„Im Grunde sind wir alle Teile dieses Flüchtlingskosmos, indem wir früher selbst Flüchtlinge waren oder indem wir Menschen zu Flüchtlingen gemacht haben, Opfer und Verursacher zugleich.“
Ai Weiweis Flucht
Der Künstler wurde bereits als kleines Kind mit der Flucht konfrontiert. Sein Vater war ein chinesischer Dissident. Er wurde von Peking in die Region der Uiguren zwangsausgesiedelt. Später gelang der Familie die Flucht ins Ausland. Ai Weiwei lebte als Künstler in New York. Dann reiste wieder nach China. Dort nahm man ihn fest und hinderte ihn an der Ausreise. Schließlich kam er nach Berlin. Zur Zeit lebt er mit seiner Frau und seinem Sohn in Großbritannien.
Ai Weiweis Anliegen
Laut Angaben der Vereinten Nationen befinden sich zur Zeit weltweit 70,8 Millionen Menschen auf der Flucht. Ai Weiwei geht es jedoch nicht um diese immens große Zahl, sondern um die konkreten Schicksale, um die Menschen. Als Künstler sieht er seine Aufgabe darin, eine Sprache für seine Erfahrungen und Gedanken zu finden, um den Prozess der Flucht sichtbar zu machen.
„ Die Flüchtlingsbewegung hat mich dabei vor besonders große Herausforderungen gestellt. Welche Form, welche Sprache, welches Genre eignet sich zur Beschreibung dessen, was wir inzwischen erleben?“
Ai Weiweis Film
Er selbst und sein Team sind seit 2015 weltweit in 40 Flüchtlingscamps gewesen. Dort haben sie über 900 Stunden gefilmt – Drohnenaufnahmen der Camps, und vor allem die individuellen Geschichten. Daraus entstand der Film Human Flow 2017.
Ai Weiwei wirft die Frage auf: „Müßte erst eine Bombe auf dein Haus fallen, damit Du zum richtigen Flüchtling werden darfst?“ Er wirft den Politikern vor, dass sie die Schutz suchenden Flüchtlinge als Terroristen, Obdachlose und Bettler sehen. Dabei können motivierte Flüchtlinge und Einwanderer durchaus ein lebendigerer Teil der sozialen Struktur in jeder Gesellschaft sein, soweit diese bereit ist, sich darauf einzulassen und die Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Ai Weiweis Buch
Das Buch entstand auf der Basis von Tonaufnahmen. Der Künstler besprach Bänder auf seinen Berliner Spaziergängen. Diese Tonaufnahmen hat Eva Schestag aus dem Chinesischen ins Deutsche übersetzt. Das Buch enthält sehr schöne Kalligrafien von Wang Ning und ist in einem außergewöhnlichen Layout erschienen. Es gibt viele Gedankenanstöße, regt an, über die Situation der Flüchtlinge weltweit nachzudenken und versucht Zusammenhänge zu verdeutlichen.
„Wenn ein Künstler kein Aktivist ist, ist er ein schlechter Künstler. Kunst muss Werte bestimmen und Bedeutung herstellen,“ so Ai Weiwei
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