Manche Steine gehören zur Geschichte des assyrischen Reichs, manche zur babylonischen Kultur, zur byzantinischen Zivilisation, zur islamische Zivilisationen. In der Bibel wird Damaskus erstmals im 1. Buch Mose Kapitel 14, Vers 15 erwähnt. All diese Kulturen sind Teil der Geschichte von Damaskus.
Damaskus und Jasmin – beides gehört zu mir
Ich habe Damaskus als meine Heimat empfunden, weil ich dort gelernt habe, den Jasmin zu atmen. Jasmin ist für mich nicht nur ein Parfüm oder ein Duft. Jasmin ist für mich untrennbar mit der Stadt Damaskus und ihrer Geschichte verbunden. Damaskus ohne Jasmin oder Jasmin ohne Damaskus – das geht für mich nicht. Beides gehört zu mir und zu meiner Geschichte.
Ich habe Damaskus verlassen, weil sie mich vertrieben hat. Als die Kinder von Damaskus ihre Freiheit gefordert haben, taten sie das aus tiefer Sehnsucht und mit ihrer Stimme. Aber der Mann, der glaubte, unser Kalif zu sein, konnte seinen Sklaven keine Freiheit erlauben. Er brachte uns nur Tod und Zerstörung mit seinem Schwert und mit seinen Waffen. Die Kinder von Damaskus sahen keinen anderen Weg, als ihre Geschwister zu ermorden. Und der Fluss Barada hat seine Farbe gewechselt. Er färbte sich rot, als unser Blut in den Fluss lief. So wurde Damaskus zu einer trauernden Mutter. Und sie hat ihre Kinder bestraft. Meine Strafe war, dass ich sie verlassen musste. Ich fuhr nach Istanbul und ich fand da meine neue Heimat, die sich wie meine alte Heimat Damaskus anfühlte. Istanbul ähnelt Damaskus, weil das osmanische Reich versuchte, Damaskus nachzuahmen. Seinerzeit kamen viele damaskische Handwerker nach Istanbul. Dort habe ich zwar keinen Jasmin gefunden, dafür aber Tulpen, eine gleiche Kultur und gleiche Gedanken.
Meine neue Heimat – das sind jetzt meine Freunde
Seit zwei Jahren lebe ich nun in Hamburg und noch vor kurzer Zeit habe ich Damaskus so sehr vermisst, weil sie meine Heimat war. In meiner Kultur ist die Heimat ein Ort und wir gehören zu diesem Ort durch unsere Gefühle, unsere Geschichte, unsere Zukunft. Aber durch mein Fremdsein hier habe ich etwas anderes kennen gelernt: Vor kurzer Zeit bin ich durch schlechte Fakenews über mich sehr verunsichert worden. Ich hatte Angst, verstand nicht, warum mir das passiert ist, machte mir Gedanken, ob ich überhaupt weiter in Deutschland leben könnte.
Aber durch diese schlimme Geschichte entdeckte ich plötzlich eine neue Heimat: Meine Freunde haben mich unterstützt, sie haben mir Stärke gegeben. Meine Freunde wurden zu meiner neuen Heimat. Heimat ist für mich jetzt mehr ein Gefühl als ein Ort. In dieser neuen Heimat konnte ich mich selbst finden. Ich habe jetzt kein Heimweh mehr, weil ich zu Euch, meine Freunde, gehören darf.
Dieses Jahre endet bald. Aber ich werde nicht vergessen: 2017 war das Jahr, in dem ich eine neue Heimat finden konnte – und natürlich meinen Traum: das Flüchtling-Magazin. Beide werden auch in dem neuen Jahr mit mir sein.
Ich wünsche Euch ein schönes neues Jahr – mit Liebe, Freunden, Heimat.
Eine Antwort
Hussam, ich habe geweint als ich deinen Artikel gelesen haben. Vielen Dank dafür.
Liebe Grüße
Andrea