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Die neue Mauer

Keiner spricht es richtig offen aus, aber es wird in vielen politischen und bürgerlichen Kreisen gedacht:

wir müssen uns vor den flüchtenden Massen aus Afrika und dem Nahen Osten schützen. Die jüngsten einschüchternden Maßnahmen von Politikern, welche die Rettungsaktionen einiger NGOs verhindern sollen, sprechen für sich. Die Flüchtlinge sterben weiter auf dem gefährlichen Weg über das Mittelmeer. Ohne, dass mutige und umfassende Entscheidungen getroffen werden.
Die bisher veröffentlichten Pläne einiger europäischer Länder, Hilfe dort zu leisten, wo sie gebraucht wird, sind schlicht und einfach zu wenig. Weil viele der betroffenen Länder über keine oder nur fragile staatliche Strukturen verfügen.

Die afrikanischen Länder brauchen unsere Unterstützung

Die Kongo-Konferenz 1884 in Berlin bedeutete den Startschuss für die Aufteilung des afrikanischen Kontinents durch die führenden europäischen Mächte. Doch dieser erste Raubzug gibt nicht alle notwendigen Erklärungen, um die negative Entwicklung bis zur heutigen Situation einzuschätzen – oder gar vollends zu verstehen. Aber diese erste kolonialistische Bewegung auf dem schwarzen Kontinent brachte eine verheerende Verschiebung von Ländern und Ethnien, die einen Bruch der vorhandenen Strukturen zur Folge hatte. Und die tragischen Ergebnisse können wir noch heute beinahe täglich beobachten, gepaart mit schweren Folgen einer katastrophalen Landwirtschaft– und Umweltpolitik.
Es liegt im Interesse der entwickelten Ländern, vor allem der europäischen, sich über eine neuartige umfassende Lösung zu einigen. Ähnlich dem Marshall-Plan für Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg, auch wenn er auch ökonomische und geopolitische Ziele verfolgte. Aber er hatte geholfen, um einem fast ruinierten Land neue Perspektiven und Strukturen zu verleihen. Und genau das brauchen jetzt viele afrikanische Länder. Länder, die sich nicht mehr helfen können.

Es wäre einfach, dem Ruf der Populisten zu folgen

Diese sind nicht meine Worte, sondern die eines Mannes, der selten in der Öffentlichkeit auftritt. Gerd Müller, Minister für Entwicklungshilfe. Er bezeichnet sich als konservativ, plädiert aber vehement für eine Neuordnung in unseren Verhältnissen mit den – vorwiegend – afrikanischen Nachbarn. Es wäre recht einfach, dem Ruf der Populisten zu folgen und im Stillen eine Abschottung Europas herbei zu wünschen. Ein paar Länder haben diese egoistische und dumme Haltung bereits umgesetzt, die sicherlich keinen Erfolg mit sich bringen wird. Keiner kann als einzelner Staat überleben, denn wir sind alle Teilnehmer in einem gigantischen, globalisierten Netz von wirtschaftlichen und informativen Wellen. Um Gerd Müller zu zitieren: „Wir können die Augen aufmachen und etwas unternehmen. Oder wir können die Augen schließen und mit den Konsequenzen leben“.
Die zweite Möglichkeit würde unser Gewissen mit jedem Toten auf dem Mittelmeer belasten.
Bis zum bitteren Ende.

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Leonardo De Araujo
Leonardo De Araujo, geboren in Rio de Janeiro, Brasilien lebt seit etwas mehr als 30 Jahren in Deutschland, vorwiegend in Hamburg. Nach einigen Berufsjahren in Werbeagenturen hat er 35 Jahre in der Fernsehproduktion gearbeitet. Nebenbei hat er sich auch als Drehbuchautor und Fotograf beschäftigt – und für das Flüchtling-Magazin, heute kohero, geschrieben.

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Eine Antwort

  1. Es sind auch viele Flüchtlinge in Deutschland dafür, dass die Grenze – außer beim eigenen Familiennachzug – dicht gemacht wird. Nach dem Motto: Ich bin drin – die anderen sollen draußen bleiben!

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