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Deutsch lernen mit der Sprachbrücke-Hamburg e.V.

Menschen, die in Deutschland leben und nicht mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen sind, haben nicht immer Möglichkeiten ihre Deutschkenntnisse regelmäßig anzuwenden. Die Sprachbrücke-Hamburg e.V. bietet kostenlose Gesprächsrunden an. Hier wenden die Teilnehmenden ihre Deutschkenntnisse unabhängig vom Sprachniveau an. Seit Frühling 2020 finden die Treffen online statt. kohero hat mit der Sprachbrücke-Hamburg e.V. über Sprache, Flexibilität und die Zukunft gesprochen.

Die Sprachbrücke-Hamburg e.V. wurde 2013 gegründet und hat das Projekt Sprache im Alltag initiiert. Ziel ist es Menschen, die aus vielfältigen Gründen keinen sprachlichen Zugang haben, mit ihrem Projekt zu erreichen.

„Wir unterscheiden grundsätzlich nicht und wir fragen auch nicht: ‚Seid ihr hierher geflüchtet oder welche Gründe führen euch her?‘ Das ist nicht relevant“, erklärt Annja Haehling von Lanzenauer, Vereinsvorstand und Projektleiterin der Sprachbrücke-Hamburg e.V. Unabhängig vom Aufenthaltsstatus, religiösen oder politischen Richtungen – Alle, die einen Bedarf an Gesprächen haben, können teilnehmen. Der Claim der Sprachbrücke-Hamburg e.V. lautet „Wir reden, damit Sprache verbindet“ – „Das einander begegnen, voneinander lernen, miteinander wachsen“, das macht für die Vorstandsvorsitzende die Sprachbrücke-Hamburg e.V. aus.

Sprache in alltäglichen Situationen

Das Besondere des Vereins ist, dass kein Sprachunterricht anboten wird. Stattdessen geht es um alltägliche Situationen. Diese geben „eine andere Möglichkeit zu sprechen, weil wir natürlich darauf eingestellt sind, dass das mit der Verständigung nicht beim ersten Satz gleich funktioniert. Wir lassen uns Zeit, rauszubekommen was denn los ist“, erklärt Stephan Kaul. Er ist langjähriger ehrenamtlicher Gesprächsgruppenleiter.

Durch diese Art des Lernens möchte der Verein den Druck rausnehmen. Und die Menschen sollen möglichst unbefangen ihre Deutschkenntnisse üben können. Der Gesprächsgruppenleiter beobachtet, dass die Verständigung oft für die Bewältigung alltäglicher Herausforderungen ausreiche. Aber es ist nicht unbedingt selbstverständlich, dass sich darüber hinaus Kontakte aufbauen lassen. Oft stehen dafür sehr viele Hürden im Weg. Neben dem Üben der Deutschkenntnisse, bieten die Gesprächsrunden vor allem auch Kontaktmöglichkeiten. Hierdurch lässt sich Einsamkeit ein stückweit überwinden.

Gesprächsrunden im digitalen Raum 

Diese Schwierigkeiten waren schon immer da, aber mit der Corona-Pandemie wird es nochmal schwieriger, sagt Haehling von Lanzenauer. Viele Teilnehmende hätten große Sorgen, ihre Deutschkenntnisse zu verlieren. Die Möglichkeiten zu üben, fielen mit den Maßnahmen gegen den Virus weg. Innerhalb weniger Wochen konnte die Sprachbrücke-Hamburg e.V, im Frühjahr 2020 mithilfe der IT-Kenntnisse von Teilnehmenden der Gesprächsrunden, ihr Angebot in den digitalen Raum verlagern. Für viele Zugewanderte ist die digitale Verbindung in ihre Herkunftsländer sehr wichtig. „So wurden wir von ihnen beraten, was es braucht und was für Möglichkeiten es gibt. Das war super!“ erinnert sich die Projektleiterin begeistert.

