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Nachrichtenüberblick KW 6

Es gibt Neuigkeiten – und zwar so viele, dass man kaum hinterherkommt. Deshalb sammeln wir hier für dich die wichtigen Nachrichten der vergangenen Wochen. Diesmal geht es unter anderem um das Aufwachsen in zweisprachigen Familien, um die Grenzschutzagentur Frontex und um die gute Nachricht: mehr Menschen mit Migrationshintergrund wagen den Schritt in die Selbstständigkeit.

Nachrichtenüberblick KW 6

Deutschland

Migrationsgeschichte in Deutschland soll sichtbarer werden

Gut ein Viertel der Menschen in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. Ihre Geschichte soll nun sichtbarer werden: mit 49 Vorhaben möchte das Bundeskabinett die Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. So soll zum Beispiel Museen gefördert werden, um zu zeigen, dass Einwanderung Deutschland kulturell bereichert. Der öffentliche Dienst soll diverser werden und die Integration älterer Menschen durch Bewegungsangebote vereinfacht werden.
Mehr zu den Maßnahmen lest ihr auf rnd.de hier.

Studie zu Anerkennung ausländischer Qualifikationen

Laut einer Studie haben Migrant*innen, deren ausländische Abschlüsse anerkannt werden, deutlich bessere Chancen, eine Arbeit zu finden. Drei Jahre nach der Anerkennung liegt die Aussicht auf einen Job zu 25% höher als bei der Vergleichsgruppe ohne anerkannten Abschluss. Dieser positive Effekt ist langfristig zu beobachten und führt auch zu besserer Bezahlung: nach drei Jahren steigt der Tagesverdienst um etwa 20%.
Mehr zu der Studie findet ihr hier.

Ein Fünftel aller Kinder wächst fremdsprachig auf

2,4 Millionen Kinder und Jugendliche, etwa 18 Prozent aller Minderjährigen in Deutschland sprechen zuhause Türkisch, Arabisch, Englisch oder eine andere nicht-deutsche Sprache. Gerade bei jüngeren Kindern ist das der Fall, denn häufig wandern Menschen vor der Familiengründung ein. Zweisprachig aufzuwachsen, kann sehr bereichernd sein und stellt an sich keinen Bildungsnachteil dar. Wer am Ende die Möglichkeit hat, aufs Gymnasium zu gehen oder zu studieren, hängt viel eher vom Bildungsabschluss der Eltern ab: denn wer zuhause Unterstützung bei den Schulaufgaben erfährt, hat es im Unterricht auch leichter.
Mehr zur Studie über zweisprachige Haushalte und den Erfolg im Bildungssystem lest hier auf sueddeutsche.de hier.

Tausende Asylverfahren auf Eis gelegt

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hat 3.420 Asylverfahren von 8.252 Geflüchteten gestoppt, die in Griechenland anerkannt wurden und in Deutschland Asyl beantragt haben. Es begründet den Schritt mit dem europäischen Schutzstatus, den die Geflüchteten erhalten haben: sie seien damit aus aufenthaltsrechtlicher Sicht privilegiert. Die Einreise von Geflüchteten aus Griechenland ist seit dem letzten Sommer angestiegen. Das Oberverwaltungsgericht entschied am Beispiel eines Eritreers und eines syrischen Palästinensers, dass Asylanträge von in Griechenland anerkannten Schutzberechtigten grundsätzlich nicht als unzulässig abgelehnt werden dürfen.
Mehr zum Thema lest ihr auf evangelisch.de hier.

Rund 900 islamfeindliche Straftaten im Jahr 2020

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland mindestens 901 islamfeindliche Straftaten registriert, also Angriffe auf Moscheen, Drohbriefe und Angriffe oder Beleidigungen gegen muslimisch gelesene Menschen auf der Straße oder im Internet. 48 Menschen wurden bei den Übergriffen verletzt, die in den meisten Fällen von Rechtsextremen ausgingen.
Mehr dazu lest ihr beim WDR hier.

„Besondere Berücksichtigung“ statt Migrant*innen-Quote

Die Quote für Migrant*innen in Berlins öffentlichen Dienst, über die wir vor einigen Wochen bereits berichteten, kommt nun doch nicht. Beschlossen wurde stattdessen eine „besondere Berücksichtigung“ von Menschen mit Migrationshintergrund, wenn Stellen und Ausbildungsplätze besetzt werden. An Anteil von 35% bleibt dennoch das Ziel, wie die Integrationssenatorin Elke Breitenbach erklärte. Unter anderem werden ein Beirat für Sinti und Roma eingerichtet und die Einstellungsverfahren sollen mit Hinblick auf Menschen mit Migrationshintergrund anonymisiert dokumentiert werden.
Mehr zur Migrant*innen-Quote im öffentlichen Dienst Berlins findet ihr bei neues-deutschland.de hier.

Obergrenze für migrationsbedingte Zuwanderung deutlich unterschritten

Knapp 67.500 Menschen sind im vergangenen Jahr nach Deutschland eingewandert – eine Zahl, die deutlich unter dem im Koalitionsvertrag vereinbarten Umfang von 180.000 bis 200.000 Menschen liegt. Das Bundesministerium begründet den Rückgang der Zahlen im Vergleich zu den Vorjahren mit der Coronapandemie. Die Linke sieht darin jedoch auch die Ausmaße der Abschottungspolitik der EU.
Mehr dazu lest ihr beim Deutschlandfunk hier.

… und die Welt

Offener Brief von 400 Psycholog*innen fordert humanen Umgang mit Geflüchteten an EU-Außengrenzen

Mehr als 400 Psychologen und Psychologinnen aus ganz Europa haben in einem an europäischen Entscheidungsträger*innen gerichteten Brief gefordert, das Leid von Geflüchteten in Lagern an den Außengrenzen der EU nicht totzuschweigen. Auch mit Hinblick auf die Coronapandemie sei es möglich, hier ein positives Zeichen zu senden: „Das Problem der Flüchtlingslager ist leichter zu lösen als die Pandemie.“, sagt der Marburger Sozialpsychologe Ulrich Wagner. Die Traumatisierung und das Elend der Geflüchteten werde kollektiv verdrängt und erschwert es den Betroffenen, sich mit der Gesellschaft zu identifizieren, deren Mitglieder sie werden möchten.
Mehr zum Brief und den Forderungen der Psycholog*innen findet ihr hier.

Grenzschutzagentur Frontex soll aufgestockt werden

Frontex ist eine 2004 gegründete Agentur, die gemeinsam mit den EU-Mitgliedsstaaten die Außengrenzen der EU kontrolliert und illegale Migration verhindern soll. Im Zusammenhang mit einem 2020 beschlossenen „Migrationspakt“ baut Frontex nun seine Überwachung aus: dabei sollen unter anderem Drohnen, biometrische Daten und selbstlernende Systeme basierend auf künstlicher Intelligenz zum Einsatz kommen. So sollen Boote im Mittelmeer und schwer durchsuchbare Gebiete wie Wälder getrackt werden und Migrationsströme vorausgesagt werden, bevor sie überhaupt entstehen. Frontex stand bereits mehrfach in der Kritik, da Boote mit Geflüchteten im Mittelmeer abgedrängt und zurück in Länder wie Libyen geschickt werden, wo den Geflüchteten eine menschenunwürdige Behandlung droht.
Mehr zur Aufstockung von Frontex findet ihr bei derstandart.de hier.

Lage der syrischen Geflüchteten im Libanon

Im Libanon sind seit Beginn des Krieges in Syrien etwa 1.5 Millionen Geflüchtete untergekommen. Etwa 60.000 von ihnen leben in Arsal, einer Kleinstadt im Norden des Landes auf rund 1.000 Metern Höhe. Hier gibt es rund 145 provisorische Lager für die Geflüchteten, die dort bei bitterkalten Temperaturen in Zelten ausharren und oft kaum noch Ersparnisse oder Nahrungsmittel besitzen. Die miserable Lage des Lagers in Arsal ist stellvertretend für Asylpolitik der libanesischen Regierung, die in einer schweren Finanzkrise steckt und kurz vor der Kollabierung steht. Sie will verhindern, dass die syrischen Geflüchteten bleiben, daher werden die Geflüchteten in schlecht bezahlten Jobs ausgebeutet und müssen ständig fürchten, wegen einer fehlenden Aufenthaltserlaubnis verhaftet zu werden.
Eine Reportage zur Lage der Geflüchteten im libanesischen Arsa lest ihr hier.

Die gute Nachricht!

Immer mehr Selbstständige und Gründer*innen mit Migrationshintergrund

Unternehmer*innen mit Migrationshintergrund sind Hoffnungsträger der Wirtschaftspolitik, wie ein Bericht des Institut für Mittelstandsforschung zeigt. Seit 2005 hat die Zahl der Selbstständigen mit ausländischen Wurzeln um eine Viertelmillion auf mehr als 790.000 zugenommen. Damit hat jede*r fünfte Unternehmer*in einen Migrationshintergrund. Heute gründen Migrant*innen verstärkt im Ingenieursbereich, in der Forschung und in technologie-orientierten Bereichen. Auch die freien Berufe, also Kulturschaffende, Steuerberater und Mediziner sind vertreten. Migrantische Unternehmen können dabei auf internationale Beziehungen, Sprach- und Landeskenntnisse bauen, die andere Gründer*innen nicht besitzen.
Mehr zum Thema Migration und Selbstständigkeit lest ihr im Bericht des IfM hier.

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Emily ist Wahlhamburgerin, Sinologiestudentin und außerdem begeistert von Sprache und Politik. Bei kohero möchte sie diesen beiden Leidenschaften zusammenbringen und mehr über Migration und die Herausforderungen, denen Menschen dabei begegnen, lernen. Sie schreibt Artikel und arbeitet am Newsletter mit.

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