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Sarab – Liebe zwischen Orient und Okzident

Sarab -  eine exotische Liebesgeschichte, die sich mit den historischen Vorfällen verbindet und mit ihnen verstrickt ist?  Das Buch ist gekonnt geschrieben, einfühlsam und kenntnisreich. Doch es bleiben Fragen.

Sarab - Liebe zwischen Orient und Okzident

„Der Fanatismus ist das tödliche Metronom, ohne dass die Wiegenlieder des Terrors nie erklängen.“ (Peter Rudl)

Ist dieses Buch die Beschreibung eines terroristischen Aktes? Eine Seelenbeschreibung zweier junger Menschen? Ein morbider Liebesroman, versteckt hinter politischem Gewand? Ein Abenteuerroman gewürzt mit ein paar Prisen von Gewalt und Erotik?

Bringt es uns Aufklärung über den Fanatismus von Korangläubigen? Über den Fanatismus im Allgemeinen und über religiöse Manipula- tionen? Macht er die naive Leichtgläubigkeit der Menschen nachvollziehbar, die sich nach Reinheit und Sicherheit sehnen, nach Gott?

Zwei Menschen – gefangen in ihren inneren Käfigen

Bleiben wir bei den Fakten: 1979 wurde in Mekka der Heilige Ort des Islam von salafistischen Kämpfern erobert. Pilger aus aller Welt wurden Opfer und Geiseln von Männern, die glaubten, den Mahdi gefunden zu haben und ihn als neuen Herrscher der Welt auf den Thron bringen wollten. Der Mahdi, der Erlöser, der in der Endzeit erscheinen, Gerechtigkeit auf die Erde bringen und das Unrecht auf der Welt beenden sollte. Mahdi – im Judentum der Messias, im Christentum Jesus.

Der Roman beschreibt die fünf Tage der Besetzung. Und bringt das Beduinenmädchen Sarab und den französischen Soldaten Raphael zusammen. Beide leben in ihren inneren Käfigen, dem westlichen und dem orientalischen. Sie gehen zusammen nach Paris. Wir erleben das Herantasten des Beduinenmädchens an die „Freiheit“. Aber immer wieder blinken Relikte aus ihrer Vergangenheit auf: die zwanghafte Sucht nach seelischer und körperlicher Reinheit. Immer wieder tauchen die Toten des Kampfes auf. Auch Raphael wird gequält von Bildern seiner Greueltaten, verbrämt mit Heldenmut und Soldatenehre.

Die Botschaft, der Mahdi sei in Mekka erschienen, wurde von den Pilgern nicht mit frenetischem „Allahu akbar, Gott ist der Größte“, begrüßt. Sondern mit Angst und dem einzigen Gedanken, dem Tod zu entfliehen. Es gab kein Entrinnen. Auch der „Mahdi“ war nur ein Sterblicher.

Eine intensive Lektüre – und viele Fragen bleiben

Beschreibungen der Todeskämpfe, des Blutrausches. Als ob dies ein Zeichen des Lebendigseins wäre. Wieso glauben Fanatiker, ihr Weg sei der einzig wahre Weg zum Paradies? Warum dieser besessene Glaube des Auserwähltseins? Woher nehmen sie das Recht menschliche Lebewesen auszumerzen? Und den Glaube an das Paradies? Und wozu?

Beduinenmädchen trifft auf männliche „Tötungsmaschine“. Beides kann uns Angst machen. Denn beide sind charakterisiert durch blinde Gefolgschaft. Die inneren Kämpfe der beiden sind recht gut ausgeleuchtet und doch springt der Funke des Nachvollziehbaren nicht über. Sie bleiben fremd. Sollen sie die Wunden von Okzident und Orient versinnbildlichen?

Ein Roman aus einer anderen Welt, oft überfrachtet, in vielem zu unglaubwürdig, zu unwahrscheinlich. Aber was ist heute schon glaubwürdig oder wahrscheinlich? Eine intensive Lektüre: eine Liebesgeschichte, die sich mit den historischen Vorfällen verbindet und mit ihnen verstrickt ist. Gekonnt geschrieben, einfühlsam und kenntnisreich. Ein exotischer Liebesroman. Aber: Eine Verschlankung des Textes wäre dem Gesamten zuträglich.

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