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Der Arab Filmclub ist eine tolle Idee, um Deutschen unsere Kultur näher zu bringen

Der Arab Filmclub ist ein Projekt von Geflüchteten, um internationale Filme auf arabisch zu untertiteln. Das Flüchtling-Magazin hat zwei Teilnehmer besucht und interviewt. Mahmud Zake ist einer der Mitglieder, er hat uns darüber erzählt.

 

Ich bin Mahmud Zake, aber, wie ich schon gesagt habe, alle nennen mich Wallat. Ich bin 28 Jahre alt und komme aus Nordsyrien. Ich habe in Syrien Zahntechnik studiert. Wir haben Zahnbrücken, Prothesen, Kronen und Zahnspangen gemacht. Jetzt mache ich in Hamburg meine berufliche Anerkennung. Die Teilanerkennung habe ich schon bekommen, danach mache ich 6 Monate Praktikum, um die volle Anerkennung zu bekommen. Ich bin seit 2 Jahren und 3 Monaten in Deutschland und seitdem auch in Hamburg. Durch das OHH Hilfsprogramm habe ich einen Kurs an der Uni bekommen.

Mahmud Zake

Außerdem mache ich beim Arabischen Filmclub die Untertitel. Wir zeigen den Deutschen unsere Filme, unsere Kultur. Wir zeigen auch deutsche Filme, damit die Flüchtlinge die deutsche Kultur kennenlernen. Damit jede Seite die Kultur des Anderen sieht. Ich arbeite dort mit- in der Gruppe nennen sie mich den Präsidenten. Und der Bundeskanzler ist Bernard. Er ist sehr lustig und er hat mit dieser Idee angefangen.
Er fragte: Was sagst du dazu? Machen wir einen Arabischen Filmclub? Und wir haben gesagt: Ja, das machen wir. Dann haben wir uns zusammen gesetzt und schließlich eine Gruppe zusammengebracht. Organisiert haben wir das mit dem B-Movie, das ist ein kleines Kino in Sankt Pauli. Es gibt ganz viele Leute: Omar, Murat, Hamsa, Dorothea, Sara, Wissan, Jasper. Dorothea, Jasper und Bernard arbeiten meistens an den Untertiteln. Ich und Omar machen auch mit. Wir untertiteln jeden Film. Dafür brauchen wir immer einen Deutschen und einen Syrer. Die Syrer erklären, was sie im Film sagen und die Deutschen finden den besten Satz dafür, weil die arabische Sprache ein bisschen schnell ist. Manchmal braucht man auf Deutsch einen ganzen Satz und auf Arabisch ist es nur ein Wort. Deswegen gibt es Schwierigkeiten beim Untertiteln. Das braucht viel Zeit.

– Wie lange arbeitet ihr dafür?

Manchmal  zwei oder drei Monate für einen Film. Je nachdem, was für ein Film das ist. Fünf Minuten brauchen manchmal 6 Stunden Arbeit.

– Welche Filme habt ihr schon untertitelt?

Bis jetzt haben wir zwei Filme untertitelt. Und einen Kurzfilm. Der erste Film hieß „Die kleinen Väter“. Das ist eine Geschichte darüber, wie wichtig Familie in Syrien ist. Der zweite Film heisst „Die Grenze“. Es ist ein sehr berühmter Film. Dieser Film handelt von der Lüge von der „ Arabischen Einheit“. Weil die Araber sagen, wir sind ein Land, wir sind alle Brüder, wir sind zusammen, aber „Die Grenze“ zeigt, dass es eine Lüge ist. Die Papiere sind wichtiger als die Person. Das ist ein Film von Duraid Lahham. Der dritte war ein 10-minütiger Kurzfilm mit dem Schauspieler Mashuk. Gezeigt wurde er mit zwei anderen deutschen Kurzfilmen. Das war unser erster Tag im B-Movie und das war ein großer Erfolg.

– Welche Bedeutung hat Familie in Deutschland? Ist das Familienleben anders?

In Syrien bleibt die Familie zusammen. In Deutschland ist man mit 18 Jahren für sich selbst verantwortlich. Die Kinder gehen in eine eigene Wohnung, finden ihr eigenes Leben. In Syrien bleiben wir in der Familie bis wir 30-40 Jahre alt sind. Wenn wir nicht verheiratet sind, gehen wir nicht in eine andere Wohnung. Der Film „Die kleinen Väter“ spricht über eine Familie aus Syrien. Die Mutter ist gestorben, und die Kinder versuchen den Traum ihrer Mutter zu erreichen: der Vater soll weiter Jura studieren, um eine bessere Arbeit zu bekommen. Die Kinder sammeln das Geld für die Bücher und der Vater vollendet so das Studium.

– Und der nächste Film?

