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Ich und Deutschland – ein Erfahrungsbericht

Entscheidungen von Behörden sind mitunter schwer nachvollziehbar. Manche Antworten wirken widersprüchlich und auf hoffnungsvollen Wegen tauchen immer wieder Hürden auf. Dabei läuft die Zeit: Viele Geflüchtete würden wichtige Lebensjahre gern für Arbeit und Ausbildung nutzen. Stattdessen müssen sie lange warten und erleben Rückschläge trotz vielfältiger Bemühungen - wie in diesem Bericht.

Mina möchte einfach nur frei leben und arbeiten. Foto: Julian Schröpel via Unplash unter CC0-Lizenz

Aus Erfahrung habe ich gelernt, dass die System- und Verwaltungsprozesse in Deutschland sehr komplex und unterschiedlich sind. Jedes Amt und jede Regierungsbehörde arbeiten völlig unabhängig voneinander.  Nach drei Jahren in Deutschland ist dieses System für mich immer noch entmutigend und anstrengend, weil es für mich etwas Neues ist und ich mich derzeit in einer sehr riskanten Position befinde.

Warum darf ich keine Ausbildung machen?

Während dieser drei Jahre sagten alle Regierungsbehörden, wie die Ausländerbehörde, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und das Arbeitsamt, dass jeder Ausländer, der in Deutschland bleiben möchte, folgendes tun sollte:
  • den eigenen Lebensunterhalt durch eine steuer- und sozialversicherungspflichtige Arbeit bestreiten bzw. eine Ausbildung beginnen
  • gute Deutschkenntnisse erwerben
  • an Integrations- und Orientierungskursen zur Staatsbürgerschaft teilnehmen

Ich begann mit Hoffnung und Ausdauer: Ich habe innerhalb von zwei Jahren und ein paar Monaten Deutsch gelernt und freue mich, nun eine neue Sprache zu beherrschen. Und ich habe Integrationskurse besucht. Nach Abschluss des Kurses habe ich bei vielen Unternehmen eine Bewerbung für verschiedene Ausbildungen eingereicht, und nach sechs Monaten haben mich drei verschiedene Unternehmen angesprochen. Ich habe eines davon ausgesucht und gestern habe ich die Arbeitserlaubniskarte zur Ausländerbehörde gebracht. Die sagten mir dann aber, dass ich keine Lehrstelle annehmen darf. Obwohl sie mir vorher gesagt hatten, dass ich arbeiten darf. Der Grund: Meine Situation in Deutschland hat sich seit einem halben Jahr verschlechtert und wurde in eine Duldung umgewandelt. Das hat die Ausländerbehörde dazu veranlasst, mir diese negativ Antwort zu geben.

Ich werde am Ende Erfolg haben

Ich bin lange den Weg gegangen, den ich gehen muss: Mein Ziel war es, rechtmäßig zu arbeiten und Steuern zu zahlen. Aber jetzt stehe ich vor dieser Hürde. Ich weiß, ich werde am Ende Erfolg haben… aber wie und wann?

Zeit ist wertvoll wie Gold und ich möchte diese wichtigen Jahre meines Lebens nicht in einer solchen Unsicherheit verbringen. Ich strebe vorwärts, weil ich keine Zeit verlieren möchte. Ich habe im Alter von 19 bis 29 Jahren gearbeitet und möchte weiterhin arbeiten. Das Leben ohne Arbeit ist langweilig und unzeitgemäß.

Krankheiten haben mich seit meiner Kindheit immer geärgert. Aber gleichzeitig habe ich aus allem etwas Sinnvolles machen können und versuche das weiterhin. Ich werde mich auch mit diesem Problem auseinandersetzen, nach Möglichkeiten suchen und weiterkommen.

Ein Mitarbeiter sagte mir: „Sie haben gut Deutsch gelernt.“ Ich verzweifle nicht. Und ich drücke mir selbst die Daumen.

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Kategorie & Format
Autorengruppe
Mina Houshiyar
Mina ist 33 Jahre alt und kommt aus Teheran im Iran. Seit vier Jahren wohnt sie in Berlin. In ihrer Heimat hat sie erst ca. zwei Jahre als Kauffrau und Beraterin in einem Reisebüro gearbeitet. Gleichzeitig hat sie eine Ausbildung zur Touristenführerin gemacht. In Deutschland hat sie ihren B2-Deutschkurs abgeschlossen und möchte gerne eine Ausbildung machen.

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3 Antworten

  1. Alle sagen, dass Deutschland ein reguläres Land mit Recht ist, während die deutschen Gesetze und das deutsche Verwaltungssystem so schlecht sind

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