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Unsere Nachbarn sind so unsympathisch

Der Hamburger Wohnungsmarkt ist hart. Für viele Menschen ist es kaum möglich, eine Wohnung zu finden, die ihren Bedürfnissen entspricht. Unsere Vermutung: Für Geflüchtete ist die Wohnungssuche besonders schwierig. Deshalb haben wir bei Geflüchteten nachgefragt, die schon ein paar Jahre in Deutschland leben. Unsere Interviewreihe "Und wie wohnst du?".

Sorour ist 19 Jahre alt und kommt aus dem Iran. Mit ihrer Familie lebt sie in einer Dreizimmer-Wohnung in Harburg.


Die Anstalt des öffentlichen Rechts fördern und wohnen (f & w) gibt nach eigener Aussage „wohnungslosen Menschen ein Dach über dem Kopf und hilft ihnen, wieder Fuß zu fassen“. Unter der Trägerschaft der Stadt Hamburg stellt f & w in 107 Unterkünften Wohnraum für insgesamt 34.063 Geflüchtete und Wohnungslose zur Verfügung (Stand: Juli 2020). Einige weitere Standorte fokussieren die Unterbringung von Senior*innen und Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder psychischen Leiden. Das Leistungsspektrum umfasst die Bereitstellung von Erstaufnahmeeinrichtungen, die entgeltliche Überlassung von Wohnraum, eine medizinische Versorgung, Verpflegung sowie Beratung bei Behördenangelegenheiten.

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Kannst du mir was über deine aktuelle Wohnung erzählen? Wohnst du allein oder mit anderen? Gefällt es dir dort?

Ich wohne mit meiner Familie in einer Dreizimmer-Wohnung. Ich mag diese Wohnung, weil sie uns vor der Flüchtlingsunterkunft gerettet hat. Das heißt, sie ist die allererste Wohnung, die wir in Deutschland gemietet haben. Mir gefällt es, dass unsere Gegend relativ ruhig ist.

Was magst du am meisten an deiner Wohnung?

Ich mag, dass die Wohnung in der Nähe der Bushaltstelle ist. Ich muss morgens nicht so viel laufen, um den Bus zu erreichen, obwohl das meistens trotzdem nicht klappt, weil ich oft zu spät bin.

Was magst du am wenigsten an deiner Wohnung?

Ich finde es ärgerlich, dass unsere Nachbarn so unsympathisch sind. Sie beschweren sich immer direkt bei unserem Vermieter wegen Kleinigkeiten wie den Geruch des Essens. Sie verstehen nicht, dass man mit einem anderen kulturellen Hintergrund auch mal etwas anderes als Kartoffeln isst. Oft kommt eine Nachbarin ohne unsere Erlaubnis in unseren Garten und kritisiert, wie wir die Pflanzen gießen. Vor dem Umzug hat uns unser Vermieter erzählt, dass die Nachbarn nicht so begeistert waren, dass wir Geflüchtete sind. Ehrlich gesagt denke ich, dass das Problem weder unser Essen noch das richtige Gießen der Blumen ist.

Was bedeutet deine Wohnung für dich?

Diese Wohnung bedeutet für mich, dass ich mich nach einer stressigen Zeit an einem Ort ausruhen kann, wo man mich mit meinem Kater und meinen Büchern in Ruhe lässt. Das ist jedoch meistens nicht der Fall, weil ich zu Hause die Briefe verschiedener Ämter lesen und beantworten muss, die die Flüchtlinge nicht in Ruhe lassen.

Wie erlebst du den Kontakt zu Verantwortlichen wie Hauswarten oder Vermieter*innen?

Gott sei Dank, habe ich davon nicht viel, sonst wäre ich längst irre.

Wie viele Quadratmeter hast du zur Verfügung?

Wir haben ca. 83 Quadratmeter zur Verfügung.

Wie fühlt es sich an, in Hamburg eine Wohnung zu suchen?

Dazu kann ich nur sagen, die Suche nach einer Wohnung in Hamburg ist genau so kompliziert, stressig und sinnlos langwierig wie ein Asylantrag. Wenn man Glück hat, findet man nach ein paar Monaten das Dach über dem Kopf. Sonst muss man ewig auf ein Wunder warten.

Willst du in den nächsten Jahren hierbleiben?

In dieser Wohnung bleiben wir nur bis zum Ende Oktober. In Hamburg bleibt meine Familie sicherlich. Ich bleibe bis April in Hamburg und dann schaue ich, wo ich Zusagen zum Studium bekomme.

In Studien ist klargeworden, dass Menschen mit Nachnamen wie Müller, Maier oder Schmidt in Deutschland viel einfacher Wohnungen finden. Was denkst du darüber? Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht?

Nach meiner Erfahrung mit meinen jetzigen Nachbarn glaube ich das auch. Das ist leider sehr traurig. Ich weiß leider nicht, wie sich die Lage künftig ändert, falls sie sich ändert. Ich hoffe nur, dass das Finden einer Wohnung in Hamburg irgendwann für Menschen mit Nachnamen wie meinem einfacher wird. Hoffen darf man ja.

 


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Autorengruppe
Natalia studiert Modejournalismus und Medienkommunikation in Hamburg. Besonders gerne schreibt sie über (und mit!) Menschen, erzählt deren Lebensgeschichten und kommentiert gesellschaftliche Themen. „Ich arbeite bei kohero, weil ich es wichtig finde, dass die Geschichten von Geflüchteten erzählt werden – für mehr Toleranz und ein Miteinander auf Augenhöhe.“  

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