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Diese Geburt wird uns unser ganzes Leben lang miteinander verbinden

Ein Februar voller Freundschaftsgeschichten - das ist eine tolle Idee von euch. Darum möchte ich Euch auch meine Geschichte erzählen:

Alles begann im September 2016, da fielen sieben syrische junge Männer in mein Leben ein und stellten es komplett auf den Kopf. Seitdem ist nichts mehr, wie es mal war.
Mittlerweile sind aus den sieben insgesamt 16 syrische und irakische Frauen, Männer und Kinder geworden. Und mit dem kleinsten Kind beginnt auch meine und unsere Geschichte.
Im November 2016 „schleppte“ mich Eili, einer der syrischen Jungs, zu seinem Freund Mohammad.
Zusammen haben wir Kaffee getrunken und uns auf Englisch, Deutsch, Arabisch und mit Händen und Füßen unterhalten.
Dabei habe ich dann auch seine nette Frau mit Namen Leen kennen gelernt. Leen war hochschwanger.
Während des Gesprächs stellte ich fest, dass es keinen Frauenarzt, keinen Termin im Krankenhaus, keine Hebamme, geschweige denn eine Babyausstattung gab.
Als ich dann wieder zu Hause war, ließ mich der Gedanke an die beiden gar nicht mehr los.
Ich erzählte meiner Tochter Jessica davon und wir beschlossen, dass wir die beiden unterstützen möchten. Wir gingen also wieder zusammen hin und haben einen Plan entwickelt.
Als erstes haben wir einen Termin beim Frauenarzt und im Krankenhaus gemacht.
Bei der Vorsorgeuntersuchung war Gott sei Dank alles in Ordnung und nach der Kreißsaalbesichtigung stand dann auch das Krankenhaus fest. Eine Hebamme war dann auch schnell gefunden.

„Wir waren fast genauso aufgeregt wie die werdenden Eltern“

Weiter ging es: Über eine Flüchtlingshilfegruppe aus Wedel auf Facebook und über Ebay haben wir dann die komplette Babyausstattung vom Body über Strampler, Babybett, Wickeltisch und Kinderwagen besorgt. Gegen Weihnachten waren wir dann mit allem fertig.
Nun begann das Warten auf den kleinen Erdenbürger.
Wir waren schon fast genauso aufgeregt wie die werdenden Eltern.
Da wir mittlerweile schon gute Freunde waren, haben wir den beiden gesagt, dass sie uns Tag und Nacht anrufen können, wenn es losgeht.

Und am 28.01.2017 war es dann soweit: Wir hatten zu Hause eine Geburtstagsfeier, unter anderem auch mit den anderen Flüchtlingen gehabt, und die Gäste waren gerade nach Hause gegangen.
Da klingelte nachts um 1:30 Uhr das Telefon und ein ganz aufgeregter Mohammad war dran.
Die Fruchtblase war geplatzt. Fünf Minuten später saßen meine Tochter Jessica und ich im Auto und ab ging es mit Vollgas ins Krankenhaus.
Nachdem dann alle Papiere ausgefüllt waren, erste Untersuchungen erledigt, begann das Warten.
Morgens um 9:00 Uhr sollte Leen dann mit Mohammad in den Kreißsaal kommen.
Und prompt fing Leen an zu weinen, weil Jessica und ich draußen bleiben wollten.
Die Hebamme bekam das mit und meinte, sie sind über jede Unterstützung glücklich und wir sollen doch bitte mitgehen.
So geschah es, dass wir mit im Kreißsaal gelandet sind. Bis zur Geburt dauerte es dann noch ca. 12 Stunden. Die Stunden waren sehr aufregend. Wir haben uns gewundert, viel gelacht, mit Leen geweint und haben zusammen mit ihr die Schmerzen durchlitten.

Per Handy verbunden mit Familie und Freunden

Worüber wir uns gewundert haben, möchte ich kurz erzählen:
Mohammad ist ein ganz toller Ehemann und hat seiner Frau super in diesen Stunden geholfen. Es ist ja nicht normal, dass ein syrischer Mann mit im Kreißsaal ist. Er hat aber auch die ganze Zeit mit zwei Handys mit den Eltern, Schwiegereltern, der ganzen anderen Familie und Freunden telefoniert.
Alle wollten wissen, wie weit die Geburt ist.
Darüber waren wir echt geschockt, aber Leen hat es mit Fassung getragen.
Zwischendurch bekamen wir von einem Freund von Mohammad noch Essen gebracht.
Backfisch! Könnt Ihr Euch vorstellen, wie es im Kreißsaal gerochen hat?
Abends gegen 21 Uhr war es dann endlich soweit und der kleine Diaa wurde geboren.
Mohammad rief sofort seinen Vater an und die beiden haben zusammen am Telefon gebetet.
Das war sehr ergreifend.

Nachdem dann alles erledigt war und der kleine Diaa mit seiner Mama zusammen auf dem Zimmer war, sind wir dann Montag früh gegen 5 Uhr mit Mohammad glücklich und zufrieden nach Hause gefahren.
Und so ging es dann weiter:
Nachdem die Familie dann wieder zu Hause war, haben wir sie natürlich weiter unterstützt.
Eine größere Wohnung wurde gefunden, neue Möbel dazu. Regelmäßig wird nach größerer Babykleidung geguckt. Wir begleiten sie zu den Vorsorgeuntersuchungen und noch so vieles mehr.
Und nun ist der kleine Mann schon 1 Jahr alt und wir haben eine tolle Party gefeiert.
Mittlerweile sind wir sehr gute Freunde geworden und ohne die Hilfe meiner Kinder bin ich nun schon „Oma“ und alle sind wir rundum glücklich.
Diese Geburt wird uns unser ganzes Leben lang miteinander verbinden.

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