Platz für Anzeige
  • kohero
  • >
  • Kultur
  • >
  • Gegen Hassgesänge von der Kraft der Begegnung singen. Erstes interreligiöses Liederbuch erschienen

Gegen Hassgesänge von der Kraft der Begegnung singen. Erstes interreligiöses Liederbuch erschienen

Meine Begegnung mit dem Projekt TRIMUM geschah schrittweise: Es fing an mit einem Konzert in Stuttgart. Der Musiker Saad Thamir, 1972 in Bagdad geboren, brachte mit seiner Stimme etwas Besonderes in Schwingung. Ich lauschte. Sowas hatte ich zuvor noch nie gehört. Andere Stimmen mischten sich ein. Vertraute Harmonien klangen an und bildeten mit zarten Instrumenten ein feines Gewebe.

Das Konzert vermittelte einen ersten Eindruck von TRIMUM, einem europaweit einmaligen Gemeinschaftsprojekt mit muslimischen, christlichen und jüdischen Musikerinnen und Musikern, Theologinnen und Kantoren, Wissenschaftlerinnen und Komponisten. Seit einigen Jahren entwickeln sie gemeinsam Konzepte und Veranstaltungsformate für ein friedliches und konstruktives Miteinander der Religionen.

„Wir glauben an die Schönheit und Kraft der Begegnung – auch und gerade dort, wo die Menschen unterschiedlich sind und Unterschiedliches glauben. Deshalb zelebrieren wir die Vielfalt und machen Musik für Gläubige und Andersgläubige.“

Mit Musik Ohren öffnen für das gemeinsame Friedenspotential

In einem zweiten Schritt wollte ich mehr von dem erfahren, was diese Menschen mit diesem Projekt verbinden und bewegen. Ein Seminar gab mir die Gelegenheit, mitzuerleben und mit anderen gemeinsam auszuprobieren wie das geht: spielerisch-experimentell mit dem umzugehen, was aus verschiedenen musikalischen und religiösen Traditionen und Erfahrungsräumen eingebracht werden kann. Viel lernen konnte ich dabei von der Islamwissenschaftlerin Serap Ermis. Alon Wallach vermittelte uns einen Eindruck von der Schönheit der Melodien aus dem sephardischen Judentum. Und Bernhard König versteht es in verschiedenen Praxisfeldern des Projekts immer wieder neu, die Ideen und den Geist von TRIMUM unter die Menschen zu bringen, andere mit der Lust am Lauschen, Staunen und Probieren anzustecken:

„Mit TRIMUM singen wir gegen die Lockrufe und Hassgesänge all derer an, die ihren Glauben oder Unglauben mit einem »Rechthaben um jeden Preis« verwechseln. Die Fremdheit für etwas Bedrohliches halten. Oder die nur noch das Gewaltpotential der Religionen sehen können und vor ihrem Friedenspotential, ihrer Schönheit und ihrem Reichtum die Ohren verschließen.“

Verschiedene Traditionen werden zur Inspiration für gemeinsames Neuland

Foto: Susanne Brandt
Foto: Susanne Brandt

Wenn es bei TRIMUM um eine interreligiöse Begegnung geht , suchen die Musikerinnen und Musiker nicht vorrangig nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Vielmehr werden religiöse Denk- und Wertesysteme zur Inspiration für Neuvertonungen und Sprachexperimente. Wechselseitig nehmen die Mitwirkenden Impulse auf. Sie loten das »Machbare« und »Erlaubte« neu aus, respektieren Grenzen und staunen über ungeahnte Erweiterungen des Repertoires.

Ein nächster Schritt zum Weitergehen ergibt sich nun durch die vielfältigen Umsetzungsmöglichkeiten mit dem neu erschienene interreligiösen Liederbuch von TRIMUM. Denn eine spannende Auswahl der gemeinsam gesammelten, arrangierten und erprobten Lieder für das gemeinsame Singen lässt sich damit nicht allein in Konzerten oder Seminaren entdecken. Die gedruckten Noten und Texte laden zum Ausprobieren und Weitergeben ein. Sie bieten etwas, was mit diesen spannenden Querverbindungen, hilfreichen Kommentaren und spielerischen Text- und Musikarrangements wirklich neu ist. Ausgezeichnet wurde das erste deutsche interreligiöse Liederbuch bereits mit dem Musikeditionspreis „Best Edition 2018“ des Deutschen Musikverlegerverbandes.

Die Homepage zum Liederbuch enthält ergänzend dazu eine Reihe von Ton- und Filmbeispielen zu den Liedern und Musikstücken:

TRIMUM in Hamburg: Musik für einen Stadtteil

Übrigens: Ein Beispiel für TRIMUM in der Praxis gibt es auch in Hamburg – in Form des Projekts Musik für einen Stadtteil, ausgezeichnet mit dem Preis „The power oft he Arts“, das seit  2016 mit Bewohnerinnen und Bewohnern in Hamburger-Mümmelmannsberg interkulturelle, interreligiöse und intergenerationelle Wege des gemeinsamen Singens und Musikmachens öffnet. .

Zum Projekt in Hamburg:

Weitere Infos und Quelle der Zitate 

 

Share on facebook
Share on twitter
Share on google
Share on xing
Share on linkedin
Share on telegram
Share on email
Share on reddit
Share on whatsapp

Dir gefällt die Geschichte? Unterstütze das Magazin

Engagement ist unbezahlbar, aber ohne Geld geht es nicht. Damit wir weiter unabhängig arbeiten können, brauchen wir finanzielle Mittel. Mit deinem Beitrag machst du kohero möglich. Spende jetzt!

Viele Menschen mussten in den letzten Jahren ihre Heimat verlassen, darunter auch Kinder. Diese Kinder erleiden oft Fürchterliches auf…
Die 16.000 Bewohner wundern sich jeden Tag angesichts der unzähligen Menschen, die aus dem Nachbarland im Norden Tag für…
Alle Religionen kennen das Fasten (Christen vor Ostern, Moslems  während des Ramadan, Juden während Jom Kippur und Pessah), aber…

Schreiben für ein Miteinander.

Wir freuen uns auf dich. Komm ins Team und werde ein Teil von kohero. Die Möglichkeiten der Mitarbeit sind vielfältig. Willkommen bei uns!

Kategorie & Format
Autorengruppe
Susanne ist im Bibliothekswesen tätig. Bei kohero schreibt sie eigene Texte, unterstützt als Schreibtandem und arbeitet im Lektorat. „Geschichten gehören zu meinem Leben: beim Entdecken und Zuhören, beim Lesen, Schreiben und Erzählen, auf Reisen, im Garten und am Meer, im Beruf, im Gespräch mit Menschen und auch hier bei kohero.“

Newsletter

Täglich. Aktuell. Mit Hintergrund. Bestelle jetzt unseren kostenlosen kohero-Newsletter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert



Abonniere unseren Newsletter

Erfahre zuerst von unseren Veranstaltungen und neuen Beiträgen. Kein Spam, versprochen!

Du möchtest eine Frage stellen?

Du möchtest uns untersützen?

Du möchtest Teil des Teams werden?

Du möchtest eine Frage stellen?

This website uses cookies to ensure you get the best experience on our website.