Wir versuchen gerade den Film „Morgan Ahmed Morgan“ von Adel Imam zu bekommen. Der Film zeigt die Korruption in unserem Land. Wir versuchen gerade die Vorführrechte zu bekommen. Und das ist echt schwierig. So wie für die alten syrischen Filme, zum Beispiel. Weil es die europäischen Rechte für syrische Filme nicht gab. Wir versuchen die Filiale zu kontaktieren, aber bis jetzt haben wir leider keinen Erfolg.

– Arbeitet ihr alle ehrenamtlich?

Ja. Murat und Wissan zum Beispiel arbeiten an der Bar, verkaufen dort Getränke. Mohammed kontrolliert mit uns die Karten, ich und Omar präsentieren die Filme und ausserdem Jasser- er spricht auf Arabisch und ich auf Deutsch. Was gibt es noch? Wir haben jetzt einen Kontakt mit OKAZ, eine Organisation aus Österreich, so ähnlich wie unsere. Sie machen Arabische Abende in Wien. Vielleicht tauschen wir Filme mit einander aus, besuchen sie in Wien und zeigen unsere Filme dort- und sie zeigen ihre Filme im B-Movie.

– Du hast gesagt, ihr möchtet auch deutsche Filme untertiteln?

Ja, wir versuchen einen deutschen Film zu untertiteln.

– Wie lange arbeitet ihr schon an diesem Projekt?

Ungefähr 6 oder 7 Monate. Wir zeigen auch viele arabische Filme mit englischen Untertiteln. Sie handeln zum Beispiel von der Bürokratie in Syrien, oder der Arbeit der Schauspieler in Syrien, oder wie das Leben in Syrien in 50-60er Jahren war. Unser nächster Film heißt „Zanajid“. Das ist aber noch nicht sicher, das diskutieren wir morgen in unserer Gruppe. Es geht darum, wie das Leben in Syrien während der Zeit unter Präsidenten Gamal Abdel Nasser war, über die Einheit von Syrien und Ägypten  (während der Zeit der Vereinigten Arabischen Republik). Wir zeigen das Leben und die Kultur in Syrien von früher. Jeden Monat zeigen wir einen Film, immer am Sonntag, wenn das B-Movie Platz für unseren Film hat.

Wir haben auch mit Bernard A. Homann gesprochen, er ist ebenfalls Mitglied des Arabischen Filmclubs.

– Wie sei Ihr auf die Idee gekommen?

Ich komme vom Film, ich bin Bühnenbildausstatter. Da liegt es einfach nahe, zu sagen: arbeiten wir mit den Flüchtlingen mit Film, weil Film immer so was Übergreifendes ist. Das versteht man in jeder Kultur und es ist klar, dass ich als Deutscher keine arabischen Filme verstehe. Trotz

Bernard-A. Homann

dem bin ich interessiert an der arabischen Kultur, wie sie jetzt ist, wie sie vorher war, oder an der kurdischen Kultur… So entstand die Idee, selbst zu untertiteln. Einer aus der Embassy (das internationale Café „Embassy of Hope“) hatte ein Untertitelprogramm, und dann haben wir einfach angefangen. Erst mit dem Kurzfilm, den Mohammed mitgebracht hat. Das war so zu sagen der Testballon, und da haben wir festgestellt: Ja, es geht, es klappt, es bringt Spaß. Man muss miteinander sprechen. Dann haben wir den ersten langen Film, der heute hier gezeigt wird, untertitelt. Und dann wurde das immer größer, größer, größer. Dann hat Wien angeklopft, das Österreichische-Arabische Kulturzentrum. Die wollen mit uns kooperieren. Jetzt haben wir auch das „Arsenal: Arabisches Filmfestival Berlin“ im Boot, die wollen auch kooperieren.
Und wir werden gefördert von den AG Kino. Ich hoffe also, dass wir weiterwachsen.

– Übersetzt Ihr gemeinsam ? Die Geflüchteten vom Arabischen ins Deutsche und Sie? Von Deutsch auf Deutsch?

Nee, von Deutsch auf Deutsch … Das wäre zwar auch ganz lustig! Von Deutsch auf Bayerisch! Aber es geht darum die Geflüchteten zu integrieren- und das geht am Besten über Sprache und über Kultur. Wir haben festgestellt, dass man wirklich sehr gut lernt beim Untertiteln! Denn die Deutsche Sprache ist schon etwas komplizierter. Es gibt wahnsinnig viele Füllwörter, die dazwischen gesetzt werden, um einen Redefluss aufrecht zu erhalten Man sagt nicht einfach nur: Ich habe Hunger, sondern: Ich habe schon wieder Hunger, Mann, was ist denn da los! Elend lang! Das lernt man, glaub ich, gut beim Untertiteln, dass es nicht nur darum geht, zu sagen: Die Frau hat gesagt, ich liebe dich! Sondern es geht darum, zu erkennen: Die Frau guckt glücklich und dann sagt sie: Oh, ich liebe dich so wahnsinnig! Das ist schon mehr als: Ich liebe dich. „Oh, ich liebe dich so wahnsinnig“ ist Deutsch. „Ich liebe Dich“, das ist Untertitel.

