Geboren 1960 im Iran, musste er 2009 seine Heimat wegen regimekritischer Äußerungen verlassen. Im Iran war er damals bereits ein anerkannter Künstler und Illustrator. Die Kunstakademie Mojtamae Honar in Teheran hat er 1986 mit dem Diplom abgeschlossen. Zahlreiche Kinderbücher sind von ihm in den 1980er und 1990er Jahren illustriert und Werke aus seinem vielfältigen Schaffen mehrfach ausgestellt worden.
Nordseebilder von großer Intensität
In Würzburg gelandet, hat Maneis die ersten Jahre in einer Gemeinschaftsunterkunft verbracht, bis er 2014 als Asylbewerber anerkannt wurde. Schon in den ersten Jahren seines Aufenthalts ergaben sich auch hier Gelegenheiten zu Ausstellungen. 2014 wurde ihm der Kulturförderpreis der Stadt Würzburg verliehen. Arbeiten zu verschiedenen Themen – darunter Karikaturen und SufiArt – und ab 2016 auch wieder Kinderbuchillustrationen für einen bekannten Verlag folgten.
Dann entdeckt er die Nordsee – als Künstler aus dem Iran, der angefangen hat, sich mit Würzburg vertraut zu machen. Die Bilder, die unter dem Eindruck dieser Landschaft entstanden sind, beeindrucken durch ihre große Intensität.
In einem Austausch hat mir der Künstler Einblick gegeben in die Erfahrungen und Empfindungen, die für ihn mit diesen Bildern und dieser Landschaft verbunden sind:
Maneis, ich danke für die Gelegenheit zu diesem Austausch. Vor ein paar Tagen ist hier oben bei uns im Norden der erste Herbststurm übers Meer gezogen. Wer hier lebt, ist vertraut mit dem rauen Wetter, mit dem Wind und den Wolken. Sie sind mit anderen Landschaften vertraut – dort am Main, wo Sie jetzt leben und im Iran, wo Sie Jahrzehnte Ihres Lebens verbracht haben. Wenn Sie an Ihre erste Begegnung mit der Nordsee zurückdenken: Worüber haben Sie in dieser Landschaft gestaunt?
Maneis: Zum ersten Mal an der Nordsee, auf der Insel Juist, war ich tief in meinem Inneren beeindruckt von ihrer lebendigen Seele. Sie kam mir vor wie ein Mensch, mal traurig, mal froh, mal wild und voller Energie…Deswegen hat die Landschaft wahrscheinlich sofort eine Verbindung zu unsrem Inneren.
„Ich fühlte mich sehr klein in dieser gewaltigen Natur“
Mir fällt auf: Sie geben das Wechselspiel von Sonnenlicht und Wolken mit einer starken Lebendigkeit und Spannung wieder. In Ihren Bildern ist für mich eine starke und zugleich sanfte Bewegung zu erkennen. Was empfinden Sie als so einzigartig? Und was hat Sie angetrieben, zu diesen Stimmungen Bilder zu schaffen?
Maneis: Meine erste Begegnung mit dieser Landschaft war wie eine Kollision. Ich konnte die Wirkung und Berührung nicht klar analysieren, aber ich habe gespürt, ich war besessen. Besonders fühlte ich mich sehr klein in dieser gewaltigen Natur, wie verloren. Ich hatte das Gefühl, ich muss meine Seele retten. Wenn ich diese Atmosphäre mit Pinsel und Farbe ausdrücken könnte, würde meine Seele vielleicht frei werden.
Bevor ich Ihre Nordsee-Landschaften entdeckt habe, kannte ich vor allem Ihre Illustrationen zu Kinderbüchern wie auch Ihre SufiArt. Das sind ganz unterschiedliche Motive und Themen – aber für mich gibt es da dennoch etwas Verbindendes: Die geschwungenen Linien und warmen Farbtöne in den SufiArt-Bildern wirken auf mich transparent und beweglich, leidenschaftlich und sanft zugleich, was sich vor allem aus dem Schwung der Linien und den Akzenten von Licht und Dunkelheit ergibt. In anderer Weise gilt das nach meinem Eindruck auch für die Nordsee-Bilder mit der Wolkenbewegung und den Lichtspielen.
Maneis: Sie haben recht mit dem ähnlichen Linienschwung und dem Spiel mit Licht und Schatten in all meinen Genres – das ist mein charakteristischer Stil, unabhängig von Konzept und Technik.
„Manche, die meine Bilder sehen, spüren Sehnsucht“
Haben Sie in der Landschaft am Meer denn auch eine Art Mystik oder Spiritualität erlebt? Vielleicht ganz neu und anders? Oder würden Sie Ihr Erleben der Natur lieber mit anderen Begriffen beschreiben?
Maneis: Ich würde mein Erleben der Nordseelandschaft unbedingt als mystisch bezeichnen. Im Iran habe ich Meer, Dschungel und Wüste erlebt und gemalt, aber mit einem ganz anderen Gefühl. Warum? Um eine Antwort zu finden, habe ich vor zwei Jahren mit dem Nordsee-Konzept begonnen und bin immer noch unterwegs.
Und künstlerisch, von der Maltechnik her – hat die Landschaft Sie da auch zu neuen Erfahrungen, zu Experimenten und überraschenden Entdeckungen geführt?
Maneis: Eine Herausforderung ist es, die sich schnell verändernde Wolkenlandschaft einzufangen. Außerdem die tiefe Perspektive auszudrücken, d. h. die Wolken erscheinen manchmal ganz nah, dann wieder weit entfernt. Ich habe eine besondere Aquarelltechnik entwickelt, die den Betrachter hoffentlich die Seele der Landschaft fühlen lässt. Ich freue mich, dass manche Menschen, die meine Bilder sehen, Sehnsucht spüren können.
So sind 200 Nordsee-Aquarelle entstanden, die ich gerne zeigen möchte. Deswegen habe ich einen Kalender produziert und Kunstkarten. Am liebsten würde ich meine Bilder in einer Galerie in Norddeutschland ausstellen, damit viele Fans die Originale sehen können.
Homepage des Künstlers mit weiteren Informationen und Kontaktdaten:
Video zum Entstehungsprozess eines Nordseebildes: