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Beinbrüche und andere Missverständnisse

Hier beginnt unser Autor Ayoub, ehemals Anwalt in Syrien und seit 2015 in Hamburg, mit einer kleinen Gruppe von Mitgliedern von start-with-a-friend eine Reihe. Die Gruppe sammelt kleine Erlebnisse, die Menschen im Alltag aufgrund verschiedener Sprachen, Kulturen und Generationen passieren. Kleine Fehler, die zu Missverständnissen führen, die uns lächeln lassen, wenn sie sich aufklären.

Wir leben in einer sich schnell entwickelnden Welt. Trotz der Verfügbarkeit von Wissensquellen in allen Bereichen, haben die Unterschiede zwischen den Gemeinden z.B. auf dem Land und in der Stadt, von Generation zu Generation, aufgrund unterschiedlicher Sprache und Kultur zugenommen.

Sprach-Hindernisse der anderen Art

Nach 2015 sind viele Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern nach Europa gekommen, die deshalb natürlich auch unterschiedlichen Kulturen angehören. Zuerst war die Sprache die große Schwierigkeit für die Kommunikation zwischen verschiedenen sprachlichen Gruppen. Dann, nachdem das Sprachproblem teilweise überwunden war, gab es Hindernisse anderer Art.

Hier möchte ich versuchen, auf diese Probleme zu zeigen, damit wir stärkere Beziehungen aufbauen können, um die verschiedenen Kulturen besser zu verstehen.

Missverständnisse zwischen Nord- und Süddeutschland

Meike aus Norddeutschland erzählt: „Ich wurde in Stuttgart gefragt, was ich vor meinem Umzug von Norddeutschland nach Stuttgart „geschafft“ hätte. Ich fand die Frage merkwürdig. Wollten sie wissen, was ich in meinem Leben erreicht habe? Ich wusste nicht, dass in Süddeutschland das Wort „schaffen“ ein Synonym für „arbeiten“ ist. (Was man allerdings schnell lernt!) „Schaffen“ heißt in Norddeutschland: „erreichen“, „schaffen“ in Süddeutschland bedeutet: „arbeiten“.

Meike erzählte auch: „Ich wurde in Stuttgart bei der Arbeit gefragt, ob ich mein „Vesper“ dabei habe. Ich antwortete: „ Ich habe doch keine Vespa!“ Wieder wusste ich nicht, das in Süddeutschland das Wort „Vesper“ Pausenbrot bedeutet, was in Norddeutschland „Stulle“ heißt.

„Lustige Ostern“

Nun eine Geschichte, die mir selbst passierte: Am Karfreitagvormittag habe ich die Glückwünsche „Frohe Ostern“ an meine deutschen Freunde geschickt und auf ihre Beantwortung gewartet. Nur drei Freunde antworteten mir. Nach ein paar Tagen habe ich im Internet gelesen, dass Karfreitag ein trauriger Tag für Christen ist und erst die Ostertage danach frohe Tage sind. Außerdem ist hier in Deutschland das Osterfest ein Fest für die Kinder in der Familie. Das weiß ich jetzt. Aber wie meine anderen deutschen Freunde meine Grüße damals fanden, weiß ich bis heute nicht.

Brasilianische Uhrzeit

Susanne erzählte uns über einen Unterschied in der Kultur: „Meine brasilianische Freundin hat zu ihrer Geburtstagsparty ab 18 Uhr eingeladen. Ich klingelte fünf Minuten nach 18 Uhr an der Tür. Die Freundin machte im Bademantel auf, sie war noch unter der Dusche und nichts war fertig vorbereitet, denn nach brasilianischer Zeit kommt Niemand vor 20 Uhr, auch wenn es in der Einladung ab 18 Uhr heißt.“

Darum: Deutsche Zeit heißt Pünktlichkeit, also genau zu der angegebenen Zeit oder höchstens eine Viertelstunde zu spät sein. Brasilianische Zeit bedeutet: Auf jeden Fall später kommen als angegeben.

Ein deutsches Sprichwort

Die Mutter von einem Freund  von mir erzählte uns, wie sie einer Kollegin aus der Tschechischen Republik, viel Erfolg wünschte. Sie sagte zu ihr: „Ich wünsche dir Hals- und Beinbruch.“ Die Kollegin war ganz verwundert und fragte: „Warum wünschst du mir: Brich dir die Beine?“ Sie kannte das Sprichwort nicht, mit dem man sich hier viel Erfolg wünscht.

Wenn auch sie, liebe Leser und Leserinnen eine ähnliche Situation erlebten oder solche Probleme in ihrem Leben hatten, können sie mir diese gerne an mzherayob@gmail.com schreiben. Wir planen eine Veröffentlichung all dieser kurzen Missverständnis-Geschichten in einem Heft.

Ayoub Mezher und Angham Mezher sind Teilnehmer im MURAL-Projekt (mutual understanding, respect and learning). MURAL ist ein europäisch gefördertes Projekt vom British Council, in dem sich engagierte Menschen in ihren Communities für mehr Verständnis, Respekt und gegenseitiges Lernen einsetzen. Das Projekt wird von transfer e.V. koordiniert und findet in Zusammenarbeit mit Start with a Friend statt.

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