– Machen Sie auch mit beim Thalia-Theater?

Der Arabische Filmclub kooperiert mit dem Thalia Theater, wir sind sozusagen Brüder. Und eigentlich ist die Mutter des Arab Filmclubs das B-Movie in Sankt Pauli. Da treffen wir uns und da zeigen wir die Filme. Und wenn die Filme erfolgreich sind, brauchen wir einen größeren Saal. Das B-Movie hat, glaube ich, nur 50 Plätze. Und hier hat man noch ein ganz anderes Publikum. Das B-Movie ist eher so ein Off-Kino, wo man normalerweise keinen Eintritt zahlt, es wird kein „James Bond“ dort gezeigt, sondern Off-Produktionen. Das Thalia ist das zweitgrößte Haus in Hamburg nach dem Schauspielhaus, und es ist eine Kulturinstitution. Es ist schon sehr toll, dass wir es geschafft haben, in einer wirklich funktionierenden und existierenden Kulturinstitution unseren Platz zu haben. Das Thalia unterstützt uns auch mit dem Buffet zum Beispiel.

– Was ist Euer Ziel in der Zukunft?

Ich kann nur von meinem Ziel sprechen. Ich möchte, dass alle bleiben. Und ich möchte, dass wir uns gegenseitig bereichern. Das wäre doch schön, oder? Der Arabische Filmclub ist erst mal der Anfang. Wir sind zum Filmfest Hamburg eingeladen, das im Oktober stattfindet. Es ist nicht so groß wie die Berlinale, aber schon das drittgrößte Filmfest in Deutschland. Wir möchten auch andere Nationalitäten dazu bitten, die jeweils einen Film aus ihrem Heimatland aussuchen, diesen untertiteln und auf dem Filmfest dem Hamburger Publikum vorstellen, das ist der nächste Schritt. Und wenn wir es dann noch schaffen, der AfD in den Arsch zu treten, dann ist alles erreicht. Dann haben wir eine gute Welt. Wir brauchen auch jeden Daumendruck, dass es weitergeht.

Das Projekt Hajusom

Hajusom, das sind drei Vornamen: Hatice, Jusef und Omied. Es ist ein Projekt für Geflüchtete. Sie machen Theater, sie machen Musik, sie tanzen und kochen. Wenn man sie googelt, dann kommt man auch gleich auf die Seite.

Wir haben Murad Khalaf getroffen, auch er ist Mitglied im Arab Filmclub:

ich heiße Murad Khalaf

Murad Khalaf

, ich bin 28 Jahre alt und Philosophielehrer. Ich bin seit 18 Monaten hier in Deutschland. Ich habe den Deutschkurs B1 gemacht. Ich arbeite im Arab Filmclub mit, wir zeigen arabische Filme, syrische Filme und wir untertiteln sie. Meine Freunde und ich arbeiten auch in der Bar im B-Movie und manchmal untertiteln wir die Filme alle zusammen.

– Hast du heute alles hier organisiert?

Ja. Vielleicht machen wir das jeden Monat. Das Thalia-Theater bezahlt auch für das Kochen. Vielleicht machen wir ein anderes Mal etwas mit Musik oder Tanzen. Hier ist noch ein anderer Freund Ahmed Al Zaher, er kocht sehr gut. Und ein anderer Freund Ahmad Nejib auch. Wir haben heute typisches syrisches Essen: gebackene Süßigkeiten, Fleisch, Reis, Taboule und ein typisches syrisches Getränk Tamarindi. Das ist sehr lecker. Das mache ich mit Wallat.

– Was sind deine Ziele für die Zukunft?

Im Oktober nehmen wir an dem Hamburger Filmfest teil. Das müssen wir noch gut besprechen. Im September zeigen wir einen Film in der Luruper Hauptstrasse in einer Halle. Wir kochen und machen Aktivitäten um den Kontakt zwischen Deutschen und Leuten aus anderen Ländern zu fördern, zum Beispiel ein Buch vorlesen oder eine Geschichte für Flüchtlinge erzählen.

Wir sehen also: wenn die Geflüchteten in Deutschland angekommen sind, sind Sie mit Ihren Kulturen angekommen. Hier lassen sie die Deutschen an ihrere Kultur teilhaben. So verstehen wir Integration. (Anm. der Redaktion)

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Hussam studierte in Damaskus Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen. Parallel dazu arbeitete er als schreibender Journalist. Seit 2015 lebt er in Deutschland. Er ist Gründer und Chefredakteur von kohero. „Das Magazin nicht nur mein Traum ist, sondern es macht mich aus. Wir sind eine Brücke zwischen unterschiedlichen Kulturen.“

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3 Antworten

  1. Wenn jemand in den E-mail-Verteiler des ARAB FILMCLUBs aufgenommen werden möchte, kann er/sie unter dem Betreff „ARAB FILMCLUB“ eie mail an das Flüchtling-Magazin schicken. Hussam wird das dann an mich weiterleiten.
    „Bundeskanzler“ Bernard

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