Platz für Anzeige

An einem Tag in der Mensa

An einem Tag habe ich mit einer deutschen Freundin vereinbart, dass wir uns zum Deutsch lernen treffen. Normalerweise verabreden wir uns in der Mensa der Universität Hamburg. An diesem Tag bin ich etwas früher gekommen. Vor der Mensa gibt es eine Karte der Uni mit einer Übersicht des Campus. Dort habe ich eine Weile draufgeschaut, um mir einen generellen Überblick über die Gebäude zu verschaffen.

Photo by Víctor Hugo on Unsplash

Ein Mädchen stellte sich neben mich und schaute auch auf die Karte. Ich schätze, sie war eine Studentin. Wir sind gleichzeitig weggegangen. Sie lief vor mir. Plötzlich habe ich gemerkt, dass sie mich aus den Augenwinkeln anschaute und nervös weiterlief. Da habe ich sofort vertanden, dass sie denkt, dass ich sie verfolge. Mir ist bewusst, dass ich schwarze Haare und einen dunklen Hautteint habe. Sie dachte wohl: „Was macht dieser Flüchtling?“ oder „Warum verfolgt er mich?“. Sie lief durch die erste Tür des Gebäudes, wo sich die Mensa befindet. Dort bin ich auch hineingelaufen. Ich merkte, sie war irritiert, dass ich in die gleiche Richtung ging. In der Schlange der Mensa stand ich hinter ihr und wartete, um einen Kaffee zu bestellen. Ich habe Angst in ihren Augen gelesen. Sie fragte sich sicherlich: „Warum verfolgt er mich?“ und „Was macht er in der Mensa?“.  Sie stand noch neben mir, während sie auf ihre Bestellung wartete. Dann kam ich an die Reihe. Der Mensa-Angestellte fragte mich, was ich wolle und ob ich Student sei oder den normalen Preis bezahle. Ich erwiderte, dass ich kein Student sei. Das Mädchen hörte, was ich sagte. Als ich zu ihr schaute, sah ich große Angst in ihren Augen. Sie setzte sich an einen Tisch. Ich mich auch, an den gewohnten Platz meines Treffpunktes fürs Deutschlernen. Während ich saß, habe ich mir gedacht, dass ich mich ganz normal und wie üblich benehmen sollte.

Ich sagte mir, dass ich in Deutschland bin. Es tut mir wirklich leid, dass sie so empfindet. Das kann ich auch verstehen. Trotzdem sollte es mir nicht wichtig sein, was sie denkt, da ich keinen Fehler gemacht habe. Die Hauptsache ist, dass ich ihr nicht schade, ansonsten sollte es mir keine Kopfzerbrechen bereiten.

 

Share on facebook
Share on twitter
Share on google
Share on xing
Share on linkedin
Share on telegram
Share on email
Share on reddit
Share on whatsapp

Dir gefällt die Geschichte? Unterstütze das Magazin

Engagement ist unbezahlbar, aber ohne Geld geht es nicht. Damit wir weiter unabhängig arbeiten können, brauchen wir finanzielle Mittel. Mit deinem Beitrag machst du kohero möglich. Spende jetzt!

Selten war das Politische in der gesellschaftlichen Debatte so präsent wie heute. Gleichzeitig sind die damit verbundenen Herausforderungen enorm….
In Bochum – da fühlte sich Hiba Nasab bereits heimisch. Dann aber musste sie mit ihrer Familie nach Kassel…
Das Flüchtlingscafé in Eidelstedt ist ein Treffpunkt für Geflüchtete jeden Alters. Billy und die anderen Mitarbeiter*innen schenken dort aber…

Schreiben für ein Miteinander.

Wir freuen uns auf dich. Komm ins Team und werde ein Teil von kohero. Die Möglichkeiten der Mitarbeit sind vielfältig. Willkommen bei uns!

Kategorie & Format
Autorengruppe

Newsletter

Täglich. Aktuell. Mit Hintergrund. Bestelle jetzt unseren kostenlosen kohero-Newsletter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert



Abonniere unseren Newsletter

Erfahre zuerst von unseren Veranstaltungen und neuen Beiträgen. Kein Spam, versprochen!

Du möchtest eine Frage stellen?

Du möchtest uns untersützen?

Du möchtest Teil des Teams werden?

Du möchtest eine Frage stellen?

This website uses cookies to ensure you get the best experience on our website.