Ausnahme machen da jedoch der Irak und Armenien.

Der jesidische Glauben

Der jesidische Glauben vereint Elemente nahöstlicher Religionen, vor allem dem Islam, und auch dem Christentum. Die meisten Angehörigen fliehen aus dem Irak, aus Syrien und der Türkei nach Europa oder leben in Lagern für Geflüchtete. Etwa 200.000 Jesid*nnen leben heute in Deutschland. Seit Anfang der 1990er Jahre gilt die Gemeinde wegen ihrer Religion als gruppenverfolgt und wird daher asylrechtlich anerkannt. Viele der Angehörigen gründen bis heute noch immer Kulturvereine in Deutschland. Fast in jeder größeren deutschen Stadt entstanden so jesidische Kulturzentren. In Deutschland besteht ihre größte Exilgemeinschaft. Seit 2018 gewährt Deutschland jedoch immer weniger von Verfolgung und Ermordung betroffenen Jesid*nnen das Recht auf Asyl.

Völkermord/Genozid des IS an der jesidischen Gemeinde im Irak

Der IS zerstört die Häuser, Geschäfte und Einrichtungen der Menschen. Die Männer werden ermordet, die Frauen und Mädchen oft verschleppt und jahrelang misshandelt. Der IS zwingt die Jesid*nnen als religiöse Minderheit zum Islam überzutreten. Bei Verweigerung folgt der Tod. Auch heute sind einige tausend Angehörige noch Gefangene des IS. Jesidische Frauen dürfen nicht mit Männern in sexuellen Kontakt kommen, die nicht der jesidischen Gemeinde angehören.

Darauf folgt bei Missachtung die Todesstrafe durch die religiöse Instanz. Da der IS viele jesidische Frauen und Mädchen versklavt und misshandelt, wird jedoch seit der Unterdrückung des IS diese Bestrafung durch die religiöse Instanz ausgesetzt. Die betroffenen Frauen und Mädchen werden in Folge dessen nach ihrer möglichen Rückkehr sogar heilig gesprochen und erneut getauft. Im autonomen Kurdistan ermittelt die Justiz zusammen mit verschiedenen Behörden gegen die Verbrechen des IS an der jesidischen Gemeinde. Dies jedoch ist ein schwieriger und langatmiger Prozess, ohne große Chancen auf Erfolg.

Mein eigener Bezug zum Thema

Vor einigen Monaten fand am Hauptbahnhof in Bremen eine Protestdemonstration der jesidischen Gemeinde statt. Sie klagte an, dass die deutsche und die europäischen Regierungen die Jesid*nnen in den Krisengebieten im Stich lassen. An dem Tag kam ich zufällig am Hauptbahnhof vorbei. Etwa fünfzig Teilnehmende standen vor Rednerinnen, die durch ein Mikrofon berichteten. Zuerst nahm ich nur als stiller Beobachter teil. Da ich kein Arabisch spreche, konnte ich den Kontext nicht verstehen.

Sehr schnell kamen dann aber Teilnehmende und ich in Kontakt. Ein Jugendlicher der Gemeinde, dessen Namen wir geheim halten werden, erklärte mir den Grund für die Protestdemonstrationen. Er lebt seit 2014 mit seiner Familie in Deutschland, geht hier zur Schule und spricht deutsch. Der Schmerz und das Leid der Menschen wurde sehr intensiv durch die Erzählungen und durch die Ansprache der Rednerinnen spürbar. Wir Menschen spüren uns am besten, wenn Liebe oder Schmerz stattfinden. Dieses Erlebnis hat mich sehr betroffen gemacht, tief berührt und dazu bewegt diesen Artikel zu schreiben und so der jesidischen Gemeinde mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die Realität dieser Gruppe muss gehört und wahrgenommen werden.

Sehr authentisch teilte mir der Jugendliche mit, welche schrecklichen Erfahrungen und Erlebnisse seine Familie im Irak gemacht hat und wie sie unter dem IS gelitten haben. Monatelang wurde die Unterdrückung des IS stärker und die Lage der Menschen dadurch verschärft. Seine Familienangehörigen und er mussten schlussendlich aus ihrem teilweise neu renovierten Haus fliehen, weil der IS den Ort mit Bombenanschlägen angriff. Sie flohen daraufhin mit wenig Hab und Gut in Richtung Deutschland. Teile seiner Freund*nnen und Bekannten aus der jesidischen Gemeinde befinden sich heute immer noch vor Ort und leiden weiter. Sie hatten bisher keine Möglichkeit zu fliehen.

Europa und Deutschland schauen wie so oft weg.

Quellen:

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