Das Flüchtling-Magazin war vor Ort und hat ein kurzes Interview mit jedem Künstler gemacht.
Firas Sabbagh ist Fotograf, seit fast 3 Jahren in Hamburg.
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Ausland bedeutet für mich, dass ich nicht in meinem Land bin, in meinem Gefühl, in meiner Seele, sondern in meiner Zukunft. Und dieses Absperrband bedeutet für uns alle eine Barriere – wie Sprache, Kultur und alles Andere. Aber das war nur am Anfang, und wir versuchen immer wieder die Barriere zu überschreiten und zu überwinden. Der Regenschirm ist wie ein Rettungsring in unserem Leben und wir versuchen mit der Leiter unseren Problemen zu entkommen. Meine Fotos beschreiben eine Fluchtreise: vom Nachdenken und Zögern, über die Schwierigkeiten auf unserem Weg, bis hin zu den Zielen, die Ambitionen und endlich zur Ankunft und Ruhe.
Remi Alkhiami ist Künstlerin, sie ist seit fast zwei Jahren hier.
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Ich habe nur mit meinen Gefühlen gemalt, das ist meine Kunst. Meine Bilder beschreiben meinen Zustand in der Flüchtlingssituation. Ich bin hier in Deutschland mit meiner Kultur angekommen und ich habe Angst, mit meinen Bildern missverstanden zu werden, weil ich zu einer anderen Kultur gehöre. Ich weiß, dass die Kunst eine internationale Sprache ist und alle können Kunst verstehen. Aber ein Mann hat mich gefragt, ob wir noch immer nur auf Kamelen in Syrien reiten. Das bedeutet, sie wissen nichts über uns und unsere Kultur. Und das macht mir Angst. Wir versuchen immer weiter über uns und unsere Kultur zu erzählen.
Rabea Alsaed ist auch Künstler, seit zwei Jahren lebt er in Hamburg.
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Leider bin ich in einer großen Gefahr, wir wurden vom Krieg und der Diktatur zum Gefängnis verurteilt. Ich muss hier leben und ich habe keine andere Wahl. Früher habe ich in Dubai gelebt, dort hatte ich eine kleine Firma. Weil ich gegen Al Assad war, haben sie kein Visa verlangt. In meinen Bildern gibt es immer Blut, weil so mein Leben war. In meiner Heimat gibt es nur Blut, eine Diktatur hat unser Land verbrannt und meine Familie getötet.
Die Künstlerin Summer Sormani lebt hier seit fast zwei Jahren.
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Wir sind ein Volk, das es trotz dem Krieg schaffen kann. Wir versuchen mit unserer Kunst, die die Sprache der Menschheit ist, eine Integration zu schaffen. Mit unseren Gefühlen und unserer Seele können wir das schaffen, von Herz zu Herz. Meine Bilder erzählen über Frauen und ihre Musik. Sie versuchen sich zu vereinigen, um ihre Rechte und Gleichberechtigung in die Hände zu nehmen. In erdfarbenen Tönen male ich die Ruhe.
Razan Sabbagh, eine Künstlerin aus Damaskus, seit 2014 in Hamburg.
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Im Ausland ist es wie zu Hause, ich bin nicht ein Flüchtling, ich bin nur ein Mensch. Ich gehöre zu der Menschheit, nicht zu einer besonderen Gruppe. Das Wort “Flüchtling” schrenkt uns ein, es ist wie ein Gefängnis für uns. Meine Bilder erzählen über meine Gefühle, meinen Zustand, als ich aus meinem Land weggefahren bin. Ich war verloren, unsicher, alles war neu, eine neue Gesellschaft. Ich habe auf meinen Fotos gemalt, weil ich mich selber dargestellt habe. Ich male meine besonderen Gefühle auf mich selbst.
4 Antworten
Könntet Ihr die Gemäle auch größer zeigen?
leide nien, aber wir können ihr die Fotos von deser Bilde schicken, wenn sie möchten
Sehr gerne.
„DAS AUSLAND KANN ZU EINEM ZUHAUSE WERDEN“
Natürlich kann es das – wenn man es will und kann.
Seit es den Menschen gibt gibt es auch Migration. Erzwungene Migration und freiwillige Migration. Und alles was dazwischen liegt.
Natürlich fällt es einem Menschen, der freiwillig in ein anderes Land geht, leichter, dieses andere Land als seine (neue) Heimat zu sehen und zu akzeptieren.
Aber dieser Mensch hat seine (alte) Heimat noch. Und hängt vielleicht auch noch (sehr) an ihr.
Ein anderer Mensch, der vor dem Krieg, der Zerstörung oder der Verfolgung flüchten musste, hat wahrscheinlich mehr Schwierigkeiten und grössere Probleme, sich dort wo er nun lebt zuhause zu fühlen. Und er wird seine alte Heimat wahrscheinlich auch (zumindest ein Stück weit) idealisieren.
Der Unterschied zwischen diesen beiden Menschen sind die Traumi, die diejenigen erlebt haben, die nicht freiwillig in die Migration gegangen sind.
Und hier versagt unsere Gesellschaft, denn alle diese Menschen sind mit ihren Traumi allein.
Razan Sabbagh schreibt, das Wort oder der Begriff „Flüchtling“ würde sie einschränken. Natürlich tut es das.
Auf der Flucht sein ist immer eine Einschränkung, weil einem jede Entscheidungsfreiheit genommen wird.
Aber irgendwann hat jede Flucht ein Ende, muss ein Ende haben, weil der Flüchtende sonst Opfer seiner Flucht wird.
Und mit dem Ende der Flucht beginnt auch die Freiheit wieder.