Ich habe das Gefühl, dass ich hier mittlerweile sehr gut angekommen bin und könnte sogar sagen, dass Hamburg auch meine Heimat ist. Obwohl wir hier sehr gut integriert sind und meine Familie sich hier ein gutes Leben aufgebaut hat, haben meine Eltern bislang immer noch nicht die deutsche Staatsangehörigkeit, anders als bei mir und meinen Geschwistern.
„In erster Linie bin ich ein Mensch“
Ich würde mich mittlerweile sowohl als Afghanin als auch als Deutsche bezeichnen. In erster Linie bin ich aber ein Mensch und Bürger von dieser Welt, so wie jeder andere auch. Was ich aber nicht vergessen möchte, das ist meine Geschichte. Sie hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin: eine Geflüchtete. Das möchte ich auch nicht verbergen. Es macht einen großen Teil meines Lebens aus, der mich geprägt hat. Ich bin stolz auf meine Geschichte und dazu gehört auch meine Flucht aus Afghanistan nach Deutschland.
In Afghanistan können Frauen vieles nicht für sich entscheiden
Ich habe als Frau mit Migrationshintergrund noch keine Situation erlebt, in der ich mich diskriminiert gefühlt habe. Das kann einerseits damit zusammenhängen, in welchem Umfeld ich mich bewege oder andererseits auch daran liegen, dass ich es nie so aufgefasst habe.
Wenn ich die Frau in Deutschland mit der Frau in Afghanistan vergleiche, dann sehe ich natürlich großen Verbesserungsbedarf für Afghanistan. Die Rechte der Frauen sind noch sehr eingeschränkt. Auch, wenn es in den letzen Jahren eine Änderung der Gesetze gab, die Vorteile für die Frauen mitbringen, hat sich das in der Gesellschaft doch nicht ganz umgesetzt. Die meisten sind Hausfrau und Mutter und damit finanziell abhängig von ihren Männern. Das führt natürlich auch dazu, dass sie vieles nicht für sich entscheiden können.
Frauen lassen sich nicht unterkriegen
Afghanistan ist nach wie vor ein Land, welches von Männern dominiert wird. Nichtsdestotrotz gibt es auch Frauen, die sich nicht unterkriegen lassen und weiter für ihre Recht kämpfen. Ein Beispiel dafür ist, dass es auch Frauen gibt, die im afghanischen Parlament sitzen und mitentscheiden können.
Meine eigenen Erfahrungen und die Situation in anderen Ländern, wie Afghanistan, sollen aber nicht darüber hinweg täuschen, dass auch in Deutschland noch Ungerechtigkeit zwischen Mann und Frau herrscht. Ich beschäftige mich in letzter Zeit sehr viel mit dem Thema und habe immer mehr das Bedürfnis aufzuschreien und was gegen diese Ungleichheit zu tun. Nur ein Beispiel von vielen: Frauen im Vergleich zu Männern kriegen in Deutschland bei gleicher Qualifizierung für einen Job im Schnitt 20% weniger Gehalt.
Endlich Gleichberechtigung!
Der 8. März bedeutet mir insofern was, dass es ein Tag ist, an dem man die Aufmerksamkeit auf die Frau und ihre Rechte lenken kann. Ich wünsche mir an diesem Tag keine Blumen. Ich wünsche mir, dass endlich eine Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann herrscht, auf allen Ebenen. Wir brauchen mehr Frauen in der Politik, die mitentscheiden können. Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen, ohne dass Männer das ungewöhnlich finden. Es muss endlich „normal“ sein, dass auch eine Frau als Chefin eines großen Konzerns auftreten kann.
Ich wünsche mir als nächsten Schritt, dass der gender-pay angepasst wird und dass Frauen bei gleicher Qualifizierung auch gleiches Gehalt bekommen. Ich bin auch dafür, dass man eine Frauenquote einführt, weil ich denke, dass man der Gesellschaft erstmal eine Vorgabe geben muss, bis sich das normalisiert. Frauen sollen endlich auch beweisen können, dass sie jeden Job genauso gut machen wie Männer. Das wäre mein Traum für die Zukunft der Frau.