Die Comune ist ein neuer soziokultureller Projektraum mit Mittagstischangebot im Gängeviertel, der von Studierenden des ACO Studiengangs der HFBK konzipiert wurde. ACO bedeutet Artistic and Cultural Orientation, es ist ein Vorstudien-Programm für an einem Kunststudium interessierte Migranten.
Das einsemestrige Programm ACO der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) richtet sich an Asylsuchende und Geflüchtete, die an künstlerischen und/oder gestalterischen Fragestellungen in den Bereichen Film, Fotografie/Video, Design und Malerei/Bildhauerei interessiert sind und sich später möglicherweise für ein Studium der Bildenden Künste bewerben wollen. Die Studierenden haben diesen Raum für einen Kulturaustausch konzipiert mit dem Ziel, gemeinsame Momente zu schaffen. Abseits von Herkunft, Sprache, Bildung, Religion, Geschlecht und sexueller Orientierung der Menschen.
Gefördert von »FREIRÄUME!« Fonds für kulturelle Projekte mit Geflüchteten und dem Bezirksamt
Hamburg-Mitte.
Wir haben Paula Erstmann, Tilman Walther und Filomeno Fusco, die diesen Ort und Veranstaltungen organisieren, interviewt.
Wie kam die Idee für die Veranstaltung?
Erstmal ging es ja um den Raum. Er wurde von den ACO-Studierenden entworfen. Der ACO-Studiengang dauert sechs Monate. An dem Projekt ungefähr sind 14-15 Studierenden beteiligt. Es gibt an HFBK Kunst, Fotografie, Film, Social Design. Das Projekt läuft unter Social Design und wurde letztes Jahr im Oktober während des Seminars entwickelt. Es hat sich so ergeben, dass hier dieser Raum frei war. Da der Wunsch immer lauter wurde, dass eine Küche rein soll, haben wir angefangen uns zu überlegen was man machen könnte. Dann gab es diesen Lehrauftrag an der Hochschule und wir haben mit dem Designseminar hier den Raum entworfen.
Wir wollen versuchen zu erklären, wie an der HFBK über Kunst und über Design gesprochen wird. Dass man nicht nur am Computer arbeitet, sondern es wird auch ganz viel diskutiert: warum machen wir den Raum so? Macht es Sinn hier eine Shisha-Bar aufzumachen oder lieber einen soziokulturellen Raum? Und der ganze Inhalt kam eigentlich durch die Diskussionen mit den Studierenden. Wir haben mit ihnen Exkursionen in Museen und diverse andere Sachen gemacht.
Macht Ihr jeden Monat eine Veranstaltung?
Es war eine Semesteraufgabe, eine Veranstaltung zu machen. Die Studenten machen heute diese Veranstaltung, dann wird es noch eine am 26. Juli geben. Dann bekommen sie hier mehrere Räume: den Ausstellungsraum, unseren Raum, den Veranstaltungsraum. Sie können sich da austoben wie sie möchten: mit Ausstellung, mit Kunst, mit Design, mit Musik und so weiter. Das ist ein Teil der Semesteraufgabe. Aber das hört auch nicht auf, wenn das Semester vorbei ist. Den Raum gibt es jetzt, der Raum ist für alle. Diese Veranstaltung heute ist quasi auch der Auftakt zu sagen, dass der Raum für alle gedacht ist. Es gibt auch immer wieder mal Veranstaltungen von HFBK dann hier im Raum, aber das ist kein Hochschulort, sondern es ist ein freier Ort. Hier treffen sich unterschiedliche Gruppen, sehr unterschiedliche. Man kann den Raum für einer Vorlesung, einen Vortrag oder für Filmvorführung nutzen. Es gibt auch einen Buchraum, es gibt hier Bücher zu lesen. Die Idee ist, dass die Leute reinkommen können, nur nach einem Glas Wasser fragen oder einfach nur lesen. Man hat auch keinen Konsumzwang!
Wie kam die Idee das Zuckerfest hier zu gestalten?
Das war die Idee von den Leuten aus unserem Seminar. Es kam der Wunsch auf, das Fastenbrechen hier zu feiern. So wie ich das verstanden habe, trifft man sich in diesen Tagen mit seiner Familie oder seinen Freunden. Aber es gibt viele Leute, die entweder keine Familie oder noch keine Freunde hier haben. So kam die Idee, wir machen einfach Fest für alle, sollen alle zusammen kommen und feiern. Wir haben den Raum, um genug Leute aufzunehmen. Wir haben es auch selbständig organisiert, wir haben gestern gebacken.
Wie finanziert Ihr den Raum?
Unterschiedlich. Wir bekommen eine Förderung von der Hamburgischen Kulturstiftung aus dem Fonds „Freiräume“, ein bisschen Geld vom Bezirk Hamburg-Mitte und den Rest zahlen wir selbst. Die HFBK half uns finanziell beim Umbau.
Rabe Alsayd ist ein Künstler aus Damaskus, er ist seit zweieinhalb Jahren in Deutschland, davon sechs Monate in Hamburg.
Er studiert jetzt an der HFBK, vorher machte er eine Ausbildung in Dresden. Rabe Alsayd malt Bilder im impressionistischen Stil. „Remi Alkhiami, Firas Sabbagh, Roshan Shikh Saleh und ich haben diese Veranstalltung organisiert. Mit dieser Veranstaltung möchten wir zeigen, wie wir in Syrien das Fest Ramadan feiern: mit arabischen Süßigkeiten, Halawat Aljabn, Warabat bialqushta und arabischem Kaffee und Tamarindensaft. Wir feiern zusammen im Comune-Raum, wir haben selbst gebacken und gekocht. Kunst und Musik und Süßigkeit und Feiern- was brauchen wir mehr um glücklich zu sein?“
Yasser Aljuhne kommt aus Syrien und ist seit zweieinhalb Jahren in Deutschland.
„Ich bin kein Geflüchteter, aber ein Studierender. Ich mache meinen Master in Hydropgraphie an der Hafencity Universität.
Ich bin Musiker und spiele die Laute ”Eawad”. Ich habe das nicht in einer Musikschule gelernt, sondern es mir selbst beigebracht.
Ich arbeite jetzt ab und zu, um Geld zu verdienen. Das ist schwierig, weil mein Deutsch schlecht ist, und ich deswegen nicht viel Auswahl habe. Ich möchte gerne als Musiker arbeiten, aber leider kann ich damit nicht genug verdienen. Mit meinen Freunden würde ich gern eine Band gründen. Ich habe heute an dem Fest teilgenommen, weil ich sagen möchte, dass wir in Syrien auch Kultur und Musik und Frieden haben, nicht nur Krieg und Tod. Wir wollen unsere orientalische Kultur den Deutschen zeigen,
miteinander diskutieren, um Integration zu schaffen.