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Der Weg ist lang, aber nicht unmöglich

Ziele scheinen oft unerreichbar, doch Nema zeigt uns wie sehr es sich auszahlt, wenn man bereit ist den vermeintlich schwierigen Weg zu gehen. Mit Entschlossenheit und bemerkenswertem Ehrgeiz hat sie die deutsche Sprache gelernt und macht nun ihr Abitur nach, um sich ihren Traum zu erfüllen: Hebamme zu werden. 

Foto: Alice Donovan Rouse on Unsplash

Ich bin Nema, ich komme aus Damaskus, Syrien. Von dort kam ich vor vier Jahren in ein kleines Dorf in der Nähe von München. Zwei Jahre habe ich in diesem Dorf verbracht und in dieser Zeit hatte ich nur ein einziges Ziel: die deutsche Sprache lernen. Ich besuchte einen Sprachkurs, aber darüber hinaus fand ich nur zu sehr wenigen Menschen Kontakt. Wahrscheinlich fiel mir deshalb der Anfang so schwer. Als ich nach Bochum kam, wurde vieles für mich einfacher. In der Zwischenzeit hatte ich geheiratet, ich besuchte weiter Sprachkurse und mein Deutsch wurde immer besser. Aber irgendwie hatte ich kein Ziel mehr vor Augen.

 

Wie ich meinem Traum begegnete

Eines Tages brauchte eine schwangere Freundin von mir meine Hilfe: Weil sie noch kein Deutsch sprach, begleitete ich sie in den Kreißsaal. Ich erlebte zum ersten Mal eine Geburt. Im Raum lag eine schwere Angst, Sorgen drängten hinein, Wehenschreie – und dann Tränen, aber dies waren Tränen des Glücks, denn das Baby war irgendwann da. Ich fühlte mich vollkommen. Die Tränen sah ich auch auf dem Gesicht der Hebamme, sie fühlte das Glück ebenfalls. Sie hatte etwas Großartiges vollbracht. Und da spürte ich auf einmal ein neues Ziel vor meinen Augen: Ich möchte Hebamme werden.

Einige Monate nach diesem Erlebnis war ich selbst schwanger mit meinem ersten Baby. Ich hatte schon eine Ahnung von den Gefühlen, die mich erwarteten, zwischen Sorgen und Glück. Neun Monate vergingen schnell und ich war wieder im Kreißsaal. Die Schmerzen habe ich dieses Mal auf eine andere Weise gespürt… Aber das Glück in meinem Bauch war stärker als die Schmerzen und ich war gespannt darauf, mein erstes Kind zu sehen.

 

Der Weg vor mir

Die Hebamme, die mich begleitet hat, war sehr nett und mir eine sehr große Hilfe. Sie hat mir viel Energie gegeben. Dann endlich hörte ich das erste Weinen, den ersten Schrei meines Babys. Mein Engel ist da! Er heißt Karam. Und mit ihm wächst mein Traum weiter, eines Tages als Hebamme arbeiten zu können. Karam ist heute 13 Monate alt und es ist Zeit für mich, meinen Traum zu leben. Ich habe schon damit angefangen. Zuerst muss ich mein Abitur machen. Ich weiß, dass der Weg lang ist, aber er ist nicht unmöglich. Ich werde ihn gehen.


Dieser Text erschien 2019 in der 15. Ausgabe der Zeitung „Neu in Deutschland“ (nid)
Nema Albahri (22) besucht in Bochum ein Weiterbildungskolleg.
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