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Ein syrischer Geiger in Hamburg

Ghaleb Jazmati ist ein Syrer aus Damaskus. Er ist 31 Jahre alt und und er ist Geiger. Ghaleb hat in Syrien Musik studiert. Seit knapp fünf Jahren lebt er in Hamburg und unterrichtet in zwei Musikschulen. Das ist nur ein Teil seiner Aktivitäten. Mit verschiedenen Orchestern ist er auch schon in der Elbphilharmonie aufgetreten.

Nein, er ist kein Flüchtling, sein Weg in die BRD begann mit einer Einladung. Darüber sprachen wir an einem schönen, sonnigen Tag, vor der himmlischen Kulisse der Innenalster.

„Es gibt keine emotionalen Unterschiede im Gefühl für die Stücke“

Ghaleb, sag uns bitte, wie du nach Deutschland gekommen bist.

Ich bin für ein Konzert nach Berlin eingeladen worden und bekam ein Visum der Deutschen Botschaft. Danach bin ich hier geblieben. Es herrschte bereits Krieg in Syrien und nach meiner Rückkehr wäre ich sicherlich vom Militär eingezogen worden. Ich habe Asyl beantragt und blieb in Deutschland.

Hast du in Syrien auch von deiner Musik gelebt? Hast du auch schon dort Musik unterrichtet?

Nach dem Abschluss meines Musikstudiums habe ich in den Jahren 2012 bis 2013 im Nationalorchester Syriens gespielt. Danach habe ich bis zu meiner Reise nach Berlin Musik unterrichtet.

Ghaleb, du hast bereits mit deutschen Musikern gespielt, auch in der Elbphilharmonie. Gibt es Unterschiede zwischen Deutschen und Syriern in der Spielweise?

Die klassische Musik wird überall gleich gespielt, es gibt keine emotionalen Unterschiede im Gefühl für die Stücke. Ich habe aber sehr viele neue Erfahrungen gemacht. In der Elbphilharmonie spielte ich beim ersten Mal in einem Orchester mit syrischen Musikern, beim zweiten Mal mit Musikern aus dem Publikum.

Hat dich die Zusammenarbeit mit deutschen Musikern in irgendeiner Weise verändert?

Nicht wirklich, aber durch das Spielen mit mir unbekannten Berufsmusikern aus Deutschland habe ich sehr viel an Erfahrung gewonnen.

Ghaleb, wie schätzt du die Bedeutung der Kunst insgesamt für die Integration eines Menschen in eine neue Gesellschaft ein?

Die Kunst ist insofern wichtig, dass wir die eigene Kultur in einer neuen Gesellschaft hinterfragen können, wir lernen sie neu kennen und schätzen. Dieser Weg fördert die Kommunikation mit anderen Menschen, um deren Kultur und Sicht der Dinge kennenzulernen. Und dieser Schritt ist ein wichtiger Teil der Integration.

Die Sprache der Instrumente ist universell

Ghaleb hat seine Geige aus Syrien mitgebracht. Sie wurde von einem deutschen Luthier hergestellt. Fast alle feinen Instrumente in Syrien kommen aus einer deutschen Manufaktur.

Er liebt Beethoven. Deswegen haben wir ein Ausschnitt eines seiner Konzerte als Bestandteil dieses Interviews beigefügt. Ein Konzert für Geige und Klavier.

Tschaikowsky und Prokofjew gehören auch zu seinem Lieblingskomponisten. Von Letzteren spielt er zwei Mal „Peter und der Wolf“. Vor Kindern, in Damaskus. Die Sprache der einzelnen Instrumente wird weltweit verstanden. Sie ist so universell wie wir alle.

 

 

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Autorengruppe
Leonardo De Araujo
Leonardo De Araujo, geboren in Rio de Janeiro, Brasilien lebt seit etwas mehr als 30 Jahren in Deutschland, vorwiegend in Hamburg. Nach einigen Berufsjahren in Werbeagenturen hat er 35 Jahre in der Fernsehproduktion gearbeitet. Nebenbei hat er sich auch als Drehbuchautor und Fotograf beschäftigt – und für das Flüchtling-Magazin, heute kohero, geschrieben.

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