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Liberalismus in der arabischen Welt

Der syrische Machthaber Al-Assad erklärt den modernen Liberalismus als Feind der Gesellschaft. Ein Kommentar von Husamm Al Zaher dazu wie wichtg eine Diskussion zu dem Thema ist und welche Chance die sozialen Medien in diesem Zusammenhang bieten.

Liberalismus und die arabische Länder

Gegen die Werte der syrischen Gesellschaft

In der letzten Rede vom syrischen Machthaber Al-Assad, die er während seiner Teilnahme an der erweiterten regelmäßigen Sitzung des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten in der Al-Othman-Moschee am 7. Dezember gehalten hat, erklärte Al-Assad den modernen Liberalismus zum Feind der Gesellschaft. Er sagte, der Liberalismus habe den Terror unterstützt und er sei gegen den Glauben und die Religion. Al-Assad unterschied dabei zwischen dem Liberalismus und dem modernen Liberalismus. Der erste sei okay, aber der zweite sei gegen die Werte der syrischen Gesellschaft. Zum Beispiel, weil er für die Ehe für alle ist oder weil er den Fokus auf die einzelne Person legt, nicht auf die Familie.

Das ist interessant, weil Al-Assad in London studierte und als der “moderne Präsident” erwartet wurde, als er 2000 die Macht übernommen hat. Aber heute kritisiert er den modernen Liberalismus und auch die westlichen Werte vor den syrischen Imamen.

Die Frage ist, warum Al-Assad jetzt den modernen Liberalismus als Feind präsentiert?

Meine Meinung ist, dass er diese neue Position nicht nur eingenommen hat, weil er jetzt mit Russland und dem Iran befreundet ist (und auch von ihnen abhängig ist), welche beide gegen diese Werte einstehen, sondern auch weil viele junge und oppositionelle Syrer*innen jetzt im Exil leben und für die Freiheit aufrufen. Sie rufen nicht nur gegen die Diktatur auf, sondern auch für die Freiheit für alle, auch für die von Minderheiten wie schwulen und lesbischen Menschen.

Al-Assad vermischt mit Absicht unterschiedliche Begriffe wie „Islam“, „Terrorismus“, „neuer Liberalismus“, „Säkularität“. Damit drückt er aus, dass eine Gefahr nicht gegen ihn, sondern gegen die Gesellschaft und die Religion besteht. Deswegen bittet Al-Assad um die Hilfe der Imame, um die drei Gefängnisse der Gesellschaft zu erhalten: die Regierung, die Religion und die Traditionen. 

Die Geschichte vom Liberalismus in der arabischen Welt

In Syrien und anderen Arabische Länder haben nicht viele ein tiefes Wissen vom Liberalismus. Seit der Zeit des Kolonialismus sehen viele eine Verbindung zwischen Liberalismus, europäischen Ländern und dem Kolonialismus. Sie haben gelernt, dass das Erste als das Ergebnis des Zweiten kam.

In der Zeit des kalten Kriegs herrschte in arabischen Ländern vor allem eine konservative Politik, die auch von den USA unterstützt wurde. Diese war auch gegen den Liberalismus in den gesellschaftlichen Werten. Ein Beispiel ist Saudi Arabien, ein Land das auf dem Weg der Entwicklung war, bis zur Krise 1979, wonach es viel konservativer und strenger wurde. Und wie wir alle wissen, wurde dieser politische und religiöse Konservatismus (Wahhabismus) nach dem kalten Krieg in vielen arabischen Ländern verbreitet.

Die Länder die mit einer linken, sozialistischen Politik von der Sowjetunion  unterstützt wurden haben sich auch gegen die liberalen Werte gestellt. Doch sie erschufen den Liberalismus und den Kolonialismus, denn aus dem Liberalismus entsteht Kolonialismus und aus dem Kolinialismus wiederum der Liberalismus.

Deswegen haben wir als Araber*innen und auch als Syrer*innen den Liberalismus nicht richtig kennengelernt. Auf jeden Fall nicht genug, um darüber miteinander diskutieren zu können. Zudem darf es keine Diskussionen in einem diktatorischen System geben.

Eine Zukunft für die Freiheit

Am Ende sehe ich eine große Chance für die syrischen Exilanten und Exilantinnen, die jetzt in einem demokratischen System leben. Im Laufe der Zeit werden sie mit Hilfe der sozialen Medien große Diskussionen in ihren Communitys anstoßen. Das Problem dabei bleibt, dass wir als Menschen den Begriff „Liberalismus” einfach als Freiheit für alle verstehen. Leider diskutieren wir aber nicht genug untereinander darüber, was unsere Definition und Geschichte mit dem Begriff ist. Wir können das schaffen, mit Geduld, Toleranz und viel, viel Bildung.

 

 

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Hussam studierte in Damaskus Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen. Parallel dazu arbeitete er als schreibender Journalist. Seit 2015 lebt er in Deutschland. Er ist Gründer und Chefredakteur von kohero. „Das Magazin nicht nur mein Traum ist, sondern es macht mich aus. Wir sind eine Brücke zwischen unterschiedlichen Kulturen.“

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