Mein Name ist Hala Ismail. Ich bin syrische Künstlerin und lebe seit vier Jahren hier in Deutschland. Bevor ich nach Deutschland kam, war ich in der Türkei. Dorthin kam ich aus Syrien und blieb für eine Weile. Hierher kam ich von der Türkei über das Meer mit Bussen, Zügen und zu Fuß.
Seit meiner Kindheit war es mein Hobby, zu zeichnen. Also studierte ich Kunst an der Universität in Aleppo. Mein Fachbereich war Visuelle Kommunikation. Ich fokussierte mich auf das Comic-Zeichnen und Cartoons. Das ist es meine Stärke. Ich habe während des Studiums ein Praktikum als Grafik-Designerin bei SYRIAN ACTION gemacht, einem Lokalfunk in Aleppo. Nach dem Abschluss arbeitete ich als Grafik-Designerin bei einer italienischen Firma für Konfektionskleidung.
Ein Comic, der das Leid in Syrien zeigt
Ich habe zusammen mit meinem Mann ein Comic-Magazin erfunden. In der Türkei begannen wir, diese Comics zu zeichnen. Die Idee kam uns, ales die Revolution in Syrien begann. Wir wollten das Leid unserer Bevölkerung zeigen, ihm eine Stimme geben und den Alltag der syrischen Bürger unter den Umständen des Krieges dokumentieren. Wir hatten aber keine Mittel und keine andere Methode außer unseren Stiften. Da jeder auf seinem Gebiet helfen kann, dachten wir, wir können auch auf unsere Art unf Weise helfen. Daraufhin begannen wir mit der Arbeit am Projekt. Das war im Jahr 2014. Der Cartoon ist für mich der Ausdruck einer Lage, die ich nicht erklären oder in Worte fassen kann. Ich finde, dass das durch das Zeichnen besser erklärt werden kann. Das Magazin heißt FASCHAL. Das Wort „Faschal“ kann mit „Scheitern“ übersetzt werden. Es gibt keinen Grund, sich für ein Scheitern zu schämen, solange wir nicht aufgeben und weitermachen. Es ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer Verbesserung der Situation.
Comics: für Erwachsene oder Kinder?
Mein Mann und ich sind zweieinhalb Jahre in der Türkei geblieben: von 2013 bis 2015. Damals gab es über 30 politische Comic-Zeitungen oder -Magazine und nur wenige Bücher. Wegen der Unterdrückung und Willkürherrschaft gab es Comics noch Karikaturen in Syrien nur für Kinder. In der Türkei sind Comics nicht nur bei Kindern beliebt, sondern auch bei Erwachsenen. Wenn man das Wort Comic hört, denkt man direkt an Politik. Die Situation war dort viel besser. Vor 2015 haben regierungskritische Comic- und Karikaturen-Zeitungen Läden, Supermärkte und Buchhandlungen gefüllt. Heute ist das nicht mehr so. Hier in Deutschland gibt es Demokratie und freie Meinungsäußerung, aber viel weniger Karikaturen und Comics in den Zeitungen. Vielleicht denkt man hier auch, dass der Comics mit Politik nicht viel zu tun haben?
Comics zeichnen in Deutschland
Seit ich in Deutschland bin, habe ich Comics-Workshops und Ausstellungen gemacht. Außerdem habe ich eine Weiterbildung im Medienbereich bei der Hamburg-Media-School abgeschlossen und ein Praktikum im Bereich Mediengestaltung absolviert.
Ich möchte beides gerne weitermachen: im Medienbereich arbeiten und Comics zeichnen. Mein Mann und ich führten nach der Weiterbildung im Medienbereich Journalismus und Comics zusammen zum sogenannten Comic-Journalismus. Das wollen wir weiterführen. Unsere Schwierigkeit ist, dass wir nur zu zweit sind.
Wir müssen alles alleine machen: Recherche, Artikel lesen, Geschichten und Dialoge schreiben, dann zeichnen und die Bilder mit dem Computer bearbeiten. Die zweite Herausforderung ist die geringe Akzeptanz sozialer und politischer Comics hier in Deutschland.Vielen fällt es schwer, sich von der Vorstellung zu lösen, dass Comics etwas für Kinder sind. Ich glaube aber, dass das in Zukunft besser wird, weil der Comic-Journalismus hier gerade erst am Anfang steht.