Fehler erlaubt

Eine Gesprächsrunde dauert 60 Minuten. Vor der Pandemie haben die Treffen in den Räumlichkeiten verschiedener Kooperationspartner*innen in ganz Hamburg stattgefunden. Diese Kooperationen, wie z.B. mit dem schulhafen, sind oft Anlaufstellen für Menschen mit Migrationshintergrund. Dadurch werden potenzielle Teilnehmende leicht auf die Sprachbrücke-Hamburg e.V. aufmerksam. Ehrenamtlichen Gruppenleiter*innen, darunter sind auch ehemalige Teilnehmende, leiten diese Runden. Die Gesprächsleiter*innen erfahren von den Teilnehmenden, „was interessiert sie, was beschäftigt sie gerade“ und das versuchen sie dann zum Thema zu machen.

Kaul betont: „Es geht nicht darum, Grammatik zu büffeln und dieses oder jenes zu verbessern, sondern es geht einfach darum, Deutschkenntnisse bei irgendeinem Gesprächsthema anzuwenden. Gerne auch mit Fehlern“. In den Präsenzrunden konnten die Teilnehmenden sich oft nach kurzer Zeit zwei Untergruppen je nach Sprachkenntnis zu ordnen. Online ist das nicht möglich – es wird versucht ein Gleichgewicht zwischen verschiedenen Sprachniveaus zu finden. Darüber hinaus möchte die Sprachbrücke-Hamburg e.V., dass alle Teilnehmenden über die aktuellen Maßnahmen gegen Covid-19 informiert sind.

Videokonferenzen über Kontinente hinweg

Die Umstellung in digitale Formate brachte interessante Erweiterungen mit sich. Kaul erzählt von digitalen Stadtführungen. Dann wurden zur Veranschaulichung von Teilnehmenden „im Internet schnell Inhalte freigegeben, wenn wir auf irgendwelche Dinge gekommen sind, die ihre Herkunftsländer betreffen“. Das Internet kann damit eine Hilfe sein, wenn die Sprachkenntnisse an ihre Grenzen stoßen. So kann sich visuell ausgedrückt werden. Durch das digitale Medium können zudem nun auch Menschen erreicht werden, für die eine Fahrt zum Treffpunkt mit dem HVV eine finanzielle Belastung war. Manchmal war eine Teilnahme auch aus familiären oder gesundheitlichen Gründen nicht möglich.

Damit wurde das Angebot der Sprachbrücke-Hamburg e.V. flexibler und mobiler. Zudem können sich jetzt Menschen, die sich gerade nicht in Deutschland aufhalten, einfach dazuschalten. „Und es hat auch so seine Magie, wenn Südamerika mit Afrika, mit Osteuropa eine Videokonferenz hat und sich das ganze bei Sprachbrücke-Hamburg trifft“, fügt Haehling von Lanzenauer schmunzelnd hinzu.

„Niemand braucht Corona, aber ohne Corona wären wir nicht zu den Online-Runden gekommen“, hält Haehling von Lanzenauer fest. Diese digitalen Möglichkeiten werden als Bereicherung in den Gesprächsrunden wahrgenommen. Das Online-Angebot wird unabhängig von Corona von nun an dauerhafter Bestandteil der Sprachbrücke-Hamburg e.V. sein. Dennoch ist dies kein Ersatz – der Wunsch nach Präsenzrunden ist da, erklären beide Gesprächspartner*innen.

Ausblick

„Es ist zentral wichtig, dass alle Menschen, die sich hier in Deutschland aufhalten, Möglichkeiten haben, A sich verständlich zu machen und B verstanden zu werden, egal aus welchen Gründen sie hier sind“, hält Kaul abschließend fest. Vielfältige Geflechte, die auch die Sprache ermöglicht, sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Mit Projekten wie dem der Sprachbrücke-Hamburg e.V. wird ein erster Beitrag in diese Richtung geleistet.

Du hast Interesse deine Deutschkenntnisse in einem Alltagsgespräch weiter zu vertiefen? Die Sprachbrücke-Hamburg e.V. freut sich auf neue Teilnehmende in ihren Gesprächsrunden! Die regelmäßigen Treffen finden wegen der Pandemie aktuell online statt und sind kostenlos. Hier findest du weitere Informationen und kannst dich für eine Gesprächsrunde anmelden.

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Autorengruppe
Luisa hat Kultur der Metropole in Hamburg studiert und beschäftigt sich gern mit politischen Themen, v.a. im Kontext feministischer Diskurse. Bei kohero ist sie seit Januar 2021 und möchte sich hier für einen Dialog zwischen Menschen mit den verschiedensten Hintergründen einsetzen.

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